KURZ GESAGT!
_Konzept „Onboarding“ geht über die Einarbeitung hinaus
_Der Prozess beginnt vor dem ersten Arbeitstag und endet mit der erfolgreichen Eingliederung ins Team
_Gutes Onboarding gibt Sicherheit und reduziert psychische Belastungen
Wir haben viele tolle Konzepte für die Eingewöhnung der Kinder – aber an die Eingewöhnung der Beschäftigten denken Kitas oft nicht“, weiß Michaela Anders. Die Sozialpädagogin hat selbst zehn Jahre lang Kitas geleitet, bevor sie Personalentwicklung studierte, sich zur Trainerin ausbilden ließ und nun Kitas unter anderem dabei begleitet, Fachkräfte zu integrieren.
Für den gesamten Prozess von der Einstellung neuer Beschäftigter über deren Einarbeitung bis hin zur Integration ins Team gibt es eine Bezeichnung: Onboarding. „Mir gefällt der Begriff, weil darin viel mehr steckt als die bloße Wissensvermittlung, um seine Arbeit verrichten zu können“, sagt Michaela Anders. Nämlich an Bord zu kommen und willkommen geheißen zu werden.
Überforderung und Überlastung verhindern
Für die Gesundheit aller Beschäftigten ist es wichtig, die Neuen vernünftig an Bord zu holen und sie nicht – sei es aus Personalmangel – ins kalte Wasser zu werfen. Sonst drohen Unsicherheit, Überforderung und Überlastung. Das kann dazu führen, dass die neue Fachkraft aufgrund der psychischen Belastung erkrankt oder die Kita sogar bald wieder verlässt. Das wiederum bedeutet Mehrarbeit und Mehrbelastung für das vorhandene Personal – ein Teufelskreis. „Eine strukturierte Einarbeitung schafft ein Sicherheitsgefühl“, erklärt Michaela Anders. „Dadurch reduziere ich also die Gefahr von Überlastung und psychischen Erkrankungen.“
In einem schlechten Onboarding liegen noch andere Gefahren. „Ich muss mich auskennen, um in einer Kita – für mich und für die Kinder – sicher arbeiten zu können“, veranschaulicht Michaela Anders. Wo sind die Stühle für rückengerechtes Arbeiten? Welche Gefährdungen gibt es auf dem Außengelände? Wie ist die Aufsichtspflicht geregelt?
So gelingt der Onboarding-Prozess
Ein guter Onboarding-Prozess beginnt schon lange vor dem ersten Arbeitstag und dauert bis zum Ende der Probezeit. Michaela Anders unterteilt ihn in drei Phasen.
1. Vor dem ersten Arbeitstag
Wenn organisatorische Dinge geklärt sind, gibt das dem Neuling Sicherheit. Zum Beispiel: Wie und in welcher Gruppe werde ich eingesetzt? Wie sind die Arbeitszeiten? Gibt es Essen in der Kita? Wann wird das Gehalt überwiesen? Die Kitaleitung sollte signalisieren, als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen, denn: „Am häufigsten scheitert Onboarding daran, dass die Kitaleitung keine Zeit hat, sich mit den neuen Fachkräften auseinanderzusetzen und ihnen Konzepte und Abläufe zu erklären“, weiß Michaela Anders.
2. Am ersten Arbeitstag
Ein Begrüßungstreffen mit dem Team erleichtert den Einstieg und trägt dazu bei, dass sich die neue Fachkraft willkommen fühlt. Beim Rundgang durchs Haus geht es zunächst nur um die Grundagen: Hier kannst du deine Tasche abstellen. Hier gibt es Kaffee. Diese erste Orientierung bringt Sicherheit.
Generell gilt für alle Kolleginnen und Kollegen: den Neuankömmling nicht mit zu vielen Informationen überfrachten, selbst wenn es vielleicht nett gemeint ist. Stattdessen nur kurz vorstellen und Offenheit signalisieren. Zum Beispiel: „Ich bin Kathrin und betreue die Nasenbär-Gruppe. Außerdem bin ich noch für unseren Garten zuständig. Wenn du Fragen hast, komm gerne auf mich zu.“
Kitaleitungen können die Einarbeitung gut an Mentoren – also andere pädagogische Fachkräfte – delegieren. Mit den Mentoren sollte sich die neue Fachkraft in der Anfangszeit regelmäßig austauschen.
3. In der Probezeit
„Es ist als Kitaleitung wichtig, Anker zu setzen“, erklärt Michaela Anders. Das kann beispielsweise durch das Festlegen von Gesprächsterminen erfolgen. Sie selbst habe als Kitaleitung neuem Personal einen Terminplan an die Hand gegeben: Gespräche zunächst alle zwei Wochen, dann alle zwei Monate. „Wir haben geklärt: Was fällt dir leicht? Womit tust du dich schwer? Wo hast du Unterstützungsbedarf? Dabei findet man weit mehr über die neue Fachkraft heraus als im Bewerbungsgespräch.“ Den eigenen Stärken entsprechend eingesetzt und wertgeschätzt zu werden, hilft beim Ankommen: Hat jemand zum Beispiel keinen grünen Daumen, kann dafür aber toll Gitarre spielen, sollte die Person eher bei Projekten zur musikalischen Früherziehung mitwirken als bei der Pflege des Gemüsebeets.
Für das Zugehörigkeitsgefühl ist es hilfreich, weitere Möglichkeiten zum kollegialen Austausch zu schaffen. Das können regelmäßige Meetings sein oder Team-Events außerhalb der Arbeitszeiten.
Das neue Teammitglied selbst sollte offen gegenüber der neuen Kita sein, damit das Onboarding gelingt. Faustformel: Erst sehen, dann urteilen und zum Schluss handeln. „Hat die Kita beispielsweise an der Garderobe ein ungewohntes Konzept, ist es nicht sinnvoll, schon beim ersten Teamgespräch Änderungen vorzuschlagen. Stattdessen sollte ich mir das erst einmal in Ruhe anschauen und mir ein Urteil über die Vor- und Nachteile bilden. Und dann erst handeln.“
Damit das Onboarding gelingt, haben wir eine Checkliste vorbereitet: