Frau Dr. Pomp, welchen Kitas würden Sie JolinchenKids empfehlen?
Grundsätzlich richtet sich „JolinchenKids – Fit und gesund in der Kita“ an alle Kitas, die Interesse haben, das Programm langfristig umzusetzen und die eigenen Strukturen zu verändern. Vor allem Einrichtungen in sozialen Brennpunkten profitieren davon. Das Ziel unseres ganzheitlichen Ansatzes ist es, das gesunde Auf-wachsen von Kindern nicht nur im Kita-Alltag zu fördern, sondern darüber hinaus im häuslichen Umfeld.
Wie muss man sich diesen ganzheitlichen Ansatz vorstellen?
Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern haben wir das Programm entwickelt und evaluiert. Es besteht aus fünf Modulen: Bewegung, Ernährung, seelisches Wohlbefinden, Elternpartizipation und Erzieherinnengesundheit. Es
adressiert dementsprechend alle Bereiche, die für die gesunde Entwicklung der Kinder und im Kita- Alltag wichtig sind. Entscheidend dafür, welche Schwerpunkte gesetzt werden, ist immer der Bedarf der Kita.
Wie wird dieser Bedarf ermittelt?
Vom Steuerungskreis in einer ersten Bestandsaufnahme. Ist eine Kita beispielsweise beim Thema Bewegung gut aufgestellt, will das Thema Ernährung mit den Kindern aber noch vertiefen, konzentrieren wir uns zunächst darauf. Zum Steuerungskreis gehören die pädagogischen Fachkräfte, die Kita-Leitung, ein Vertreter des Trägers und ein Elternvertreter. Die AOK-Präventionsexperten begleiten den Steuerungskreis drei Jahre lang bei der Umsetzung des Programms.
Wie läuft das Programm ab?
Die Kitas bekommen von der AOK kostenloses Material zur Verfügung gestellt, über 31.000 Erzieherinnen und Erzieher wurden bereits von der AOK geschult. Das Drachenkind Jolinchen begleitet die Kinder als Identifikationsfigur durch das Programm.
Mithilfe der JolinchenKids-Handpuppe werden kindgerecht und spielerisch die Themen vermittelt. Mit ihr gehen die Kinder auf Entdeckungsreise, erleben Abenteuer und erkunden Orte wie das „Gesund-und-lecker-Land“, den „Fit-mach-Dschungel“ oder die Insel „Fühl-mich-gut“.
Nehmen wir beispielhaft das Thema Ernährung: Wie sieht so ein Projektplan aus?
In einem Leitfaden ist festgehalten, welche verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen in der Kita umgesetzt werden sollen. Beispielsweise dass täglich ungesüßte Getränke und Rohkost für die Kinder bereitgestellt werden. Oder, dass einmal wöchentlich das gesunde Jolinchen-Frühstücksbüfett angeboten wird. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Einige Einrichtungen bieten grundsätzlich ein gemeinsames Frühstück an, während es in anderen selbst mitgebracht werden muss. Über verschiedene Aktionen werden Eltern einbezogen. Das Highlight des Moduls ist aber der „Drachenzug“.
Der Drachenzug?
Der Zug wird passend zum Drachenkind „Drachenzug“ genannt und ist das didaktische Kernstück des Moduls Ernährung. Dabei handelt es sich um einen Zug mit sechs Waggons. Jeder Waggon steht für eine Lebensmittelgruppe. Die Waggons sind unter-schiedlich groß und haben verschiedene Farben. Sie sollen die Lebensmittelpyramide darstellen.
Wie wird den Kindern gesunde Ernährung damit vermittelt?
Jede Woche wird ein Waggon an den Zug angehängt und die einzelnen Waggons werden mit Lebensmitteln gefüllt. Die Kinder lernen so gemeinsam mit Jolinchen die Vielfalt der Lebens mittel und Empfehlungen für eine gesunde Ernährung kennen, also wie viel sie von welcher Lebensmittelgruppe essen dürfen.
Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die eine Kita für das Programm erfüllen sollte?
Die Kitas müssen an den Schulungen teilnehmen und das Ganze gemäß dem Programmleitfaden umsetzen. Wir empfehlen, nicht zu viele weitere Projekte zeitgleich zu machen, um genug Ressourcen zu haben. Letztendlich soll dadurch die Wirksamkeit erhöht werden. Nach Ablauf des Programms können die Kitas das Erlernte eigenständig umsetzen. So können die Strukturen nachhaltig positiv verändert werden.
Interview mit Dr. Sarah Pomp, sie ist Referentin für Prävention beim AOK-Bundesverband und Ansprechpartnerin des Projekts „JolinchenKids – Fit und gesund in der Kita“ auf Bundesebene.
DAS PROGRAMM
JolinchenKids startete im Jahr 2014 in den ersten Pilotregionen. Seitdem wurde es in rund 4.400 Einrichtungen deutschlandweit durchgeführt und erreicht circa 300.000 Familien. Bei Interesse am Programm können sich Kitas mit ihrer regional zuständigen AOK in Verbindung setzen.
Weitere Infos unter:
www.aok.de/jolinchenkids