Bianca Pott ist 28 Jahre alt und seit zwei Jahren Leiterin der Kita St. Achatius im nordrhein-westfälischen Stukenbrock-Senne. Viele ihrer sechs Kolleginnen und Kollegen sind älter und erfahrener als sie. Der Altersunterschied ist oft Thema.
Portrait von Bianca Pott. Sie ist Leiterin der Kita St. Achatius im nordrhein-westfälischen Stukenbrock-Senne.

Ich habe gelernt, dass ich langsam an Veränderungen herangehen und damit allen im Team genug Zeit geben muss, sich an Neues zu gewöhnen“, sagt Bianca Pott rückblickend. Die erfahrenen Kolleginnen brauchen mitunter etwas länger, um neue Ideen umzusetzen, weil sie lange Zeit in alten Mustern gearbeitet haben. „Wenn über viele Jahre keine große Veränderung stattgefunden hat, ist das ein Prozess“, sagt sie. „Wir sind in kleinen Schritten zum Ziel gegangen.“

 

KURZ GESAGT!

  • Veränderungen sind ein Prozess und brauchen Zeit
  • Wertschätzendes Miteinander und offene Kommunikation schaffen Verständnis
  • Die unterschiedlichen Stärken und Erfahrungen der Beschäftigten sind eine Bereicherung

 

Das hat von Beginn an gut geklappt und liegt auch an einer besonderen Erfahrung, die die junge Pädagogin gemacht hat: „Bevor ich Leiterin der Kindertageseinrichtung geworden bin, habe ich als Gruppenleiterin in der Einrichtung gearbeitet, die ich selbst als Kind besucht habe.“ Dort hat sie mit ihren ehemaligen Erzieherinnen aus der Kindheit zusammengearbeitet – und bekam von ihnen viel Respekt und Wertschätzung. „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Dieser respektvolle Umgang hat sie geprägt und ist jetzt der Grundpfeiler der gemeinsamen Arbeit in der Kita St. Achatius.

Dort war vieles im Umbruch: Raumkonzepte wurden überdacht, Personalzusammensetzungen verändert und Zusatzqualifikationen angeboten. Zudem wurden die pädagogischen Angebote umstrukturiert: von geplanten, vorgegebenen zu situationsorientierten, individuellen Angeboten. Mittlerweile arbeiten alle pädagogischen Fachkräfte situationsorientierter und die Kinder sind partizipativ eingebunden. „Heute ist Partizipation der Kinder sehr wichtig“, sagt Bianca Pott.

Veränderungen brauchen Zeit

Für diese gewaltige Umstellung war Wertschätzung nötig: Die 28-Jährige begleitet Veränderungen mit intensiven Mitarbeitergesprächen in einer guten Feedbackkultur. Manchmal sei eben mehr Unterstützung nötig. „Ältere Mitarbeiterinnen bauen eine Art Schutzschicht auf und erklären mir, warum sie bei manchen Veränderungen und Umstrukturierungen länger brauchen und mehr Hilfe benötigen“, berichtet sie. Oft seien diese Einwände berechtigt. Dann finden sie gemeinsam einen Weg.

Wenn ältere Beschäftigte ernst genommen werden, lassen sie jüngere Kolleginnen und Kollegen an ihrer Lebenserfahrung teilhaben. Einige der erfahrenen Erzieherinnen in der Kita St. Achatius haben die Umstrukturierung der Pädagogik miterlebt, nicht nur in Richtung Nachmittagsbetreuung. Zudem haben sie schon unzählige Elterngespräche geführt und viele Kontakte mit Kooperationspartnern geknüpft. „Das ist eine riesige Schatzkiste und Bereicherung für die ganze Einrichtung“, sagt Bianca Pott.

Auch Petra Gerner aus der Froschgruppe der Kita St. Achatius bringt viel Erfahrung mit. Sie ist 56 Jahre alt und arbeitet seit 1981 in Kindertageseinrichtungen. „Für mich war es erst mal eine Umstellung, ich war fast 30 Jahre lang in einer anderen Einrichtung – immer in meinem Rhythmus“, erzählt sie. Vor zwei Jahren dann der Wandel. „Ich musste mich daran gewöhnen, habe mich gefragt: Schaffe ich das überhaupt alles, warum muss das sein?“ Am Ende seien alle Veränderungen positiv gewesen, auch für sie persönlich. Probleme, wie anfangs befürchtet, gab es keine. Dafür müsse die Chemie zwischen Leitung und pädagogischen Fachkräften stimmen, meint Petra Gerner. „Man muss einen professionellen Umgang pflegen, viel reden und sich austauschen. Ich war bereit, mich auf eine Veränderung einzulassen“, sagt sie.

Miteinander von Jung und Alt

Wie sehr sich Strukturen verändert haben, zeigt sich auch am Beispiel Büroarbeit. Die junge Kita-Leiterin legt Wert auf offene Arbeit – macht auch kein Geheimnis daraus, welche Absprachen mit dem Träger gerade laufen. So haben alle Einblick in den Verwaltungsaufwand. Das sei nur von Vorteil. Kleinere Verwaltungsarbeiten übernehmen auch die Kolleginnen und Kollegen. „Auf diese Weise haben sie Verständnis und können einschätzen, welche Aufgaben zusätzlich zur pädagogischen Arbeit erledigt werden müssen“, sagt Bianca Pott.

Auch die jungen Fachkräfte bereichern das Team: mit frischen Ideen, neuem Input aus der gerade abgeschlossenen Berufsausbildung – und mit viel Motivation. In der Kita St. Achatius treffen Generationen aufeinander. Trotzdem gibt es ein großes Miteinander und nicht Alt gegen Jung. „Jeder kennt die Stärken des anderen und jeder nimmt jeden mit ins Boot“, erzählt Bianca Pott stolz aus ihrem Team. Die 28-Jährige zeigt Empathie gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen und versucht individuell auf sie einzugehen. „Ich fühle mich in meiner Leitungsrolle sehr wohl. Besonders wenn ich die Entwicklung im Team sehe: Alle arbeiten gerne mit den Kindern und unterstützen sich mit Freude gegenseitig.“

 

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