Sie lachen, spielen und toben – Kindern ist oft nicht bewusst, wie laut sie sind. Was bei Kindern Ausdruck von Lebensfreude ist, kann die Kita-Beschäftigten krank machen.
Illustration mit spielenden Kindern auf einem Spielplatz.

Was haben Heavy-Metal-Musik und ein tropfender Wasserhahn gemeinsam? Beides kann – je nach persönlichem Empfinden – Lärm sein. Denn der ist laut Umweltministerium definiert als „jedes unerwünschte laute Geräusch“. Lärm hat also nicht nur mit dem messbaren Schallpegel, sondern auch mit persönlichem Empfinden zu tun.

Stressfaktor Lärm

Auch wenn der durchschnittlich gemessene Lärmpegel in Kitas keine dauerhaften Gehörschäden verursacht: Lärm ist einer der stärksten Stressfaktoren für pädagogische Fachkräfte in Kitas. Dies zeigt sich auch häufig in den vom Kita-Träger veranlassten Gefährdungsbeurteilungen. Dauerhafter Stress wirkt sich belastend auf Körper und Psyche aus – das Risiko für psychosomatische Beschwerden, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Tinnitus, aber auch häufige Infektionskrankheiten wie Erkältungen erhöht sich langfristig.

Lärm ist nicht nur ein Gesundheitsproblem. Er stört auch die Kommunikation in den Gruppen und reduziert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Kinder. Die lärmbedingte schlechte Sprachverständlichkeit behindert das Lernen und somit die altersgerechte (Sprach-)Entwicklung insbesondere von Krippenkindern, Kindern mit Migrationshintergrund oder Aufmerksamkeitsschwierigkeiten.

 

Kurz
gesagt!

  • Lärm ist der größte Stressfaktor in der Kita
  • Entwicklung der Kinder kann beeinträchtigt werden
  • Mehr Ruhe durch technische, organisatorische und pädagogische Maßnahmen

 

Lärmprävention

Wie überall, wo Kinder gemeinsam lernen und spielen, wird es laute Momente geben. Dennoch ist gesundheitsschädlicher Dauerlärm kein unabwendbares Schicksal für Erzieherinnen und Erzieher. Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Ruhe in die Kita zu bringen.

Technische Maßnahmen

  • fachgerechter Einbau von Akustikdecken und gegebenenfalls Wandabsorbern
  • Filz oder Teppichstücke für Unterseiten von Fensterbänken, Regalbrettern, Tischen und Stühlen oder für die Rückwände von freistehenden Schränken und Regalen
  • gummierte Tischdecken beim Mittagessen
  • Trittschalldämmung für erhöhte Spielebenen und ihre Zugänge
  • Teppiche in besonders lauten Bereichen wie Bauecken
  • mit Filz oder Teppichboden ausgelegte Spielzeugkisten
  • Bauklötze aus Schaumstoff
  • geräuscharme Bälle für Tischkicker oder Tischtennis
  • Schallschutztüren für Ruheräume

Die dargestellten technischen Veränderungen müssen Hand in Hand gehen mit organisatorischen und pädagogischen Maßnahmen.

Pädagogische und organisatorische Maßnahmen

  • statt mit lauter Stimme gegen den Lärm anzureden, Aufmerksamkeit herstellen und Ruhe abwarten
  • vereinbarte „Laut- und Leisezeit“ für Kinder
  • pädagogisch begleiteter Einsatz von Messgeräten mit optischer Anzeige wie zum Beispiel eine Lärmampel (einige Unfallversicherungsträger verleihen diese)
  • Einsatz von Ruhezeichen, Triangel oder Klangschale als Signal
  • Einbeziehung aller Räume für die Schaffung von Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten
  • laute Aktivitäten möglichst in schallisolierten Räumen
  • möglichst viele Aktivitäten im Freien
  • begrenzte Kinderzahl für bestimmte Bereiche
  • häufiges Arbeiten in Kleingruppen
  • keine Abholzeit in der Mittagszeit
  • in der Mittagszeit Umschaltung der Telefongespräche auf Anrufbeantworter
  • Entzerren der Essenszeiten nach Gruppen
  • die eigene Lautstärke hinterfragen
  • die Kinder einbeziehen und fragen, wann es ihnen zu laut ist

SPIELE, RITUALE UND REGELN

  • klare Grenzen setzen (zum Beispiel „Wir fallen uns nicht ins Wort“)
  • gemeinsam mit den Kindern Regeln erarbeiten und diese zusammen gestalterisch, zum Beispiel in Form von Bildern, darstellen
  • gemeinsame Gruppenarbeit zum Thema Lärm
  • Spiele wie „Schlafkönig“ oder „Schreikönig“
  • Einsatz von „Lärmdetektiven“
  • Rituale für den Raumwechsel: die Erzieherin/den Erzieher nachmachen, schleichen, Fingerspiele, Reim, singen
  • Gesten, Zeichen, akustische Signale vereinbaren: Erzählstein, „Mund zu, Ohren auf, pscht …“, Glocke, Triangel …

Darüber hinaus sollten sich Erzieherinnen und Erzieher zwischendurch immer mal wieder kurze Auszeiten zum Durchatmen nehmen. Gemeinsame Entspannungsübungen mit den Kindern stärken die Nerven von Groß und Klein.

 

WEITERE INFOS

Broschüre „Entspannung für alle Ohren“
www.uk-nord.de > Webcode P00423

Broschüre „Lärmprävention in Kindertagesstätten“
www.unfallkasse-nrw.de > Webcode S0248

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