Wie werden Krankheiten übertragen? Und wie kann man sich davor schützen? Die Kita Filia in Berlin zeigt, wie man Kinder für Hygiene begeistern kann.
Portrait eines Kindes, das eine Lupe vors Auge hält, wodurch man das Auge im Vordergrund sehr groß sieht.

Auf der Suche nach Bakterien sind die Kinder mit einer Lupe duch die Kita gezogen, sie haben Zahnpastakleckse am Wasch­becken untersucht und Schmutz an Türklinken entdeckt. Vier Wochen lang haben die Mäd­chen und Jungen in der griechisch­-deutschen Kita Filia des Diakonischen Werks Steglitz und Teltow­Zehlendorf e. V. spielerisch gelernt, wie Krankheiten übertragen werden und warum Hygiene so wichtig ist. „Die Kinder haben her­ausgefunden, dass sie Bakterien nicht sehen können“, erzählt Kita­-Leiterin Andrea Below, „aber dass Bakterien trotzdem da sind und krank machen können.“

 

KURZ GESAGT!

  • Projekt mit Experimenten, Spielen und Exkursionen
  • Kinder spielerisch für Hygiene sensibilisieren
  • Eltern mit einbeziehen
  • Ziel: weniger kranke Kinder und Fachkräfte

 

Gegen Ende vergangenen Winters war bei Eltern der Eindruck entstanden, dass in der Kita mehr Krankheiten auftraten als sonst. Die Leiterin klärte auf, dass es nicht mehr Fälle gab als in anderen Jahren. Trotzdem nutzte das Team den Anlass, um Hygiene in der Kita mit einem Pro­jekt groß zum Thema zu machen. Jede Fachkraft übernahm ein pädagogisches Angebot. Zudem erarbeiteten sie gemeinsam einen eigenen Hygieneplan für die Einrichtung, den sie den Eltern vorstellten.

Schimmeltest mit Toastbrot

Zwei Erzieherinnen führten zur Einführung ein Theaterstück mit Handpuppen auf. Außerdem konnten die Kinder mehrere Experimente aus­probieren. Zum Beispiel fassten sie Toastbrot mit schmutzigen und sauberen Fingern an – und beobachteten, wie schnell sich Schimmel bilde­te. Ein anderes Mal tauchten sie ihre Hände in Mehl, hinterließen überall weiße Spuren und fanden heraus: „Mehl haftet überall, so wie Bakterien, aber genauso gut lässt es sich abwa­schen.“ Die Mädchen und Jungen stellten selbst Seife her, bastelten Bakterien aus Filz, pinsel­ten Plakate mit wichtigen Regeln und trällerten Lieder über das richtige Händewäschen. Sie üb­ten, wie sie richtig husten und worauf es beim Nase­- und Zähneputzen ankommt.

Dörte Göritz von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) weiß, dass sich nicht alle Hygienevorschriften mit dem Kita-­Alltag strikt in Einklang bringen lassen. Eigentlich, berichtet die Expertin, müss­ten sich Erzieher und Erzieherinnen nach jedem Körperkontakt die Hände desinfizieren. „In der Realität ist das so nicht immer umzusetzen.“ Aber es gebe Standards, die es einzuhalten gel­te. Dazu gehöre: „Nach dem Klo und vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen.“ Ihrer Meinung nach ist es wichtig, immer wieder ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie sich Krank­heiten übertragen. „Das sorgt bei Kindern für Aha­-Effekte. Und bei Erwachsenen auch.“

So war es auch in der Kita Filia. Vorher war im­mer mal ein Kind ohne Händewaschen aus dem Bad entwischt. „Das hat sich durch das Projekt geändert“, sagt die Leiterin. Die Fachkräfte ha­ben jetzt einen ganz anderen Blick auf das Thema. Wichtig war Andrea Below, auch die Eltern einzubinden. „Nur gemeinsam können wir dazu beitragen, dass die Kinder gesund bleiben.“ In einem Elternbrief bat sie darum, auf frische Unterwäsche zu achten und – ganz wichtig – kranke Kinder zu Hause zu behalten.

Berufe der Eltern einbeziehen

Eine Mutter arbeitet an der Universität, sie brachte ein Mikroskop mit und ließ die Kinder etwas Wasser aus dem Teich untersuchen. Die Kleinen waren erstaunt, wie viele Lebewesen sich dort tummeln. Ein Vater ist Zahnarzt und machte die Kinder in seiner Praxis mit Mund­hygiene vertraut. Zum Abschluss des Projekts nahm jedes Kind an einem Quiz teil und bekam eine kleine Medaille.

Dörte Göritz ist überzeugt, dass es auf jeden Fall einen Unterschied macht, wenn Kitas auf Hygi­ene achten. Die Zahl der Infektionen lasse sich dadurch reduzieren. Für die Kita Filia steht fest: „So ein Projekt machen wir jetzt jedes Jahr.“ Denn Kinder, Fachkräfte und Eltern haben nicht nur viel gelernt – es hat auch allen großen Spaß gemacht.

 

MEHR ZUM THEMA

„Hautschutz­ und Händehygieneplan für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinder­tagesstätte“;
Broschüre der BGW; Download unter:
www.bgw-online.de

Hinweise zur Hygiene finden Sie bei Ihrem zuständigen Landes­gesundheitsamt

„Händehygiene in Kinder­tageseinrichtungen“ Broschüre der KUVB;
Download unter: www.kuvb.de

 

WICHTIGE HYGIENEMASSNAHMEN IN KITAS

  • Hände regelmäßig waschen und desinfizieren.
  • Seifenspender statt Stückseife, möglichst ohne
    Farb­ und Duftstoffe verwenden.
  • Beim Wickeln oder Beseitigen von Erbrochenem
    immer Schutzhandschuhe anziehen.
  • Auf der Toilette nur Papierhandtücher benutzen.
  • Windeleimer regelmäßig leeren.
  • Zahnbürsten ordentlich trennen und kennzeichnen, zudem sollten sie für die Kinder nicht frei zugänglich sein.
  • Hygieneplan der Kita regelmäßig überprüfen und anpassen.

 

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