Kühler Kopf an heißen Tagen

KURZ GESAGT!

_Für Babys und Kleinkinder kann Hitze gefährlich werden

_Fachkräfte müssen Symptome einer Überhitzung kennen

_Wichtig für alle: viel trinken und im Schatten oder in Innenräumen bleiben

 

Wir Menschen sind mit einem körpereigenen Kühlsystem ausgestattet: Ist uns heiß, schwitzen wir, der Schweiß verdunstet und kühlt dabei die Haut. Bei Babys und Kleinkindern funktioniert dieses System noch nicht optimal, gleichzeitig haben sie eine höhere Stoffwechselrate und im Verhältnis zum Körpergewicht eine größere Hautoberfläche als Erwachsene. Die Folge: Sie reagieren besonders empfindlich auf hohe Temperaturen und dehydrieren schneller.


Je jünger, desto schutzbedürftiger


„Erste Anzeichen für die Überhitzung eines Kleinkinds können ein stark gerötetes Gesicht, großer Durst und kühle Haut sein“, erklärt Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) und kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Bei einer Hitzeerschöpfung, die häufig dann auftritt, wenn sich Kinder bei hohen Temperaturen viel bewegen und zu wenig trinken, entwickeln sich auch Symptome wie ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber. Dann ist es wichtig, das Kind rasch abzukühlen. „Das kann beispielsweise durch Aufenthalt im Schatten, vermehrtes Trinken und das Kühlen des Körpers durch Wassersprays, nasse Handtücher oder Waschlappen erfolgen. Auch kalte Duschen eignen sich“, verdeutlicht Nießen. Es gelte, unbedingt einen lebensgefährlichen Hitzschlag zu verhindern. „Verschlechtert sich der Zustand des Kindes und zeigen sich weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen sowie Bewusstseinsveränderungen und Bewusstlosigkeit, ist sofort der Rettungsdienst unter 112 zu rufen.“

Ausreichend trinken


Bei Temperaturen um die 30 Grad werden für Zwei- bis Sechsjährige täglich stolze 1,5 bis 3 Liter Flüssigkeit empfohlen. Dazu können auch Snacks wie Melonen und Gurken beitragen. Wie motiviert man Kinder, möglichst viel zu trinken? „Ein bunter Mix aus Getränken kann helfen, bestehend aus kühlem Wasser, ungesüßtem Frucht- oder Kräutertee, gegebenenfalls mit Zitrone, oder Saftschorlen aus einem Teil Saft und drei Teilen Wasser. Das sollte alles immer griffbereit sein. Bunte Gläser und wiederverwendbare Strohhalme steigern ebenfalls die Lust am Trinken“, empfiehlt Nießen. Für die ganz Kleinen eigneten sich außerdem kühle, ungesüßte Frucht- oder Gemüsepürees oder Joghurt. Erzieherinnen und Erzieher sollten als Vorbild selbst regelmäßig und ausreichend trinken.


Im Schatten bleiben – oder drinnen


Damit Kinder bei Hitze sicher in Bewegung bleiben, rät der Mediziner dazu, das Herumtoben am besten in die Morgenstunden zu verlagern. „Auch Wasserspiele bringen Abkühlung“, ergänzt er. Am besten wäre es allerdings – auch aus Gründen des UV-Schutzes –, dass sich Kinder von 11 Uhr bis zum späteren Nachmittag draußen nur im Schatten aufhalten und sich dort eher ruhigen Spielen widmen.


Ganz klar: Je mehr Schatten ein Außengelände bietet, desto besser. Am geeignetsten sind Bäume, denn unter ihnen ist es deutlich kühler. Wo es keine oder nur kleinere Bäume und Sträucher gibt, sollten Sonnensegel und -schirme zum Einsatz kommen. Manchmal bleibt den Fachkräften aber nichts anderes übrig, als bei besonders hohen Temperaturen mit den Kindern drinnen zu bleiben, wo es hoffentlich kühler ist.

Wenn sich auch die Gebäude stark aufheizen, sollte über eine Nachbesserung nachgedacht werden. Eine relativ einfache Maßnahme ist es, Außenjalousien oder Rollläden anzubringen, die tagsüber geschlossen bleiben. Früh morgens, bevor die Temperaturen wieder klettern, sollten die Fenster zum Stoßlüften weit geöffnet werden. Als weitere wirksame Maßnahmen nennt Dr. Johannes Nießen Wärmeschutzverglasung für Fenster, die Isolierung von Fassaden und Dächern sowie in manchen Fällen die Installation von Klimaanlagen oder Deckenventilatoren. „Auch ein heller Anstrich für Dächer und Wände hilft.“


Die Kitaleitungen sollten den Träger ansprechen, wenn die Temperaturen in den Innenräumen belastend sind. Sollten bauliche Maßnahmen notwendig werden, gibt es auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene Förderprogramme und gezielte Beratungsleistungen, die es sich zu prüfen lohnt.

 

Tipps!

  • Ist dem Kind zu warm? Befühlen Sie die Stelle zwischen den Schulterblättern unterhalb des Nackens. Die Haut sollte warm, aber nicht verschwitzt sein.
  • Die Förderrichtlinie des Bundesumweltministeriums „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ unterstützt auch Kitas, sich gegen die Auswirkungen der Klimakrise – insbesondere Hitze – zu schützen.
  • Übersicht über typische Symptome für Hitzeerschöpfung und Hitzschlag unter www.kinderkinder.dguv.de/hitzschlag
  • Weitere sehr hilfreiche Infos unter www.kinderkinder.dguv.de/echtpraktisch2-24/