Klettern mit Köpfchen

KURZ GESAGT!

_Kordeln, Ketten und längere Schals können das Risiko einer Strangulation bergen

_Klare Regeln aufstellen – auch zur Nutzung bestimmter Spielzeuge

_Eltern informieren und Einhal-tung der Regeln einfordern

Dass Außengelände von Kindertageseinrichtungen ist an sich ein sicherer Spielbereich. Hierfür sorgen nach DIN-Normen gefertigte Spielplatzgeräte und die erforderlichen regelmäßigen Prüfungen. So ist auch sichergestellt, dass Spielplatzgeräte bei bestimmungsgemäßer Nutzung frei von Fangstellen sind, an denen Körperteile eingeklemmt oder hängen bleiben könnten. Allerdings kann es beim Spielen auf diesen Geräten oder beim Klettern auf Bäumen durch manche Kleidungsstücke, Spielzeuge, Schlüsselbänder oder Fahrradhelme trotzdem zu schweren Unfällen kommen.

„Um mögliche Gefahren zu vermeiden, müssen Kitas und Eltern Strangulationsgefahren erken-nen können und so Kinder vor schweren Unfällen schützen“, sagt Präventionsexperte Markus Schwan, der bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz unter anderem für Kitas zuständig ist.

Die Gefahr besteht, dass die Kinder etwa mit Kordeln oder Kapuzen von Kleidungsstücken beim Spielen oder Klettern hängen bleiben – und sich strangulieren. Aber nicht nur Kleidungsstücke sind ein Risiko, auch das bunte Springseil oder der Fahrradhelm können gefährlich werden. Deshalb sei es wichtig, für Aufklärung zu sorgen und klare Regeln in den Einrichtungen aufzustellen, betont der Fachbereichsleiter.

Gefahr durch Kleidungsstücke

Kinder können beispielsweise mit den im Halsbereich der Kleidungsstücke vorhandenen Kordeln in Öffnungen von Geräten hängen bleiben und sich strangulieren, Kapuzen können sich an vorstehenden Pfosten oder Astenden von Kletterbäumen verfangen. Ebenso können Kinder beim Spielen auf den Spielplatzgeräten mit losen Enden eines langen Schals oder einer langen Halskette hängen bleiben – fallen oder rutschen sie dann, kann dies schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen. „Leider kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen“, sagt Markus Schwan. „Deshalb ist es so wichtig, dass sich Fachkräfte und Eltern ein paar einfache Tipps zu Herzen nehmen!“ Die zentrale Botschaft bei Kleidungsstücken lautet: Vorsicht bei Kapuzen, Schals und Kordeln im Halsbereich. Eng anliegende Schlauchschals minimieren zum Beispiel die Gefahr des „Einfädelns“. Ebenso können Eltern darauf achten, Kleidungsstücke ohne Kapuze zu verwenden oder alternativ nur mit Kapuzen, die mit Druckknöpfen oder Klettverschlüssen befestigt sind. Idealerweise verzichten die Kinder beim Besuch der Kita auch auf Schlüsselbänder und lange Halsketten. „Wichtig ist es, für Aufklärung zu sorgen und die Eltern ins Boot zu nehmen“, sagt Markus Schwan, „sie über die Gefahren zu informieren.“ Am besten schon direkt im Aufnahmegespräch, aber auch später immer wieder auf Elternabenden, bei Tür- und Angel-Gesprächen oder mit Infoflyern. Zudem bietet es sich an, dass die Einrichtungen die Regeln auch explizit im Aufnahmevertrag anführen – und von den Eltern unterschreiben lassen. „Viele Eltern sind sehr froh, dass die Sicherheit ihrer Kinder in der Kita im Fokus steht“, berichtet der Fachbereichsleiter. „Häufig sind sie sich der Risiken überhaupt nicht bewusst.“

