Sonne ist gut – Schatten ist besser

KURZ GESAGT!

_Kinder lernen Sonnenschutz spielerisch und mit Experimenten kennen

_Sonnensegel und Bäume beschatten die Spielgeräte

_UV-Barometer informiert Eltern und das Team über die aktuelle Strahlungsstärke

Die „Matschstrecke“ ist in der warmen Jahreszeit besonders beliebt. Hier können die Kinder neugierig ihrem Spiel- und Entdeckungsdrang nachgehen und mit Sand und Wasser so richtig – na ja, eben rummatschen. Das funktioniert am besten, wenn alle zusammenarbeiten. Piet steht auf dem höchsten Podest der raffinierten Konstruktion, die aus mehreren Ebenen besteht, und bedient die Pumpe. Wasser strömt in die oberste Blechwanne. Tino zieht an einer Kordel und das kühle Nass fließt in den nächsten Blechbehälter. Dort stehen andere Kinder mit Gefäßen, um das Wasser abzufüllen. Was zu viel ist, fließt kleine Holzrutschen hinunter und landet in Holzkästen, die am unteren Ende der Konstruktion im Sand stehen. Auch hier warten schon Kinder mit Tassen und Förmchen, um endlich rummatschen zu können.

Der Sonnen- und UV-Schutz ist der DRK-Kita „Zwergenland am Birkenwald“ im sächsischen Freital dabei ein Anliegen. Über die „Matschstrecke“ wie auch über die Spielplätze für Krippen- und Ü3-Kinder sind große, blaue Sonnensegel gespannt, die überall Schatten spenden. Ebenso ist das Außengelände gespickt mit Bäumen, die ebenfalls für reichlich Schatten und damit auch im Hochsommer für etwas Frische sorgen. „Das ist schon bei der Gründung der Kita vor mehr als 40 Jahren berücksichtigt worden, als die Bäume gepflanzt wurden“, sagt Kitaleiterin Cindy Lohse. Sie profitiert vom Weitblick der damaligen Planung. Allerdings ruht sie sich nicht darauf aus, sondern setzt auch ihre eigenen Akzente hinsichtlich des UV- und Sonnenschutzes. „Das gehört für uns einfach zur Gesundheitserziehung dazu“, sagt sie. „So wie das Zähneputzen, das wir anbieten, eine ausgewogene Ernährung oder das Händewaschen nach dem Gang zur Toilette.“

Eincremen nicht vergessen! Erzieherin Sandra Noack hilft dabei.
Eincremen nicht vergessen! Erzieherin Sandra Noack hilft dabei.

Krebsprävention praxistauglich aufbereitet


Inzwischen gehört ebenso selbstverständlich das Projekt „Clever in Sonne und Schatten“ dazu. Cindy Lohse gefällt daran, dass die medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Krebsprävention ganz praxistauglich für den Kita-Alltag umgesetzt sind: „Es gibt Experimente und andere schöne Ideen. Wir können den Sonnenschutz damit spielerisch vermitteln.“

Die Kinder pflanzen beispielsweise eine Kartoffel in einen dunklen Karton und schneiden nur in eine Seite ein Loch. Aha! Die Kartoffel wächst zur Seite, in die das Licht einfällt. Sonne ist gut und hilft beim Wachsen! Oder die Kinder basteln „Fingerheizungen“. Die kleinen Tellerchen aus Alufolie stecken sie sich an den Zeigefinger, gehen nach draußen und halten ihn in die Sonne. Das wird ganz schön heiß – was für eine Kraft die Sonne doch hat! Also aufpassen, die Sonne kann auch gefährlich sein!

Lernen mit dem Sonnenschutz-Clown


Die Figur des Sonnenschutz-Clowns Zitzewitz spielt beim Projekt ebenfalls eine Rolle, sei es in Form einer Aufklärungsgeschichte in einem Buch oder als Ausschneidefigur. „Zitzewitz taucht bei uns immer mal wieder im Kita-Alltag auf. Zum Kindertag verkleide ich mich dann als Clown und verteile Eis an die Kinder“, sagt Cindy Lohse. Die freuen sich dann zwar über die leckere Erfrischung, haben aber vorher durch die Bastelei mit Zitzewitz gelernt: Eis, Tischtennisschläger, Bälle oder Windradspielzeuge sind ja sehr nett im Sommer. Unbedingt notwendig sind diese Dinge aber nicht. Wichtig sind stattdessen die richtige Kleidung, Sonnencreme, eine Kopfbedeckung oder ein Sonnenschirm, um sich zu schützen.


