Das gemeinsame Frühstück. Die jährliche Faschingsbörse. Das neue Außengelände. In der Kita St. Sebastian können sich Eltern vielseitig einbringen. Eine Reportage aus der „Kita des Jahres 2019“.
Eltern mit einem Bauplan in der Hand vor einem Klettergarten.

Montagmorgen, zehn Uhr: Die letzten Kinder sind gerade eingetrudelt. Eine Mutter verabschiedet sich noch schnell von ihrem Sohn. Aus den Gängen und Gruppenräumen hört man Gebrabbel und Gelärm. Einige Kinder machen sich gerade fertig für einen Ausflug in den Wald. „Jetzt ist wieder Matschhosen-Zeit bei uns“, sagt Kita-Leiterin Veronique Braun.

Mittlerweile ist der Alltag in der katholischen Kita St. Sebastian eingekehrt. Im Mai 2019 hat die Einrichtung im hessischen Eppertshausen den deutschen Kita-Preis erhalten. Der Trubel danach war groß. „Alle waren völlig aus dem Häuschen“, erzählt die Kita-Leiterin. Träger, Gemeinde, Team, Eltern und Kinder haben sich riesig über diesen Erfolg und die Bestätigung ihrer Arbeit gefreut.

 

KURZ GESAGT!

  • Enges Verhältnis zwischen Kita und Eltern
  • Eltern können sich in viele Prozesse einbringen
  • Ausschüsse, Veranstaltungen und der Elternbeirat sind gute Möglichkeiten hierfür

 

Enge Erziehungspartnerschaft

Die Jury überzeugte vor allem die enge Zusammenarbeit in der Einrichtung. Denn in Eppertshausen dürfen sich alle mit Ideen einbringen und dazu einladen, mitzumachen. Partizipation geht hier weit über die Bitte um Unterstützung hinaus. Daraus entstand über Jahre hinweg eine enge Erziehungspartnerschaft zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern.

„Wir als Eltern geben nicht nur unsere Kinder ab und gehen wieder. Wir gehören dazu und werden eingebunden“, erklärt eine Mutter. So zum Beispiel, als vor zwei Jahren das Außengelände neu gestaltet wurde. Da planten die Mütter und Väter mit, sammelten Spenden und rammten eigenhändig die Pfeiler des neuen Klettergerüsts in den Boden. Oder bei der jährlichen Faschingsbörse. Die gibt es schon seit etwa 20 Jahren. Und sie wurde schon immer von den Eltern organisiert. „Das hat ganz klein angefangen. Mit ein paar Kostümen, die im Turnraum verkauft wurden“, sagt Veronique Braun.

Inzwischen findet die Faschingsbörse in der Bürgerhalle der etwa 6.000-Seelen-Gemeinde statt und hat einen festen Platz im Kalender. Dafür muss die Halle ein ganzes Wochenende lang gemietet werden. Vom Sammeln der Kostüme über die Vorbereitung und den Aufbau bis hin zum Abbau und dem Zurücksortieren wird alles von den Eltern gestemmt. Dabei beteiligen sich auch Mütter und Väter ehemaliger Kita-Kinder. Der Erlös kommt zu großen Teilen der Einrichtung zugute.

„Die Eltern beteiligen sich hier einfach gerne. Vermutlich, weil sie es dürfen und wir sie ernst nehmen“, sagt die Kita-Leiterin. Die Türen der Kita stehen den Eltern immer offen. Ihnen werden viele Möglichkeiten gelassen, sich zu beteiligen. Daraus ist über Jahre hinweg ein enges Verhältnis gewachsen.

Konflikte gemeinsam lösen

Die Kita-Eltern in Eppertshausen sind gut organisiert. Der Elternbeirat hat 15 Mitglieder. Außerdem gibt es verschiedene Ausschüsse, die sich regelmäßig treffen. „Uns ist es wichtig, dass es unseren Kindern gut geht. Also helfen wir natürlich gerne mit“, sagt eine Mutter. Veronique Braun ist sich sicher: Die Einstellung einer Kita zu den Eltern spielt dabei eine große Rolle.

Konflikte gibt es aber natürlich auch. Kürzlich beispielsweise, weil nicht alle Eltern damit einverstanden waren, dass beim gemeinsamen Frühstück auch Marmelade angeboten wird. Die Kita hat dazu klar Stellung bezogen und ihren Standpunkt erläutert. Die Eltern haben dann Gespräche geführt und Beobachtungen miteinander geteilt. Am Ende konnten alle davon überzeugt werden, dass Marmelade beim Frühstück kein Problem ist.

 

Mehr Informationen zum Deutschen Kita-Preis und den Preisträgern gibt es unter:
www.deutscher-kita-preis.de

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