Hört man sich im Kitateam von Pikkolo in Bonn um, fallen immer wieder ähnliche Begriffe: „tolle Kollegen“, „freundschaftliches Verhältnis“ oder „familiäre Atmosphäre“. Auch Jomon Tharayil George benutzt diese Worte. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet der Erzieher, den alle nur Jo nennen, für Pikkolino. „Ich genieße es jeden Tag, hierherzukommen und zu arbeiten.“ Zum einen, weil er seinen Beruf liebt und ihm das Herz aufgeht, wenn er die Entwicklung der Kinder beobachten kann. Zum anderen aber auch wegen des Arbeitsklimas, an dem alle ihren Anteil haben – angefangen vom Träger über die Kitaleitung bis hin zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
KURZ GESAGT!
- Gute Teams haben gemeinsame Werte und klare Rollenverteilung
- Wertschätzender Umgang miteinander, auch bei Meinungsverschiedenheiten
- Feedbackkultur, Partizipation und Transparenz fördern den Zusammenhalt
Das übergeordnete Ziel ist für alle bei Pikkolino die optimale Förderung und Entwicklung der Kinder. Sie sind überzeugt: Der Weg dahin führt nur über ein gutes, funktionierendes Team. „Das Wir-Gefühl zeichnet uns aus“, betont Kitaleiterin Helene Zahn. „Wir haben gemeinsame Werte und Spielregeln für die Zusammenarbeit.“ Die fallen allerdings nicht vom Himmel, sondern sind das Ergebnis harter Arbeit. Voraussetzungen für gelungenes Teamwork seien eine gute Organisation und eine klare Rollenverteilung, führt Zahn aus. Ein respektvoller Umgang und ehrliche Transparenz gehörten ebenfalls zwingend dazu. „Nicht jeder muss alles können. Ein gutes Team erkennt und würdigt die Stärken jedes Einzelnen.“ Oder wie es George veranschaulicht: „Eine Kollegin singt vielleicht nicht gerne, backt dafür aber sehr gut. Eine ist bei der schriftlichen Dokumentation besser, die andere kann dafür tolle Turnstunden planen.“ Alle setzen ihre Stärken also zum Wohle aller ein – müssen aber auch zu ihren Schwächen stehen.
Ziele benennen stärkt das Miteinander
Die Kommunikation ist offen, dabei aber zugleich wertschätzend. „Feedback hilft. Gerade wenn etwas nicht so gut läuft“, sagt Erzieherin Kristina Jonen. „Aber die Wortwahl muss stimmen.“ Wichtig sei außerdem das klare Formulieren von Zielen, „damit alle an einem Strang ziehen und es ein Miteinander und kein Gegeneinander ist“.
Als Beispiel nennt sie die Regeln für den Außenbereich. Da sich die Gruppen coronabedingt nicht mehr mischen durften, musste der Garten mit den Spielgeräten in drei Bereiche aufgeteilt werden. „Wir haben bei der Diskussion versucht, auf einen Nenner zu kommen. Schließlich stehen die Kinder im Vordergrund.“
Knackpunkt war dabei auch ein kleines Gerätehäuschen, in dem Spielgeräte untergebracht sind. Sollten sich die älteren Kinder daraus selbst Bobbycars holen dürfen? Dazu gab es unterschiedliche Standpunkte. Die Erzieherinnen stimmten mehrheitlich dafür ab und probierten es aus. „Auch wenn vielleicht nicht alle zufrieden sind, müssen alle die Entscheidung akzeptieren“, stellt Kitaleiterin Zahn klar. „Wir halten uns an getroffene Vereinbarungen. Zwei Wochen später wird dann bewertet, Probleme und Herausforderungen offen angesprochen.“ Ergebnis in diesem Fall: Es herrschte ein ziemliches „Verkehrschaos“ auf den Wegen und niemand fühlte sich für das Wegräumen der Bobbycars zuständig. Erkenntnisgewinn: Wir rudern zurück und geben den Kindern wieder selbst das Spielzeug raus.