„Unser Ziel ist es, einerseits die Kinder zu schützen und sie andererseits zu wappnen, damit sie selbstständig mit dem Thema umzugehen lernen“, fasst Cindy Lohse zusammen. Das funktioniert anscheinend ziemlich gut, wie die Kitaleiterin berichtet: „Es gab schon Eltern, die zu mir gesagt haben: ‚Unser Kind hat das schon so verinnerlicht, dass es uns in der Früh an den Sonnenschutz erinnert hat.‘“

Zu den Eltern gehört Thomas Bührdel. Sein Sohn Charlie geht seit einem Jahr ins „Zwergenland“ – die drei älteren Geschwister wurden zuvor noch woanders betreut. Allerdings sei das Thema Sonnenschutz dort nicht so groß geschrieben worden. „Es geht mir dabei nicht nur um das Eincremen, sondern um die Gestaltung des Außengeländes“, führt der Vater aus. Nach dem Mittag habe es in diesen Kitas nur noch wenig Schatten gegeben. „Vielleicht noch eine Sonnenblende über dem Sandkasten.“ Die meisten anderen Spielgeräte hätten dagegen in der prallen Sonne gestanden. Die Folgen des Klimawandels mit heißeren Tagen und stärkerer Sonnenstrahlung spüre aber auch er als Erwachsener, sagt Thomas Bührdel. Der UV-Schutz sei für ihn also ein wichtiger Punkt bei der Kita-Auswahl gewesen. „Deshalb haben wir uns bewusst für das ‚Zwergenland‘ entschieden“, erklärt Thomas Bührdel.

Was braucht der Clown Zitze­witz im Sommer? Die Kinder lernen es beim Basteln.
Was braucht der Clown Zitze­witz im Sommer? Die Kinder lernen es beim Basteln.

UV-Barometer veranschaulicht Schutzmaßnahmen


Das Thema ist schon präsent, noch bevor jemand das Kitagelände betreten hat. Am Eingangszaun hängt nämlich gut sichtbar ein UV-Barometer. Von Stufe 1 (schwach) bis 11 (extrem) lässt sich ablesen, wie stark die Sonnenstrahlung ist. Auch die Schutzmaßnahmen stehen gleich daneben. Bereits ab Stufe 3 (mittel) gilt für die Kinder: Hut, T-Shirt, Sonnenbrille, Sonnencreme und Schattenplätze aufsuchen. Ab Stufe 8 gibt es den Hinweis, den Aufenthalt im Freien am besten ganz zu vermeiden. „Für uns Eltern ist das eine schöne optische Erinnerung“, sagt Thomas Bührdel. „Heute steht es auf Stufe 7, orange. Da sollte ich besser daran denken, mein Kind einzucremen.“


Der Mann für das UV-Barometer ist Fabian Schumann. Der Erzieher informiert sich beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) über die neuesten Wetterdaten und sorgt von April bis Ende September dafür, dass der Zeiger des UV-Barometers an der richtigen Stelle steht. „Bei hohen Temperaturen und entsprechend hohem UV-Index achten wir darauf, dass die Kinder – und auch wir als Fachkräfte – im Schatten sind“, sagt Fabian Schumann. „Wir geben dann auch die entsprechenden Spielmaterialien raus, die sie dazu anregen, mehr im Schatten zu spielen.“ Am besten so, dass die Kinder nicht zu wild herumtoben. „Damit sie nicht überhitzen.“


„High Five“ mit Hut und Sonnenbrille


Das Thema liegt ihm am Herzen. Denn ein Sonnenbrand tue den Kindern vielleicht nur eine Woche lang weh, schon bald würden sie jedoch nicht mehr daran denken, veranschaulicht Fabian Schumann. „Aber was das für langfristige Folgen haben kann, wissen sie nicht.“ Dass man Sonnenbrand besser vermeidet, indem man sich im Schatten aufhält und sich gut eincremt, möchte er den Kindern daher vermitteln.


Dafür geht Fabian Schumann mit gutem Beispiel voran. Mit Hut und Sonnenbrille hockt er am Spielplatz und hilft Piet, damit der Junge unter seiner Kappe auch eine coole Sonnenbrille aufsetzen kann. Danach klatschen die beiden mit „High Five“ ab und Piet setzt sich auf den Roller.


