Warum sind ältere Fachkräfte so wertvoll für Kitas?
Oftmals werden die Stärken von älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschätzt und ihre Fähigkeiten werden übersehen. Dabei profitieren Kitas vom Erfahrungswissen der sogenannten Aging Workers, die außerdem häufig gut vernetzt sind. Das ist beim Ausbau von Kooperationen hilfreich. Darüber hinaus zeichnet sie eine hohe Arbeitsdisziplin und eine gute Übersicht darüber aus, welche Anforderungen Eltern, Kinder oder die anderen Fachkräfte an die Kita stellen. In der Regel können sie mit komplexen Situationen und mit Stress gut umgehen. Häufig lassen sich ältere pädagogische Fachkräfte auch flexibel einsetzen, da sie familiär weniger stark gebunden sind. Kitas haben bei ihnen größere Planungssicherheit, da sie seltener eine berufliche Veränderung anstreben – insbesondere, wenn die Zeit bis zum Renteneintritt absehbar ist.
Wie können Kitas die Stärken der älteren Beschäftigten am besten nutzen?
Ziel eines nachhaltigen, altersorientierten Personalmanagements sollte sein, dass der Kita Erfahrungswissen, aufgabenspezifisches Wissen und Methodenwissen erhalten bleiben. Beispielsweise können ältere Erzieherinnen als Ausbilderinnen oder Mentorinnen fungieren und neue Kolleginnen und Kollegen begleiten. Ein solches Personalmanagement kann auch beinhalten, erfahrenen Fachkräften andere Aufgaben zu übertragen. Das können Tätigkeiten in der Verwaltung, Planung und Organisation sein.
Die Aging Workers müssen aber auch mitziehen.
Die Arbeitswelt ändert sich und wird komplexer. Lebenslanges Lernen ermöglicht es ihnen, diese Herausforderungen zu meistern. Ältere Beschäftigte profitieren aber auch von Fort- und Weiterbildungen, indem ihnen die neuen Qualifikationen neue Karrieremöglichkeiten eröffnen. So kann eine pädagogische Fachkraft beispielsweise zur Expertin für Sprachförderung oder Raumgestaltung werden. Arbeitet sie bei einem größeren Träger, kann sie ihr Wissen beratend auch in anderen Kitas einbringen oder eigene Fortbildungen zum Thema leiten.
Worauf müssen Kitaleitungen achten, um ihre Belegschaft altersgerecht zu führen?
Kitaleitungen sehen in altersgerechter Führung ein wichtiges Thema, weil sie vielleicht ein altersgemischtes Team führen oder die Chancen diverser Teams sehen – in vielen Ausbildungs und Qualifizierungsmaßnahmen für die Kitaleitungen wird die Thematik allerdings nicht berücksichtigt. Deshalb fehlt häufig das Wissen, um das Vorhaben in die Praxis umzusetzen. Kurz gesagt: Eine altersgerechte Führung sollte sich daran orientieren, in welcher Lebensphase sich die Beschäftigten befinden, und ihre Stärken berücksichtigen.
Können Sie das konkretisieren?
Die Leitungen müssen den verschiedenen Anforderungen und Bedürfnissen der unterschiedlichen Generationen Rechnung tragen, um die Potenziale der einzelnen Altersgruppen gewinnbringend für die Kita zu nutzen. Jüngere Fachkräfte wünschen sich zum Beispiel häufig eine größere Aufgabenvielfalt, ältere Fachkräfte fordern dagegen eher Autonomie und möchten ihr Wissen weitergeben. Führungskräfte sollten die Ressourcen ihrer Beschäftigten kennen, ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Blick haben. Entsprechend sollten sie die Arbeitsanforderungen so gestalten, dass es weder zu einer Unter- noch zu einer Überforderung kommt. Die Erwartungen und Ziele müssen zwischen der Kitaleitung und den Beschäftigten klar definiert sein. Eine gute und offene Kommunikation ist dafür wichtig.
Haben die Kommunikation und der Umgang miteinander Auswirkungen auf die Gesundheit?
Das Führungsverhalten beeinflusst die Mitarbeiterzufriedenheit, die Motivation und sogar die Arbeitsfähigkeit. Hohe Krankenstände können zum Beispiel in Zusammenhang mit schlechtem Führungsverhalten stehen. Empfinden ältere Fachkräfte etwa eine Ungleichbehandlung, kann sich das negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Im schlimmsten Fall gehen sie vorzeitig in den Ruhestand.
Was trägt denn dazu bei, dass sich die Fachkräfte wohlfühlen?
Ein wertschätzender Umgang ist immer wichtig. Dazu gehört auch, die Beschäftigten gemäß ihren persönlichen und fachlichen Kompetenzen einzusetzen. So steigert ein nachhaltiges, altersgerechtes Personalmanagement die Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft der älteren Beschäftigten, während arbeitsbedingte Belastungen reduziert werden. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement gewinnt in Kitas ebenfalls an Bedeutung. Durch gezielte Maßnahmen verbessert eine Kita damit nicht nur die Gesundheit ihrer Beschäftigten – sie erhöht auch ihre eigene Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt und reduziert personelle Fluktuation.
Ihr Fazit: Warum sollten sich Kitas mit nachhaltigem, altersorientiertem Personalmanagement auseinandersetzen?
Weil es aufgrund des demografischen Wandels wichtig ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange zu beschäftigen. Wenn die pädagogischen Fachkräfte gesund bleiben und bis zum Renteneintritt zufrieden und motiviert arbeiten, kann das zur Reduzierung des Fachkräftemangels beitragen. Nur mit ausreichendem Wissen über altersgerechtes Führen können Kitaleitungen das wertvolle Potenzial voll ausschöpfen, das in den Aging Workers schlummert.
Die Fragen stellte Holger Schmidt