Kinderhaut braucht besonderen Schutz vor schädlichen Sonnenstrahlen. Die Kinderdermatologin Prof. Dr. med. Ulrike Blume-Peytavi im Interview über das Sonnenschutzkonto und die richtige Creme.
Zwei Krippenkinder schaukeln unter einem Sonnensegel und unter Aufsicht einer Erzieherin.

Warum ist Sonnenschutz gerade bei Kindern so wichtig?

Kinder haben in den ersten Lebensmonaten noch kein eigenes Pigment gebildet. Das heißt, der hauteigene Sonnenschutz ist noch nicht aktiviert und zusätzlich ist ihre Haut dünner. Wenn Kinder in diesem Alter einen Sonnenbrand bekommen, fangen sie schon sehr früh an, ihr negatives Sonnenkonto zu füllen. Das Risiko ist dann erhöht, im Alter an weißem oder schwarzem Hautkrebs zu erkranken.

Ab welchem Alter sind Kinder weniger empfindlich gegen schädliche Sonnenstrahlen?

Die größte Gefährdung besteht im Säuglings- und Kleinkindalter, aber auch im Schulkindalter sollten die Kinder geschützt werden.

Zu welcher Tageszeit sind die Sonnenstrahlen am schädlichsten?

Etwa zwischen 11 und 15 Uhr. Um die Mittagszeit muss man raus aus der Sonne. Das gilt auch für Erzieherinnen und Erzieher. Die Kinder sollten dann drinbleiben oder geschützt im Schatten spielen. Wenn sie einen Sonnenbrand bekommen, weil sie zu dieser Zeit ungeschützt draußen sind, ist das ein vermeidbarer Schaden. Hier sind die Erwachsenen verantwortlich.

Wie schützt man Kinder am besten vor zu viel Sonneneinstrahlung?

Das Wichtigste ist, dass man Sonnenschutzkleidung mit Creme kombiniert. Vor allem an den unbedeckten Stellen und Sonnenterassen wie Stirn, Nase und Ohren. Es gibt spezielle Sonnencremes, die das Licht zurückweisen, also einen physikalischen Filter haben. Diese Cremes sollte man bei Kindern und Säuglingen bis zum zweiten Lebensjahr einsetzen.

Und die gängigen Sonnencremes?

Die sind für Kinder ab zwei Jahren empfehlenswert. Es gibt auch spezielle UV-Schutzpräparate, die für Kinder bevorzugt zu verwenden sind. Aber auch hier immer in Kombination mit geeigneter Sonnenschutzkleidung.

Kleidung zum Sonnenschutz ist also wichtig. Würden Sie UV-Schutzkleidung empfehlen?

Es muss nicht unbedingt die teure UV-Schutzkleidung sein. Wichtig ist, dass möglichst viel Haut bedeckt und der Stoff dicht gewebt ist.

Welchen Lichtschutzfaktor sollte die Sonnencreme für Kinder haben?

Ich empfehle den höchsten verfügbaren Lichtschutzfaktor, also Faktor 50. Wenn sie in der Kita 30 Kinder betreuen und einschmieren sollen, können sie nicht ständig auf den individuellen Hauttyp der einzelnen Kinder achten und nachcremen. Also nehmen sie den höchsten Lichtschutzfaktor für den längsten möglichen Schutz.

Sie haben gerade das Thema Hauttyp angesprochen. Was versteht man darunter?

Es gibt sechs Hauttypen: von 1 – das ist der sehr helle, rothaarige Typ – bis zum dunkelhäutigen Typ 6. Ein dunklerer Hauttyp hat einen höheren eigenen Sonnenschutz. Bei Kindern mit einem helleren Hauttyp muss man ganz besonders auf den Sonnenschutz achten.

Was empfehlen Sie als Ärztin: Sollen die Kinder sich selbst eincremen?

Kinder wissen nicht, wie man sich richtig eincremt. Die Erzieherinnen und Erzieher können die Kinder spielerisch einbeziehen, damit sie es lernen. Aber pädagogische Fachkräfte müssen immer darauf achten, dass richtig, ausreichend und gerade die Sonnenterrassen eingecremt werden. Ein Kollege hat sich in einer Studie mit UV-Schutz auseinandergesetzt. Die hat gezeigt, dass selbst Erwachsene sich oft nicht richtig eincremen, auch wenn man es ihnen erklärt. Ein kleines Kind schafft das nicht alleine.

Braucht jedes Kind eine eigene Sonnencreme?

Man muss natürlich die Eltern fragen, ob eine Hauterkrankung oder Allergie beachtet werden muss. Eine Informationsveranstaltung ist da meiner Meinung nach sinnvoll. Dort kann man die Eltern über die Sonnenschutzprävention in der Kita aufklären und sollte sich eine schriftliche Einverständniserklärung einholen. Wenn keine Erkrankungen oder Allergien vorliegen, kann man mit einer UV-Schutz-Creme Faktor 50 alle Kinder eincremen.

Aber eine Creme für alle – ist das nicht unhygienisch?

Man muss natürlich auf Hygienemaßnahmen achten. Also nach jedem Kind Hände waschen, niemals Creme aus einem Topf nehmen und ganz wichtig: Immer frei aus der Tube herausdrücken, damit sich keine Bakterien anlagern.

Ist die Sonneneinstrahlung nur schädlich oder hat sie auch positive Effekte?

Das ist eine Frage der Menge. Ein gewisses Maß an Sonne tut gut, das benötigt die Haut für den Vitamin-D-Stoffwechsel. Dafür genügen jedoch 15 Minuten direkte Sonneneinstrahlung pro Tag. Die Sonne wirkt außerdem auf die Psyche, die Stimmung ist positiver, wenn sie scheint. Es ist wichtig, Kinder vor schädlicher Strahlung zu schützen. Aber das heißt nicht, dass sie nie in die Sonne gehen dürfen.

Prof.Dr. Ulrike Blume Peytavi

Interview mit Prof. Dr. med. Ulrike Blume-Peytavi. Sie ist Kinderdermatologin und stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité Berlin.

Aktuelle Neuigkeiten sowie nützliche Informationen erfahren Sie in unserem News-Archiv.
Mehr News

ePaper

Aktuelle Ausgabe

  • Die Dinge hinterfragen
  • So viel Bildung steckt in Mais
  • Im Kita-Alltag MINT-Themen setzen
  • 12 Goldene Regeln zum Forschen mit Kids

ePaper Archiv

Sie interresieren sich für ältere ePaper-Ausgaben?

Dann schauen Sie einfach hier in unserem Archiv vorbei.

Mehr erfahren