Helene Zahn lässt ihren pädagogischen Fachkräften einen großen Handlungs- und Entscheidungsspielraum. „Ich möchte, dass die Beschäftigten sehen, dass ich ihre Arbeit wertschätze. Ich versuche, nichts zu bestimmen“, sagt sie. Lieber lenkt sie in persönlichen Gesprächen, per E-Mail oder mit Nachrichten in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe sanft in die Richtung, dass sich freiwillig jemand findet, der die Verantwortung für ein bestimmtes Projekt übernimmt. Und auch bei Entscheidungen, die sie allein treffen muss, versucht sie, die Fachkräfte einzubeziehen. „Wenn Mitarbeiter wissen, worum es geht, schafft das Transparenz.“
Alle können eigene Ideen einbringen
Das kommt gut an. Bei Jana Wolf etwa. Die Erzieherin arbeitet erst seit August bei Pikkolino, hat den Zusammenhalt im Team und das gute Arbeitsklima aber schnell bemerkt. „Es gibt regelmäßiges Feedback, es wird nicht hinter dem Rücken kommuniziert“, sagt die 28-Jährige. „Wenn du etwas gut machst, wirst du dafür gelobt.“ Die konstruktive Kritik nimmt sie gern an, „weil ich mich dann verbessern kann. Das ist sehr motivierend.“ Außerdem bekomme jeder viel Verantwortung und könne eigene Ideen einbringen.
Von ihrem früheren Arbeitgeber kennt sie das anders. „Da wurde viel in Du-Botschaften kommuniziert“, sagt Jana Wolf. Also: Du musst …! Du hast vergessen, die Spülmaschine einzuschalten! Ein Vorwurf schwingt dabei immer mit. Bei Pikkolino würden Dinge in Ich-Botschaften angesprochen. Also: Ich würde mir wünschen, dass … Mir ist aufgefallen, dass … Das trage zu einem schönen Miteinander bei, findet Jana Wolf.
Jede Teamsitzung beginnt mit einer Feedbackrunde
Die Teamsitzungen spielen für die Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle. Alle zwei Wochen kommen die Kleinteams aus den einzelnen Gruppen zusammen, mindestens einmal im Monat das gesamte Team. Es geht um Organisatorisches wie Dienstpläne, um Berichte von aktuellen Projekten, um anstehende Termine und um die Einschätzung der Kolleginnen und Kollegen zur Entwicklung einzelner Kinder. Am wichtigsten für das Miteinander ist aber wohl immer der erste Tagesordnungspunkt: die Feedbackrunde. „Jeder soll die letzten zwei Wochen Revue passieren lassen. Es geht darum, offen und ehrlich zu sagen, wie es ihm geht“, sagt Helene Zahn und betont: „Das kommt auch nicht ins Protokoll.“ Aber jeder soll wissen, wo beim anderen der Schuh drückt und was ihn beschäftigt.
Um diesen offenen Umgang und dieses Vertrauen untereinander zu fördern, können gemeinsame Aktivitäten helfen. Auch um die Kolleginnen und Kollegen mal von der privaten Seite kennenzulernen. Das Pikkolino-Team hat beispielsweise zusammen einen Escape-Room besucht. Und dann liegt Bonn ja bekanntlich im karnevalsaffinen Rheinland. „An Weiberfastnacht schließt die Kita um 11:11 Uhr. Danach marschieren wir zusammen los“, sagt Helene Zahn.
All das dient dem Zusammenhalt und fördert die Teamarbeit. Und die ist – wie Erzieherin Jennifer Köster zusammenfasst – in Kitas überaus wichtig, „da sich Stimmungen innerhalb des Teams auf die Kindergruppe übertragen. In positiver wie in negativer Hinsicht.“ Ein gutes Team würde die Motivation und Zufriedenheit der pädagogischen Fachkräfte steigern. Und aus ihrer Erfahrung weiß sie: „Das färbt auch auf die Kinder ab, sie haben dann mehr Spaß und sind neugieriger.“