UV-SchutzKleidung ist wirksamer als Sonnencreme

Die empfindliche Haut von Kindern muss sorgfältig vor schädlicher UV-Strahlung geschützt werden. Hautarzt Dr. Michal Gina vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) erklärt, wie das am besten geht, und räumt im Interview mit Mythen wie dem Vorbräunen als Sonnenschutz auf.
Kind mit Sonnencreme im Gesicht und Sonnenhut

Was macht Kinderhaut so empfindlich?

Michal Gina: Die Hautbarriere ist bei Neugeborenen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt. Deswegen ist deren Haut empfindlicher und neigt zur Trockenheit. Darüber hinaus kann die Haut von Neugeborenen noch nicht so schnell und ausreichend Pigmente produzieren, wie dies bei der Haut eines Erwachsenen der Fall ist. Zudem liegen bei Kindern die Haarfollikel, die viele Stammzellen enthalten, näher an der Hautoberfläche. Sonnenstrahlen erreichen sie so leichter und können die Stammzellen bereits nach kürzerer Zeit schädigen. Somit ist die Kinderhaut auch empfindlicher gegenüber UV-Strahlen.

Sollten Kinder Sonne also am besten ganz meiden?

Gina: In den ersten zwölf Lebensmonaten sollte ein Kind möglichst keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden. Sonne ist für unser Leben und unsere Entwicklung – beispielsweise bei der Vitamin-D-Produktion – aber wichtig und unterstützt das gesunde Wachstum von Kindern. Daher ist es sinnvoll, ein gesundes Verhältnis gegenüber der Sonne aufzubauen. Im Sommer und generell an sehr warmen, sonnigen Tagen sollten Kinder zwischen 11 und 16 Uhr die Sonne meiden – das gilt aber auch für die pädagogischen Fachkräfte.

Was schützt am besten vor UV-Strahlung?

Gina: Langärmelige T-Shirts und lange Hosen sowie der Aufenthalt im Schatten sind bei kleinen Kindern immer der Sonnencreme vorzuziehen. In Deutschland bietet generell eine fest gewebte Baumwollkleidung zusammen mit einem Hut, einer Kappe oder einem Tuch mit Schirm und Nackenschutz einen ausreichenden Schutz gegenüber UV-Strahlung. Allerdings sollte man beachten, dass nicht alle Stoffe sonnendicht sind. Vor allem im nassen Zustand lassen Baumwolltextilien mehr UV-Strahlen durch. Daher kann eine spezielle Sonnenschutzkleidung, die den „UV-Standard 801“ erfüllt, empfohlen werden. Damit wird gewährleistet, dass die Textilie ausreichend vor UV-Licht schützt. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der textile Schutz besteht und somit nur kleine Körperareale mit Sonnenschutzmittel eingecremt werden müssen.

Was ist bei den Sonnenschutzmitteln zu beachten?

Gina: Bei Kleinkindern sollten vor allem Mittel mit sogenannten „mineralischen Filtern“ verwendet werden. Diese verbleiben nur in den obersten Schichten der Haut. Zudem sind sie gut hautverträglich und führen selten zu Hautreizungen. Jedoch können bei Kindern auch sogenannte „chemische Filter“ eingesetzt werden. Viele der sogenannten „Kinder-Sonnenschutzmittel“ enthalten diese Stoffe. Bei Kindern sollte ein Mittel verwendet werden, das mindestens einen Lichtschutzfaktor (LSF) von 30 aufweist und sowohl gegen UV-A- als auch UV-B-Strahlen schützt. Da die Haut von Kleinkindern zur Trockenheit neigt, sollten auch eher Cremes und keine Lotionen verwendet werden. Natürlich muss hier immer die individuelle Verträglichkeit beachtet werden.

Reicht es aus, mittags nachzucremen, wenn die Eltern das Kind morgens eingecremt gebracht haben?

Gina: Sonnenschutzmittel werden durch Schwitzen und Abrieb abgetragen. Um den Schutz aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, alle zwei Stunden nachzucremen. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Das wiederholte Auftragen verlängert die Schutzdauer des Mittels jedoch nicht. Vielmehr trägt es nur zur Aufrechterhaltung der optimalen Wirkung bei. Häufiges Eincremen mit einem hohen Lichtschutzfaktor darf daher nicht dazu verleiten, Kinder unbesorgt länger in der Sonne spielen zu lassen. Außerdem kann die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln zum Beispiel beim Schwimmen, Spielen im Wasser oder bei starkem Schwitzen schneller abnehmen. Also wasserfeste Sonnencreme verwenden und nach dem Schwimmen erneut eincremen.

Sollten Kinder Sonnenbrillen tragen?

Gina: Extreme UV-Belastung, wie sie zum Beispiel durch Schneereflexion im Hochgebirge oder Lichtspiegelung am Strand auftritt, kann zu schmerzhaften Entzündungen der Horn- und Bindehaut führen und die Augen langfristig schädigen. Daher ist es wichtig, Kinderaugen insbesondere bei hoher UV-Exposition durch eine Sonnenbrille mit UV-Filter zu schützen.

Müssen Kinder, die einen dunkleren Hautton haben, genauso konsequent vor Sonne geschützt werden?

Gina: Dunkelhäutige Kinder haben aufgrund ihres höheren Melaningehalts – das dunkle Pigment der Haut – einen besseren natürlichen UV-Schutz als hellhäutige Kinder. Dieser Schutz entspricht etwa einem Lichtschutzfaktor von 13. Dennoch sind auch dunkelhäutige Kinder nicht vor UV-bedingten Schäden geschützt. Sie können einen Sonnenbrand bekommen, Pigmentverschiebungen entwickeln und langfristig kann die Schädigung durch die Sonne zur Hautalterung oder sogar zu Hautkrebs führen.

Immer wieder hört man, dass Vorbräunen eine vorbeugende Wirkung haben soll. Stimmt das?

Gina: Vorbräunen bietet keinen ausreichenden UV-Schutz. Physiologisch ist Bräunung eine Stressreaktion der Haut, die auftritt, wenn die Hautzellen beschädigt werden. Obwohl Bräunung in der Gesellschaft oft als attraktiv angesehen wird, ist sie also bereits ein Zeichen für eine Hautschädigung.

AHA

Sonnenschutz wird auch bei Kindern erst empfohlen, wenn die UV-Strahlung intensiv ist. Dies kann mithilfe des UV-Index (UVI) eingeschätzt werden. Ab einem UVI von 3 sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Infos zum UVI und zu den Hauttypen gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz: www.bfs.de

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