Gefahr durch Spielzeuge

Wenn Kinder draußen toben, sollen sie selbstverständlich auch mit Pferdegeschirren, Springseilen oder Topfstelzen spielen dürfen. „Allerdings gibt es einige Sicherheitshinweise zu beachten.“ Kinder sind sehr kreativ und benutzen Spielzeuge mit Schnüren nicht immer so, wie es gedacht ist. Das Springseil wird beispielsweise zur Halskette oder die Topfstelze als Handtasche um den Hals getragen. Klettern die Kinder dann auf Bäumen oder Spielplatzgeräten, können diese vermeintlich sicheren Spielzeuge zu Strangulationsunfällen führen. „Deshalb ist es wichtig, mit den Kindern klare Regeln zum bestimmungsgemäßen Gebrauch zu erarbeiten“, rät Markus Schwan. Beispielsweise, dass Springseile zum Springen da sind und nicht als „Zügel“ um Hals oder Bauch benutzt werden dürfen. Wichtig ist es auch, dass Kinder Spielzeuge mit Seilen nicht mit auf Spielplatzgeräte oder Kletterbäume nehmen. Um die Einhaltung dieser Regeln leichter überwachen zu können, sollte das Kitateam das freie Spiel mit Geräten wie Springseilen oder Topfstelzen vermeiden. Ideal ist die Benutzung unter aktiver Aufsicht auf einer definierten Fläche ohne Spielplatzgeräte.

Gefahr durch Fahrradhelme

Der Fahrradhelm hilft bei Sturzunfällen Kopfverletzungen zu vermeiden und ist im Straßenverkehr daher unverzichtbar. Tragen Kinder allerdings Fahrradhelme auf Spielplatzgeräten, können sie mit dem Helm in Öffnungen hängen bleiben, was ebenfalls zu einem tragischen Unfall führen kann. Daher verdeutlicht Markus Schwan: „Helm tragen – zum Fahren ja, beim Spielen eine Gefahr!“ Auch hier empfiehlt es sich, Kinder und Eltern für die Problematik und die möglichen Gefahren zu sensibilisieren. Das hilft, Diskussionen im Kita-Alltag bezüglich des Tragens von Fahrradhelmen auf dem Außengelände oder Spielplatz vorzubeugen.

Sicherheitstipps

  • Das Kitateam für mögliche Strangulationsgefahren im Kita-Alltag sensibilisieren.
  • Eine gemeinsame Vorgehensweise zusammen im Kitateam erarbeiten.
  • Die Eltern für diese Problematik sensibilisieren und über Gefahren aufklären.
  • Regeln für die Eltern sorgen für Klarheit und beugen Diskussionen im Kita-Alltag vor.
  • Regeln für die Kinder erleichtern die Aufsichtsführung.

Eine ausführlichere Checkliste gibt es hier!
Weitere Infos finden Sie in der DGUV Information „Schutz vor Strangulation“ unter:
www.dguv.de, Webcode: p202065

Kinder in Bewegung: Strangulation vorbeugen

Für kleine Kinder ist Bewegung unerlässlich, um Erfahrungen zu sammeln und den eigenen Körper kennenzulernen. Damit das sicher geschehen kann, ist es für Fachkräfte in Kitas essenziell, Gefahrenquellen zu kennen. Für kleine Kinder stellen unter anderem Strangulationsunfälle eine Gefahr dar.

Eine unterschätzte Ursache solcher Unfälle können beispielsweise Kleidungsstücke sein. Kapuzen, Kordeln oder Schals werden beim Toben rasch gefährlich. Auch manche Spielzeuge bergen ein Risikopotenzial. So können die Kinder an Springseilen oder Spielplatzgeräten hängenbleiben oder sich durchs Fallen strangulieren.

Die Broschüre „Schutz vor Strangulation“ enthält viele sicherheitsrelevante Informationen für pädagogische Fachkräfte, zum Beispiel zu den Punkten:

  • Strangulationsgefahren erkennen
  • Vorbeugung von Unfällen
  • Die optimale Kleidung zum Spielen
  • Sicherer Umgang mit Spielzeug
  • Richtige Verwendung eines Fahrradhelmes

Die Broschüre steht auf der Website der DGUV  als Download zur Verfügung und kann als Printbroschüre bestellt werden.

Mit allen Sinnen auf dem Weg

KURZ GESAGT!

_Kitakinder können Gefahren noch nicht einschätzen

_Ihre Sinne entwickeln sich erst noch, was die sichere Teilnahme am Straßenverkehr riskant macht

_Frühzeitiges, spielerisches Üben fördert Sinne und Sicherheit

Kinder im Straßenverkehr sind mit allen Sinnen gefordert. Sie müssen sehen, hören, sich mit anderen verständigen, Zeichen geben, beurteilen und Entscheidungen treffen. Im Kita-Alter sind sie damit schnell überfordert, weil ihr Wissens- und Erfahrungsschatz, aber auch die kognitiven Fähigkeiten noch eingeschränkt sind.