Denn nicht nur die „Matschstrecke“ und die Sandkästen liegen wegen der Sonnensegel im Schatten. Dank der Bäume sind auch die Rollerrundstrecke, Schaukel, Rutsche und das Klettergerüst im Schatten – zumindest für gewisse Phasen am Tag, in denen der Parcours und die Geräte dann intensiv genutzt werden. „Wir haben bei der Neugestaltung im Jahr 2020 auch auf den Sonnenlauf geachtet“, unterstreicht Cindy Lohse. „Es ist tatsächlich so, dass wir für unsere Krippenkinder im Garten mal ein Fleckchen suchen müssen, wo sie in der Sonne planschen können. Es ist alles sehr schattig – aber das ist ja gewollt und auch gut so.“

Gut geschützt mit Hut und Sonnenbrille: Fabian Schu­mann klatscht mit Piet ab.
Gut geschützt mit Hut und Sonnenbrille: Fabian Schu­mann klatscht mit Piet ab.

Früh morgens geht es in den Garten


Trotzdem müssen die Kinder natürlich eingecremt werden. Das machen morgens die Eltern und im Laufe des Tages die pädagogischen Fachkräfte. „Am Anfang hatte jedes Kind seine eigene Sonnencreme, mit Namen drauf“, blickt Cindy Lohse zurück. Das erwies sich bei 128 Kindern jedoch als sehr unpraktisch. „Wir haben inzwischen eine Marke gefunden, die einen Lichtschutzfaktor von 50 hat und für einen Großteil der Hauttypen – also auch Kinder mit Neurodermitis und allergischen Reaktionen – verträglich ist. Darauf können die Erzieherinnen und Erzieher zurückgreifen.“


Organisatorisch trägt die Kita „Zwergenland am Birkenwald“ dem Sommer ebenfalls Rechnung. „Dann geht es um 6 Uhr schon raus in den Garten“, sagt Cindy Lohse. „Zu dieser frühen Zeit können wir uns noch ohne Bedenken im Freien aufhalten und nehmen dann teilweise auch das Frühstück draußen ein.“ An Tagen mit besonders hoher UV-Strahlung geht es dann spätestens um 10 Uhr ins Gebäude. „Und das verlassen wir dann eigentlich auch nicht mehr.“

Das Projekt

Seit 2018 haben mehr als 450 Kitas die Auszeichnung „Clever in Sonne und Schatten“ für ihr nachhaltiges Engagement in Sachen Sonnenschutz erhalten. Es ist ein Projekt des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC), einer gemeinsamen Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).

www.cleverinsonne.de

Kleidung ist wirksamer als Sonnencreme

Was macht Kinderhaut so empfindlich?

Michal Gina: Die Hautbarriere ist bei Neugeborenen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt. Deswegen ist deren Haut empfindlicher und neigt zur Trockenheit. Darüber hinaus kann die Haut von Neugeborenen noch nicht so schnell und ausreichend Pigmente produzieren, wie dies bei der Haut eines Erwachsenen der Fall ist. Zudem liegen bei Kindern die Haarfollikel, die viele Stammzellen enthalten, näher an der Hautoberfläche. Sonnenstrahlen erreichen sie so leichter und können die Stammzellen bereits nach kürzerer Zeit schädigen. Somit ist die Kinderhaut auch empfindlicher gegenüber UV-Strahlen.

Sollten Kinder Sonne also am besten ganz meiden?

Gina: In den ersten zwölf Lebensmonaten sollte ein Kind möglichst keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden. Sonne ist für unser Leben und unsere Entwicklung – beispielsweise bei der Vitamin-D-Produktion – aber wichtig und unterstützt das gesunde Wachstum von Kindern. Daher ist es sinnvoll, ein gesundes Verhältnis gegenüber der Sonne aufzubauen. Im Sommer und generell an sehr warmen, sonnigen Tagen sollten Kinder zwischen 11 und 16 Uhr die Sonne meiden – das gilt aber auch für die pädagogischen Fachkräfte.

Was schützt am besten vor UV-Strahlung?

Gina: Langärmelige T-Shirts und lange Hosen sowie der Aufenthalt im Schatten sind bei kleinen Kindern immer der Sonnencreme vorzuziehen. In Deutschland bietet generell eine fest gewebte Baumwollkleidung zusammen mit einem Hut, einer Kappe oder einem Tuch mit Schirm und Nackenschutz einen ausreichenden Schutz gegenüber UV-Strahlung. Allerdings sollte man beachten, dass nicht alle Stoffe sonnendicht sind. Vor allem im nassen Zustand lassen Baumwolltextilien mehr UV-Strahlen durch. Daher kann eine spezielle Sonnenschutzkleidung, die den „UV-Standard 801“ erfüllt, empfohlen werden. Damit wird gewährleistet, dass die Textilie ausreichend vor UV-Licht schützt. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der textile Schutz besteht und somit nur kleine Körperareale mit Sonnenschutzmittel eingecremt werden müssen.

