„German Road Safety Kids“ vermittelt Kindern mit geringen Deutschkenntnissen elementares Wissen im Straßenverkehr. Wie Kitas das Projekt durchführen können, erklärt Olivera Scheibner vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat.
Ein Junge steht auf seinem Roller und guckt in die Kamera.

Frau Scheibner, was sind die wichtigsten Inhalte des Projekts?

Im Mittelpunkt stehen fünf kurze Erklärvideos, die Kinder auf ihrem Weg in die Schule zeigen. Zwei fahren gemeinsam Bus, einer nimmt das Rad, der nächste läuft zu Fuß. Ein Mädchen kommt zu einem Fahrradunfall hinzu. Jedes Kind meistert also unterschiedliche Herausforderungen im Straßenverkehr. Außer­dem gibt es ein Video zu Verkehrszeichen, wieder eingebettet in eine kleine Geschichte. Zu jedem der Filme gibt es Arbeitsblätter, die die Inhalte vertiefen. Außerdem haben wir zusammen mit Lehrkräften eine Handreichung entwickelt. Sie dient als Vorschlag oder Anleitung, wie Erziehende und Lehrkräfte das Projekt angehen und begleiten können.

Eigentlich wurde „German Road Safety Kids“ für Kinder im Grundschulalter entwickelt. Warum funktioniert das Projekt auch schon in der Kita?

Die Videos sind wirklich kurzweilig und auch Kita­Kinder erkennen sich oder ältere Geschwister wieder, so dass es für diese Ziel­gruppe gut passt. Das haben uns auch schon Erzieherinnen und Erzieher bestätigt, die bereits Erfahrung mit dem Projekt gesammelt haben. Wir haben daher in unseren Empfehlungen das geeignete Alter von der Primarstufe auf Vorschule gesenkt.

Ab welchem Alter halten Sie das Programm für geeignet?

Jünger als vier bis fünf Jahre sollten die Kinder nicht sein. Um die Aufmerksamkeitsspanne der Kleinen nicht auszureizen, ist es ratsam, die Videos häufiger zu stoppen. Dann kann die Erzieherin oder der Erzieher ganz gezielt nachfragen, erklären oder auf etwas im Film aufmerksam machen. Geeignete Stellen für solche Stopps werden übrigens in der Handreichung vorgeschlagen. Beim Ausfüllen der Arbeitsblätter brauchen die Kinder auch etwas mehr Unterstützung, aber sie können sie auch einfach ausmalen, während man gemeinsam die wichtigsten Aspekte bespricht. Wichtig ist die enge Begleitung durch die Erwachsenen.

Mussten Sie die Materialien für diese jüngere Zielgruppe anpassen?

Nein, das war nicht nötig. Aber wir haben sie unter anderem um den Aspekt Rollerfahren ergänzt, da Kita-­Kinder dieses Fahrzeug eher nutzen als ein Fahrrad. Außerdem neu sind Übungen zur Schulung des Gleichgewichts und ein Arbeitsblatt dazu, wie man den Helm richtig aufsetzt.

Welche Voraussetzungen gibt es, um das Projekt an einer Kita durchzuführen?

Hilfreich ist ein W­LAN­-Anschluss, obwohl man die Videos auch herunterladen und offline ansehen kann. Und natürlich braucht man ein Abspielgerät, wie Laptop oder Tablet. Personell sollte man mit ein bis zwei Personen pro zwölf Kinder in der Gruppe rechnen. Die Arbeitsblätter müssen im Vorfeld heruntergeladen, ausgedruckt und für jedes Kind kopiert werden.

Welchen zeitlichen Aufwand sollte eine Kita einplanen?

Bewährt hat es sich, über eine Woche lang hinweg jeden Tag ein Thema zu bearbeiten. Da die Filme einen gewissen „Seriencharakter“ besitzen, freuen sich die Kinder darauf, wenn es am nächsten Tag weitergeht. Für jede Einheit – also mit Besprechung, Ausfüllen der Arbeitsblätter, Nachbereitung – muss man rund zwei Stunden einplanen, natürlich in kleineren Etappen, damit es die Kinder nicht ermüdet.

Wie sehr müssen sich die Erzieherinnen und Erzieher selbst vorbereiten?

Wir haben darauf geachtet, das Projekt möglichst niederschwellig und unkompliziert zu halten. Niemand hat allzu lange Zeit, sich in die Fachmaterie einzuarbeiten – deshalb liefert unser Material alle relevanten Informationen im Anhang der Handreichung mit.

Das Programm ist vor allem für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen geeignet. Langweilen sich dann die Kinder, die gut Deutsch sprechen?

Das glaube ich nicht. Die Filme sprechen jedes Kind an. Wir haben insgesamt sehr positives Feedback – allerdings sind die Videos für Kinder, die praktisch gar kein Deutsch können, noch immer zu schnell und sprachlich an einigen Stellen zu schwer. Die Erzieherinnen und Erzieher können das aber in der Regel gut auffangen. Es ist ein lebendes Projekt, wir justieren immer noch nach.

Interview mit Olivera Scheibner
Sie ist Referentin Integration und Migration beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und hat das Projekt German Road Safety Kids als fachliche Berate­rin maßgeblich mitentwickelt.

 

DAS PROGRAMM

German Road Safety Kids wurde 2016 vom DVR in Zusammenarbeit mit der Unfallkasse Berlin entwickelt.

Die Materialien stehen zum kostenlosen Herunterladen auf der Webseite
www.germanroadsafety.de/kids.html
zur Verfügung.

 

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