Geringere Gefahrenwahrnehmung im Kita-Alter

Kitakinder lassen sich im Straßenverkehr durch vieles ablenken. Gefahren können sie noch nicht erkennen, genauso wenig wie Gelerntes auf andere Situationen übertragen. Die Fähigkeit, Gefahren frühzeitig wahrzunehmen und darauf zu reagieren, entwickeln Kinder erst im Grundschulalter.

Kinder hören auch anders, sie können beispielsweise nicht erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Außerdem verlassen sich jüngere Kinder viel mehr auf das, was sie sehen, als auf ihr Gehör. Kinder haben außerdem durch ihre Größe eine andere Wahrnehmung von Proportionen als Erwachsene: Autos sind fast doppelt so groß und Geschwindigkeiten von Fahrzeugen sind für sie nicht einschätzbar. Außerdem ist das Blickfeld von Kindern deutlich enger als das von Erwachsenen. Dinge, die Erwachsene im Augenwinkel noch wahrnehmen können, sehen Kinder zunächst nicht. Grundsätzlich sehen und hören Kinder „langsamer“ als Erwachsene. Denn Kinder brauchen länger, um Sinneseindrücke zu verarbeiten.

Kitakinder verunglücken im Auto, ältere auf dem Schulweg

Im Jahr 2023 kamen rund 26.900 Kinder unter 15  Jahren bei Unfällen im Straßenverkehr zu Schaden. Im Schnitt wurde 2023 fast alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Dabei verunglücken unter 6-Jährige oft im Auto mit betreuenden Erwachsenen, 6- bis 14-Jährige dagegen besonders häufig auf dem Schulweg. Ein zentraler Ansatzpunkt, um dies wirksam zu verhindern, ist die frühestmögliche Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten bei Kindern. Diese Herangehensweise ist auch fester Bestandteil der Vision Zero, der Präventionsstrategie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Mit Präventionsangeboten frühestmöglich ansetzen

Genau hier setzen die Unfallkassen mit ihren Präventionsangeboten an: Kinder jeden Alters werden entsprechend ihren Fähigkeiten auf die Anforderungen im Straßenverkehr vorbereitet. Mit spielerischen Verkehrsparcours können Kitakinder erste Erfahrungen sammeln: Sie lernen, auf andere Verkehrsteilnehmende zu achten und erste Verkehrseichen zu erkennen. Die Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) hat sich dafür verschiedene Partner im Straßenverkehr gesucht (wie Landesverkehrswacht Baden-Württemberg e. V., Deutscher Verkehrssicher-heitsrat (DVR) e. V., Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg oder Württembergischer Radsportverband e. V.), um flächendeckend, nachhaltig sowie altersklassenübergreifend Verkehrspräventionsaktionen durchzuführen. Hierzu zählen Verkehrserziehung für Kitakinder oder Fahrradtrainings im Grundschulalter.

Mit Eintritt ins Vorschulalter werden die Kinder selbstständiger und bewegen sich autarker im Straßenverkehr. Für diese Zielgruppe hat die UKBW zusammen mit der Landesverkehrswacht BW den Schulwegtrainer (www.schulwegtrainer.de) entwickelt. Das digitale Portal soll Wissen und Fertigkeiten vermitteln, damit sich Kinder selbstbewusst, eigenständig und sicher auf dem Weg zur Kita bewegen. Mit praktischen Tipps, Infos und unterhaltsamen Spielen zur Verkehrssicherheit werden Kinder, Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher unterstützt, den Weg zur Kita oder zukünftigen Schule einzuüben.

Der Schulwegtrainer wird vom Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg gefördert und könnte als Modell für andere digitale Verkehrssicherheitsformate dienen, um Verkehrsprävention noch weiter in die Fläche zu tragen und Kinder im Straßenverkehr zu schützen.

Weitere Informationen

Der Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) „Stand der Wissenschaft: Kinder im Straßenverkehr“ fasst den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Das PDF finden Sie HIER.

Auch der Fachbereich Bildungseinrichtungen hat umfangreiche Infos zur Verkehrserziehung in Kitas:
www.dguv.de