Was ist bei den Sonnenschutzmitteln zu beachten?

Gina: Bei Kleinkindern sollten vor allem Mittel mit sogenannten „mineralischen Filtern“ verwendet werden. Diese verbleiben nur in den obersten Schichten der Haut. Zudem sind sie gut hautverträglich und führen selten zu Hautreizungen. Jedoch können bei Kindern auch sogenannte „chemische Filter“ eingesetzt werden. Viele der sogenannten „Kinder-Sonnenschutzmittel“ enthalten diese Stoffe. Bei Kindern sollte ein Mittel verwendet werden, das mindestens einen Lichtschutzfaktor (LSF) von 30 aufweist und sowohl gegen UV-A- als auch UV-B-Strahlen schützt. Da die Haut von Kleinkindern zur Trockenheit neigt, sollten auch eher Cremes und keine Lotionen verwendet werden. Natürlich muss hier immer die individuelle Verträglichkeit beachtet werden.

Reicht es aus, mittags nachzucremen, wenn die Eltern das Kind morgens eingecremt gebracht haben?

Gina: Sonnenschutzmittel werden durch Schwitzen und Abrieb abgetragen. Um den Schutz aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, alle zwei Stunden nachzucremen. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Das wiederholte Auftragen verlängert die Schutzdauer des Mittels jedoch nicht. Vielmehr trägt es nur zur Aufrechterhaltung der optimalen Wirkung bei. Häufiges Eincremen mit einem hohen Lichtschutzfaktor darf daher nicht dazu verleiten, Kinder unbesorgt länger in der Sonne spielen zu lassen. Außerdem kann die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln zum Beispiel beim Schwimmen, Spielen im Wasser oder bei starkem Schwitzen schneller abnehmen. Also wasserfeste Sonnencreme verwenden und nach dem Schwimmen erneut eincremen.

Sollten Kinder Sonnenbrillen tragen?

Gina: Extreme UV-Belastung, wie sie zum Beispiel durch Schneereflexion im Hochgebirge oder Lichtspiegelung am Strand auftritt, kann zu schmerzhaften Entzündungen der Horn- und Bindehaut führen und die Augen langfristig schädigen. Daher ist es wichtig, Kinderaugen insbesondere bei hoher UV-Exposition durch eine Sonnenbrille mit UV-Filter zu schützen.

Müssen Kinder, die einen dunkleren Hautton haben, genauso konsequent vor Sonne geschützt werden?

Gina: Dunkelhäutige Kinder haben aufgrund ihres höheren Melaningehalts – das dunkle Pigment der Haut – einen besseren natürlichen UV-Schutz als hellhäutige Kinder. Dieser Schutz entspricht etwa einem Lichtschutzfaktor von 13. Dennoch sind auch dunkelhäutige Kinder nicht vor UV-bedingten Schäden geschützt. Sie können einen Sonnenbrand bekommen, Pigmentverschiebungen entwickeln und langfristig kann die Schädigung durch die Sonne zur Hautalterung oder sogar zu Hautkrebs führen.

Immer wieder hört man, dass Vorbräunen eine vorbeugende Wirkung haben soll. Stimmt das?

Gina: Vorbräunen bietet keinen ausreichenden UV-Schutz. Physiologisch ist Bräunung eine Stressreaktion der Haut, die auftritt, wenn die Hautzellen beschädigt werden. Obwohl Bräunung in der Gesellschaft oft als attraktiv angesehen wird, ist sie also bereits ein Zeichen für eine Hautschädigung.

AHA

Sonnenschutz wird auch bei Kindern erst empfohlen, wenn die UV-Strahlung intensiv ist. Dies kann mithilfe des UV-Index (UVI) eingeschätzt werden. Ab einem UVI von 3 sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Infos zum UVI und zu den Hauttypen gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz: www.bfs.de

Sonnenschutz – wir passen auf!

Damit Kinderhaut optimal vor Sonnenstrahlen geschützt ist, reicht es nicht, die Kleinen einmal am Tag mit einer Sonnencreme einzuschmieren. Die Übersicht zeigt, wie es geht! Sie können Sie in drei Sprachen im PDF-Format herunterladen, ausdrucken und in der Kita aufhängen.

Das Bild zeigt zwei Kinder, die sich optimal vor Sonnenstrahlen schützen.

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