Exkursionen gehören in der Kita Pusteblume in Schafhausen (Kreis Heinsberg, NRW) zur Routine – wenn nicht gerade eine Corona-Pandemie sie ausbremst. „Wir sind nun einmal eine total ausflugsfreudige Kita“, sagt Britta Steinmann, als sie nach dem Geheimnis gefragt wird, wie es gelungen sei, Ausflüge als festen Bestandteil des Programms der Einrichtung zu etablieren. „Es macht uns einfach allen großen Spaß und gehört dazu.“ Also nutzen die Erzieherinnen und Erzieher jede sich bietende Gelegenheit, mit den Kindern loszuziehen. Mal geht es ganz spontan nach dem Frühstück ins Naherholungsgebiet des 1.200-Seelen-Ortes, mal auf den tollen Spielplatz hinter der niederländischen Grenze, aber auch mit Bus und Bahn 80 Kilometer weit zum Düsseldorfer Flughafen. Das ist dann ein „echter“ Ausflug. „Die Flugzeuge sind das eine, aber noch eindrucksvoller ist für die Kinder das U-Bahn-Fahren“, schmunzelt die Kitaleiterin.
Bei den größeren Exkursionen begleiten vier Fachkräfte etwa 20 bis 25 Kinder im Vorschulalter. Bei den eher spontanen Aktionen sind die drei Gruppenerzieherinnen für die rund 20 Kinder einer Kitagruppe im Alter zwischen zwei und sechs Jahren verantwortlich. „Die Gruppen treffen sich nach dem Frühstück und beschließen dann gemeinsam, was sie unternehmen möchten“, erklärt Steinmann. „Und dann geht’s los – in der Regel bis zum Mittagessen.“
KURZ GESAGT!
- Exkursionen gelingen nur, wenn die Verantwortlichen Spaß daran haben
- Gute Vorbereitung ist das A und O
- Ausflüge bedeuten auch Verkehrserziehung, Frühförderung, Bewegungsanreiz etc.
Lieber in kleinen Gruppen unterwegs
Ähnlich verfährt auch die Xenia Kita Steingasse aus Wiesbaden. Die Einrichtung ist in der dicht bebauten Innenstadt beheimatet, das Außengelände nicht sehr groß. Im Umkreis befinden sich jedoch einige öffentliche Spielplätze, mit dem Bus ist auch der Stadtwald unkompliziert erreichbar. Auch bei Xenia entscheiden schon die Kleinsten mit, ob sie nach dem Frühstück einen Spaziergang – beispielsweise zum Spielplatz – machen möchten.
Anders als in der Dorfkita in Schafhausen nimmt hier aber nur in Ausnahmefällen die gesamte Gruppe an solchen Aktionen teil. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich aufzuteilen“, erklärt Alexandra Lemcke, die die Einrichtung leitet. „Unsere Kinder leben in der Regel in beengten Wohnverhältnissen und die Eltern gehen erfahrungsgemäß selten mit ihnen raus. Auch deshalb sind Ausflüge mehr als nur ‚ins Grüne gehen‘. Es bedeutet Verkehrserziehung, Kennenlernen des Lebensumfelds und natürlich Bewegung.“ Manchmal begleiten nur zwei Kinder eine Erzieherin in die Fußgängerzone, um kleinere Besorgungen zu machen. Der Weg führt vorbei an einer Baustelle. „Gehen nur zwei Kinder mit, gibt es Gelegenheit, auch mal länger zuzugucken, zuzuhören und viel individueller auf sie einzugehen. Nebenbei wird auch noch der Wortschatz zu Baustellen und Verkehr trainiert. Denn im Alltag steckt ganz viel Frühförderung.“
Das Aufteilen in Kleingruppen hat weitere handfeste Vorteile: „Manche Kolleginnen sind schlicht nicht so gerne draußen unterwegs, andere dagegen sehr.“ So kommen alle Kinder in den Genuss von Ausflügen, selbst wenn die Bezugserzieherin eher zu jenen Personen zählt, die lieber drinnen arbeiten.
Gut vorbereitet auch zu fernen Zielen
Die Einrichtung in Schafhausen scheut auch vor größeren Aktionen nicht zurück. Damit die Eltern Bescheid wissen, was die Kinder an Ausflugstagen mitnehmen müssen, bekommt jede Familie direkt mit der Aufnahme einen Flyer mit allem Wissenswerten zu Ausrüstung und Verpflegung überreicht.
Die Erfahrung vieler Jahre zahlt sich aus. In der Vergangenheit haben Britta Steinmann und andere Erzieherinnen die Strecken und Wege gecheckt: Wo müssen wir lang? An welchem Bahnsteig geht es weiter? Wie lange dauert das Umsteigen? Wo sind Toiletten oder ein geeigneter Ort fürs Picknick? So vorbereitet, gelingt auch ein Ausflug mit vielen Kindern. Jetzt hoffen alle, dass auch in diesem Jahr die Tour der Vorschulkinder in den großen Freizeitpark „Phantasialand“ stattfinden kann. Coronabedingt steht dieser Ausflug – ein Höhepunkt der Kindergartenzeit – nämlich noch auf der Kippe.
Tipps
- Klein anfangen; zumindest ein Teil des Teams muss wirklich Lust auf Unternehmungen mit den Kindern außerhalb der Kita haben
- Kolleginnen und Kollegen nach persönlichen Vorlieben zu Exkursionen oder Innendienst einteilen
- Ausflüge als Chance für Frühförderung abseits spezieller Projekte begreifen
- Gruppen aufteilen und nur mit einem Teil der Kinder etwas unternehmen
- Personal knapp? Rechtzeitig Eltern/fitte Großeltern als Begleitpersonen bei größeren Exkursionen mobilisieren
- Eventuell zu Beginn eines Kitajahres Elternbrief zur richtigen Ausstattung der Kinder bei Exkursionen verteilen