Erziehungspartnerschaft

Manche Eltern sind für Fachkräfte – aus welchen Gründen auch immer – nicht greifbar. Von einer echten Erziehungspartnerschaft kann also keine Rede sein. Wie gehen Fachkräfte professionell damit um?

Als Leitung wäre der erste Schritt, zu ermitteln, welche Form des Kontakts und der Kooperation die Eltern überhaupt wollen und zulassen. Für die einzelne Fachkraft ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass man nicht mit allen Eltern einen intensiven Kontakt und Kommunikation haben muss. Das ist in Ordnung. Gleichzeitig kann man versuchen herauszufinden, ob und wo es vielleicht doch Bedarfe gibt. Möglicherweise wirkt es nur so, als hätten die Eltern kein Interesse. Hier muss man sich auf Ursachensuche begeben und den Eltern ein passendes Angebot machen.

Wie realistisch ist eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und Kita auf Augenhöhe?

Die Idee der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft entstand auf dem Papier. Ideen sind häufig so lange gut, bis sie auf die Wirklichkeit treffen. Wir haben intensiv vor Ort in verschiedenen Kitas untersucht, was es unter den jeweils gegebenen Bedingungen bedeutet, eine solche Partnerschaft zu leben. Viele Fachkräfte gaben an, sich in einem Spannungsfeld zu bewegen. Sie sind für viele Kinder verantwortlich, haben daneben administrative Aufgaben und sollen, um dem Ideal der Erziehungspartnerschaft zu entsprechen, auch stets engen Kontakt zu den Eltern haben, ihnen Angebote machen, auf sie eingehen. Das erzeugt Druck und Frust, weil sie unter bisweilen herausfordernden Rahmenbedingungen weder den eigenen noch den äußeren Erwartungen und Ansprüchen genügen können.

Ist es bei schwierigen Rahmenbedingungen in Einrichtungen vertretbar, die Elternarbeit zurückzufahren und sich primär auf die pädagogische Arbeit mit den Kindern zu konzentrieren?

Grundsätzlich ist die Arbeit der Kindertageseinrichtungen ohne Eltern weder möglich noch sinnvoll. Das regeln ja auch die gesetzlichen Grundlagen. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Eltern ist aber häufig nicht bewusst, unter welch herausfordernden Bedingungen die Fachkräfte arbeiten. Einrichtungen könnten das gezielt thematisieren und um Verständnis dafür werben, was gerade machbar ist und was nicht. Auch könnte die Kita eine Prioritätenliste nach den tatsächlichen Bedarfen der Eltern erstellen. Beispielsweise könnte ein wenig nachgefragtes Angebot wie Themenelternabende zeitweise entfallen. Während der Coronazeit ist jedoch in manchen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Eltern sehr vernachlässigt worden. Das kritisieren auch viele Elternvertretungen. Das ist ein schlechtes Signal an Eltern. Denn viele sind sehr an Informationen und Unterstützung interessiert und engagieren sich auch gerne. Darin liegt ein großes Potenzial für die Einrichtungen.  

Die Fragen stellte Stefanie Richter

Echt praktisch

Bei der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (wiff) gibt es eine Online-Publikation zu den Grundlagen der Zusammenarbeit mit Eltern. Der Fokus liegt auf den Kompetenzen, die Fachkräfte dafür benötigen, diese Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten. https://kurzelinks.de/ta28

Unsere Gesprächspartnerin Sabine Redecke gibt in der Folge 8 des Podcasts der Koordinierungsstelle „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ noch tiefere Einblicke, wie in der Kita Elternpartizipation auf Augenhöhe gelingen kann. Knapp 40 Minuten voll interessanter und erhellender Einsichten. Nachzuhören unter: www.duvk.de/podcast/

Dieser Fachtext beschäftigt sich mit dem Konzept der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen pädagogischen Fachkräften aus Kindertageseinrichtungen und Eltern und geht dessen Bedeutung sowie damit verbundenen Herausforderungen nach. https://kurzelinks.de/tae0

Eltern wird auch vom Gesetz her eine Mitwirkung bei Kita-Angelegenheiten zugesprochen. Dieser Beitrag fasst es gut zusammen: https://kurzelinks.de/6wra

Ist die vielzitierte Erziehungspartnerschaft in der Realität überhaupt mit Leben zu erfüllen? Einen kritischer Blick darauf wirft diese Publikation der Bertelsmann Stiftung: https://kurzelinks.de/jpn5

Einen guten Überblick, wie Kitas ihr Beschwerdemanagement für Eltern professionalisieren können, gibt diese Handreichung der Evangelischen Kirche Hessen/Nassau (PDF): https://kurzelinks.de/mkqb

Beschwerdeverfahren für Eltern sind die eine Seite. Beschwerdeverfahren für Kinder die andere. Diese werden sogar durch das Kinder- und Jugendhilfegesetz gefordert. Wie man sie in der Kita etabliert, dazu gibt diese Broschüre der Paritätischen Auskunft. https://kurzelinks.de/ne9e