KURZ GESAGT!
_Kitateams werden insgesamt älter
_Kitaleitungen müssen Bedarfen aller Rechnung tragen
_Von Maßnahmen profitieren auch die Jüngeren
Der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel sind auch in den Kindertageseinrichtungen bereits deutlich zu spüren. Die durchschnittliche Erzieherin ist knapp 42 Jahre alt – Tendenz steigend. Statistiken zeigen, dass bis zum Jahr 2030 etwa 120.000 pädagogische Fachkräfte in Rente gehen werden. Um die Prozessqualität der Einrichtungen zu sichern, müssen Kitaleitungen und Träger – auch unabhängig vom Personalnotstand – den älteren Beschäftigten in Kitas eine Arbeitsumgebung bieten, die deren Belange und Perspektiven berücksichtigt. Denn viele von ihnen wollen oder müssen bis zum Rentenalter arbeiten. Von einer solchen Personalentwicklung profitieren jedoch nicht nur die Älteren, sondern das ganze Team – sowie folglich auch Kinder und deren Familien. Denn: Die Kinder werden immer jünger, ihre Betreuungsdauer ist deutlich länger als noch vor einigen Jahren. Sie sind auf gesunde, motivierte und ausreichend viele pädagogische Fachkräfte angewiesen.
Viele der Maßnahmen, die eine alternsgerechte Arbeitsumgebung schaffen, fallen unter das Schlagwort „Betriebliches Gesundheitsmanagement“. Dazu gehören natürlich ergonomisches Mobiliar, Lärmschutz und Rückzugsräume für die Beschäftigten sowie Angebote zur Gesundheitsförderung (z. B. Rückenschule oder Entspannungskurse) – Maßnahmen, die letztlich allen Beschäftigten zugutekommen, nicht nur den älteren. Darüber hinaus spielen auch die Organisation der Arbeit sowie eine Präventionskultur, die sich durch einen ganzheitlichen Ansatz auszeichnet, eine wichtige Rolle.
Alle Altersklassen ein Gewinn fürs Team
Für die älteren Teammitglieder sind manche dieser Aspekte wichtiger als andere. Welche Faktoren für sie besonders belastend sind, erfahren die Kitaleitung und der Träger durch regelmäßige Befragungen des Personals. Die Antworten geben die Richtung vor. Dabei gilt es, die Potenziale der Einzelnen für das Team gewinnbringend einzusetzen. Vielleicht hat die 55-Jährige Schwierigkeiten beim Heben und Tragen der Krabbelkinder. Digitale Medien sind ihr nicht geheuer, während die 20jährige Kollegin davon schwärmt. Dagegen ist sie sehr erfahren im Führen schwieriger Elterngespräche und behält die Ruhe, wenn sich ein Kind verletzt.
Zusammen und mit guten Absprachen sind alle Altersklassen ein Gewinn fürs Team, nach dem Motto: „Die Jüngeren können schneller laufen, aber die Älteren kennen die Abkürzungen“, wie es die Leitung eines Hamburger Projekts zur alternsgerechten Arbeitsplatzgestaltung in Kitas ausdrückte.
(Michael Schaaf und Costanza MüllerDjalili in: Betriebliche Gesundheitsförderung für ältere Mitarbeitende, KiTa ND, 11/2012).
Dies bedeute nämlich gerade nicht, Schonräume für die Älteren zu schaffen und die Jungen dafür doppelt so viel arbeiten zu lassen, sondern gemeinsam Lösungen zu finden, wie sich jede und jeder Einzelne optimal einbringen könne. Das kollegiale Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung sind darüber hinaus oft ungleich wichtiger als der durch den Träger finanzierte Yogakurs. Deshalb ist – wie so oft – gute Kommunikation der Schlüssel.
Im Gespräch bleiben
Das gilt besonders dann, wenn es erforderlich sein sollte, die Arbeitsorganisation alternsgerecht zu verändern, zum Beispiel wenn ältere Mitarbeiterinnen aus der Krippe in den Elementarbereich wechseln. Das gesamte Team muss bei diesen Veränderungsprozessen eingebunden werden, damit nicht der Eindruck entsteht, es würden Sonderwünsche Einzelner erfüllt, während die anderen noch mehr aufgeladen bekommen.
Auch die Älteren sind gefordert, sich den neuen Realitäten zu stellen: Pädagogische Konzepte haben sich seit ihrer Ausbildung genauso gewandelt wie der Anspruch an frühkindliche Bildung. Dokumentationspflichten und Verwaltungsaufgaben haben zugenommen, (digitale) Medienbildung gehört zum Standard und die Elternkommunikation ist anspruchsvoller als noch vor Jahren. Regelmäßige Fort und Weiterbildungen helfen allen (!) Fachkräften, bei diesen Entwicklungen mitzuhalten. Für Kitaleitungen und Träger liegt im Ermöglichen des lebenslangen Lernens ein großes Potenzial.
Letztlich ist die alternsgerechte Gestaltung von Kita-Arbeitsplätzen ein Werkzeug, um mit einem guten, eingespielten Team aus Alt und Jung die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und erfahrenes Personal zu halten.