Wenn die Atmosphäre in der Kita stimmt, haben alle etwas davon: Leitung, Team, Eltern – und vor allem die Kinder. Doch so etwas gelingt nicht nebenbei. Ein gutes Miteinander braucht Zeit.
Illustration eines bunten Farbkleckses.

Eine Erzieherin hat ein Faible für Mathe. Im Morgenkreis zählt sie gemeinsam mit den Kindern, wer da ist – und wer fehlt. Ob beim Essen oder Anziehen, im Alltag übt die Pädagogin ganz gezielt den Umgang mit Zahlen. Ihr Kollege mag lieber Musik. Will er den Kindern etwas sagen, ruft er nicht laut in den Raum hinein, sondern summt eine Melodie. Sofort herrscht Ruhe. Der Erzieher komponiert mit den Mädchen und Jungen kleine Lieder, singt mit ihnen. Kurzum: Er ist in der Kita für die musikalische Bildung verantwortlich. Dabei haben beide die Möglichkeit, ihren Schwerpunkt zu wechseln – sie sind nicht dauerhaft auf diese Themen festgelegt.

„Wenn jeder seine Kompetenzen einbringen kann, haben alle etwas davon“, sagt Maria Magdalena Hellfritsch, Erziehungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin im Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e. V. Ihre Erfahrung: Neben der pädagogischen Qualität profitiert davon vor allem die Stimmung im Team. Mit anderen Worten: das soziale Klima.

 

KURZ GESAGT!

  • Gute Atmosphäre als Grundlage für Arbeit in der Kita
  • Leitung und Team müssen sich aktiv einbringen
  • Jeder soll eigene Kompetenzen und Stärken einbringen
  • Klare Regeln verhindern Missverständnisse und Konkurrenz
  • Konflikte offen und konstruktiv angehen

 

Gefahr von Missverständnissen

Für die Fachfrau steht fest, dass eine gute Atmosphäre in der Kita das A und O ist. „Wenn die Zusammenarbeit im Team gut funktioniert, klappt alles viel besser.“ Für dieses Ziel muss jeder seinen Beitrag leisten – Leitung und Team. Dabei gilt es, klar intern zu kommunizieren, wer für welche Aufgaben zuständig ist. Sonst besteht die Gefahr von Missverständnissen. Lieber klar regeln: Wer möchte sich mit den Kindern um den Garten kümmern? Wer hat Spaß daran, die Festvorbereitung zu koordinieren? Wer möchte die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen? Wenn alle ihre Stärken im Kita-Alltag einbringen, steigt die Zufriedenheit. Davon ist Maria Magdalena Hellfritsch überzeugt. Die einzelnen Kolleginnen und Kollegen werden gestärkt, die Bereiche klar abgesteckt, dadurch falle unnötige Konkurrenz weg. Wichtig ist die Botschaft: „Zusammen sind wir ein starkes Team.“

Entscheidend ist auch die Art und Weise der Kommunikation: Gibt es einen offenen Austausch? Begegnen sich alle auf Augenhöhe? Werden Konflikte konstruktiv angegangen? Die Leitung kann mit ihrem Team daran arbeiten, dass alle gut miteinander umgehen. Dabei sollte sie selbst als gutes Beispiel vorangehen. Maria Magdalena Hellfritsch rät zum Beispiel, gemeinsam einen Kodex aufzustellen: „Wie wollen wir miteinander kommunizieren?“ Auf einer Teamsitzung können alle Fachkräfte auf einer Pinnwand einige Regeln notieren, die ihnen im Umgang miteinander wichtig sind – und sich fragen: Halten wir uns selbst immer daran? Hat sich jemand mal im Ton vergriffen oder war eine Äußerung nicht ganz in Ordnung, können sich die Kolleginnen und Kollegen auch gegenseitig darauf aufmerksam machen. Dafür bietet der Kodex eine gute Grundlage. So etwas ist allerdings nur möglich, wenn die Atmosphäre in der Kita stimmt, fügt die Erziehungswissenschaftlerin hinzu.

Auch Fortbildungen können ein gutes soziales Klima fördern, indem sie Knowhow vermitteln, zur Reflexion anregen und konkrete Tipps für den Alltag bereitstellen. Und sollte das Team mit einem Problem nicht alleine zurecht kommen, ist ratsam, sich Hilfe von außen zu holen, beispielsweise in Form einer Supervision.

 

 

Prioritäten setzen

Doch die allerwichtigste Regel für ein gutes soziales Klima lautet: Zeit einplanen. „So etwas gelingt nicht nebenbei“, betont Maria Magdalena Hellfritsch. Für Kitas ist es nicht leicht, sich Freiräume dafür zu schaffen. Die Arbeit ist oft eng getaktet. Dennoch: Es ist wichtig, nicht nur „nebeneinanderher zu ackern“, sagt die Pädagogin. „Da müssen Team und Leitung ihre Prioritäten immer wieder neu hinterfragen. Zum Beispiel ob es wichtig ist, für ein Fest aufwändige Vorführungen mit den Kindern einzuüben oder stattdessen ein Mitmachprogramm zu planen.“ So eine Entscheidung kann die Kita den Eltern klar kommunizieren. „Schließlich profitieren auch die Kinder davon.“

 

CHECKLISTE SOZIALES KLIMA

Ein gutes soziales Klima entsteht durch gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Vertrauen. Jede Kita hat ihren eigenen Charakter. Er wird geprägt vom sozialen Klima. Ein gutes soziales Klima beeinflusst Gesundheit und Sicherheitsverhalten der Beschäftigten und Kinder positiv. Merkmale eines guten sozialen Klimas:

  • Es herrscht ein Klima sozialer Unterstützung und Wertschätzung.
  • Das Zusammenarbeiten und -lernen sowie die Kultur einer Kita beruhen auf gemeinsamen Regeln und Werten.
  • Führungskräfte, Beschäftigte, Kinder und Eltern gehen offen und bewusst miteinander um, auch in Konfliktsituationen.
  • Der Umgang mit Konflikten ist konstruktiv.
  • Es werden gemeinsame Aktivitäten wie Feste, Gesundheitstage und Sport angeboten und gefördert.
  • Unterschiedlichkeiten werden als bereichernd für das Miteinander verstanden und genutzt.

Mehr zum sozialen Klima bietet die kommmitmensch-Kampagne der DGUV unter: www.kommmitmensch.de

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