Kinder hören, sehen und reagieren anders als Erwachsene. Deshalb übt die Vorschulgruppe der Kita „Kinderland“ in Brandenburg das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Unterstützt wird die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte von einem Projekt der Deutschen Verkehrswacht.
Ein Mädchen hält eine kleine Ampel in der Hand und übt damit die Verkehrsregeln.

Ein Schilderwald steht im Gemeinschaftsraum der Kita „Kinderland“ in Strausberg: Miniaturausgaben von Verkehrszeichen, eine rot-weiße Schranke, eine Ampel. Und mitten drin 30 Vorschulkinder. „Wer muss hier aufpassen?“ Erzieherin Manuela Turni hält ein Schild hoch, das spielende Kinder zeigt. „Die Kinder?“, vermutet Maurice. „Die Autos!“, sagen die anderen. Aber Maurice hat natürlich auch Recht: Kinder müssen im Straßenverkehr immer vorsichtig sein.

Bei der Verkehrserziehung der Vorschulkinder arbeitet die Kita „Kinderland“ mit dem Projekt „Sicher zur Schule“ der Deutschen Verkehrswacht zusammen, das im Kreis Märkisch-Oderland von der Unfallkasse Brandenburg unterstützt wird. Das Ziel: Kinder sollen ihren Schulweg vom ersten Tag an selbstständig meistern. Dafür üben sie in der Vorschulgruppe.

Eine ehrenamtliche Helferin der Verkehrswacht Oderland begleitet das Projekt in Strausberg. Mit Klebeband haben sie und die Erzieherinnen vergangene Woche den Boden des Gemeinschaftsraums in ein Straßennetz verwandelt. An den Kreuzungen, zwischen Ampelanlagen und Schildern, konnten die Kinder hier gefahrlos die Verkehrsregeln üben.

 

KURZ GESAGT!

  • Arbeit mit Projekt der Deutschen Verkehrswacht
  • Kinder müssen eigene Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln
  • Richtiges Verhalten im Verkehr regelmäßig üben
  • Ziel: Kinder sollen den Schulweg selbstständig meistern

 

Zu Fuß gehen

In Sachen Verkehrserziehung verhalten sich die meisten Eltern in dieser Kita vorbildlich: Sie begleiten ihre Kinder zu Fuß oder auf dem Fahrrad zum „Kinderland“. Die Kinder dieser Einrichtung sammeln also ganz regelmäßig eigene Erfahrungen im Straßenverkehr. Ganz anders sieht es an vielen Grundschulen aus. Dort liefern immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt vor dem Eingang ab. „Viele gefährliche Situationen für Kinder im Straßenverkehr entstehen erst durch die Elterntaxis direkt vor den Schulen. Einige Eltern verhalten sich leider selbst sehr rücksichtslos“, erklärt Uwe Wähner, Geschäftsführer der Verkehrswacht Oderland. „Zu Fuß zur Schule gehen ist gesünder und sicherer.“

Deswegen richtet sich „Sicher zur Schule“ mit seinen Materialien auch an die Eltern. Ein Ratgeber klärt auf, dass Kinder anders sehen, hören und reagieren als Erwachsene. Die Broschüre zeigt, was einen sicheren Weg zur Schule ausmacht, und regt an, diesen vor der Einschulung mit den Kindern regelmäßig zu üben. Die Kinder erhalten ein eigenes Schulwegheft mit Übungen, Bewegungsspielen und kleinen Aufgaben zu Straßenverkehrsregeln. Die Materialien unterstützen die praktische Arbeit der pädagogischen Fachkräfte.

Im „Kinderland“ geht es heute nach den Trockenübungen raus auf die Straße. Die Vorschulkinder sind in ihren neongelben Warnwesten gut sichtbar auf dem Gehweg unterwegs. Dabei bleiben sie dicht beisammen: „Keine Elefantenlücken!“, rufen alle. Geübt wird der Weg zur Grundschule in Strausberg, in die viele der Vorschulkinder nach den Sommerferien wechseln. An jeder Bordsteinkante stoppt die kleine Gruppe – „Am Bordstein Halt, sonst knallt’s!“, rufen die Kinder. Dann halten sie rechts und links Ausschau nach Fahrzeugen.

„In den ersten Wochen haben wir nur geübt, genau hinzuhören, was in unserer Umgebung geschieht“, erzählt Christina Valentin. „Da klingelt eine Straßenbahn, da hupt ein Auto.“ Kinder im Vorschulalter haben noch eine eingeschränkte Wahrnehmung. Sie können schlechter einschätzen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt und wie weit es entfernt ist. Die Kinder müssen lernen, den Verkehr in ihrer Umgebung aufmerksam wahrzunehmen, um richtig reagieren zu können.

Die Vorschulgruppe ist nicht nur mit viel Spaß bei der Sache. Das Gelernte nehmen die Kinder auch mit nach Hause: „Inzwischen erzählen sie uns, was ihre Eltern alles falsch machen“, sagt Christina Valentin und lacht.

 

DIE WAHRNEHMUNG VON FÜNF- BIS SECHSJÄHRIGEN

  • Sie haben ein eingeschränktes Sichtfeld,
  • können Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht einschätzen,
  • erkennen nicht, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt,
  • können Geräusche noch nicht unterscheiden,
  • haben eine längere Reaktionszeit,
  • reagieren sehr spontan,
  • sind schnell in Situationen überfordert,
  • können sich nicht in andere Verkehrsteilnehmer hineinversetzen,
  • können nicht mehrere Dinge gleichzeitig aufnehmen und
  • können gefährliche Situationen nicht erkennen.

 

 

KONTAKT

Das Projekt „Sicher zur Schule“ wird lokal in den Landesverbänden der Deutschen Verkehrswacht umgesetzt. Interessierte Kitas können sich an ihre örtliche Verkehrswacht wenden oder an Thomas Moss, Verkehrswacht Medien & Service-Center,
thomas.moss@vms-verlag.de.

 

 

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