Was die Expertin dazu sagtNachbereitung von Notfallsituationen

Wie sieht die Nachbereitung einer Notfallsituation aus? Welche Untertützungsmöglichkeiten gibt es?
Illustration zweier Menschen. Der Mann fängt mit einem Lasso die Gedanken der Frau ein.

Wie sollte eine professionelle Nachbesprechung nach einem Notfall in der Kita ablaufen? 

Eine Nachbesprechung sollte innerhalb der ersten zwei Tage nach dem Notfall stattfinden – freiwillig und offen für alle direkt und indirekt Beteiligten. Ein ruhiger und geschützter Raum ist wichtig, um erneuten Stress und Unruhe durch die Umgebung zu vermeiden. Im Fokus der Nachbesprechung stehen die sachliche Rekonstruktion und die Wertschätzung des im Notfall Geleisteten. Ziel ist es zu klären: Wie kam der Notfall zustande und was kann beim nächsten Notfall verbessert werden? Die Nachbesprechungen und ihre Dokumentation sind entscheidend, um Notfallpläne und Verantwortlichkeiten für zukünftige Notfälle und die Prävention zu verbessern. Es sollten stets die betroffenen Kinder und Eltern mitgedacht werden.

Welche Rolle spielt Supervision bei der Verarbeitung von belastenden Ereignissen im Kitateam?

Die psychologische Aufarbeitung und Einordnung eines Notfalls kann im Rahmen einer Supervision erfolgen. Es sollte ausschließlich mit geschultem Supervisionspersonal, etwa psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten, zusammengearbeitet werden. Die Supervision dient dazu, die belasteten Personen emotional zu begleiten und innere Ressourcen zu aktivieren.

Wie können Fachkräfte psychische Belastungen nach einem Notfall bei Kolleginnen und Kollegen frühzeitig erkennen und ansprechen?

Das Stichwort ist „Watchful Waiting“: achtsames Beobachten der Kolleginnen und Kollegen, um mögliche Verhaltensänderungen Tage oder Wochen nach dem Notfall festzustellen. Einige Menschen sind wie betäubt und desorientiert und nicht mehr in der Lage, emotional zu reagieren. Es können auch starke körperliche Reaktionen wie Schweißausbrüche oder eine erhöhte Pulsfrequenz auf-treten. Andere wirken gefasst und ordnen die Belastungssituation als normal ein. In allen Fällen ist es wichtig, ihnen Unterstützung wie betriebliche Nachsorgegespräche, Supervision oder Nachsorgeangebote des Unfallversicherungsträgers anzubieten.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Kitateams, die nach dem Notfall belastet sind?

Innerbetrieblich können Personen zu kollegialen Erstbetreuenden ausgebildet werden. Sie leisten psychosoziale Erste Hilfe nach Notfällen und übernehmen eine Lotsenfunktion. Bei Notfallsituationen im Rahmen eines Arbeitsunfalls bietet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege ihren Versicherten über ihre Bezirksverwaltung eine telefonisch-psychologische Beratung durch Traumapsychotherapeuten an. Es gibt zudem ambulante und stationäre psychotherapeutische Angebote der zuständigen Unfallversicherungsträger.

Die Fragen stellte Laura Pollmann.

Foto: privat

Die Referentin Mareike Adler ist in der Forschungsabteilung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) tätig und beschäftigt sich als Expertin mit den Themen psychische Belastung und Extremereignisse. Ihr Blick richtet sich auf die Beschäftigten in Unternehmen.

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