Sprechen statt schlagen

Heute sind alle Freudibold. Also glücklich und zufrieden. Aber die Kinder dürfen in der ASB-Kita „Sonnenland“ im Neuruppiner Ortsteil Wuthenow auch mal anders sein. Bibberbold, Heulibold oder sogar Zornibold. Wichtig ist, dass sie sich ihrer Gefühle bewusst werden und sie benennen können: Ich habe Angst (Bibberbold), ich bin traurig (Heulibold) oder ich ärgere mich (Zornibold).

Die vier Kobolde, deren Gesichter Erzieherin Birgit Zabel im Morgenkreis als Bilder auf dem Boden ausgebreitet hat, helfen den Kindern dabei. „Seht ihr jemanden, der traurig ist?“, fragt sie. Kami und Klara deuten auf Heulibold. „Ich zeige euch mal, wie ich aussehe, wenn ich traurig bin“, sagt Birgit Zabel und macht ein trauriges Gesicht. Elias ist das nicht genug. „Nein“, sagt er. „Wenn ich traurig bin, dann weine ich.“ Julian ergänzt: „Wenn ich weine, läuft meine Nase.“

Freudibold, Bibberbold, Heulibold und Zornibold – die Bilder der vier Kobolde liegen im Morgenkreis auf dem Boden.

Das Gespräch über Gefühle, es nimmt langsam Fahrt auf. Was ihnen helfe, wenn sie traurig seien, will die Erzieherin wissen. „Ein Stück Kuchen“, sagt Julian. Dann springt ihm Klara zur Seite: „Aber dir geht’s doch auch besser, wenn du ein Kuscheltier hast.“ Stimmt. Wobei es bei Julian ein Kuscheltuch ist. Aber das spielt ja keine Rolle. Hauptsache kuschelig. Und Hauptsache, man hat mal darüber geredet und sich in die anderen hineinversetzt.

 

KURZ GESAGT!

_Kinder früh emotional und sozial zu stärken, hilft ihnen im Umgang mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer

_Die Kompetenzen der Kinder stehen im Mittelpunkt, nicht die Defizite

_Augenhöhe mit den Kindern ist wichtig

 

Respektvolle, gewaltfreie Atmosphäre ist Frage der Haltung

„Zeigt mir mal, wie es aussieht, wenn ihr wütend seid“, fordert Birgit Zabel die Kinder auf. Sofort fangen sie an, Grimassen zu schneiden. Das sieht eher lustig aus, weil man den Kindern den Spaß anmerkt. Dann kommt Handpuppe Tom ins Spiel. „Ich bin ganz doll wütend – ein anderes Kind hat mir gestern mein Spielzeug weggenommen“, lässt die Erzieherin ihn sagen, um das Gespräch zu lenken. Toms Ärger darüber können alle nachvollziehen. Aber es geht ja auch darum, den Kindern beizubringen, mit solchen Situationen umzugehen. Das haben sie schon gut verinnerlicht. „Wenn wir etwas nicht wollen: Was machen wir?“, fragt Birgit Zabel. „Stopp!“, rufen die Kinder und untermalen das mit einer Geste. Sie strecken einen Arm aus, die Handfläche zeigt nach vorne. Dann sagen sie laut und deutlich: „Ich will das nicht!“ Sprechen statt schlagen.

Die Kinder bringen klar zum Ausdruck, wenn sie etwas nicht wollen. „Stopp!“, rufen sie und untermalen das mit einer Geste. „Ich will das nicht!“

Eine solch respektvolle, gewaltfreie Atmosphäre ist für den Träger und die Beschäftigten der Kita „Sonnenland“ eine Frage der Haltung. „Wir sind immer schon sehr wertschätzend miteinander und mit den Kindern umgegangen“, sagt Kitaleiterin Doreen Bohm. Bei der Suche nach neuen Ansätzen kam das Programm Papilio wie gerufen.

Papilio entwickelt und verbreitet pädagogische Methoden zur Gewalt- und Suchtprävention mithilfe zertifizierter Trainerinnen und Trainer. Wissenschaftlich fundiert in der Theorie, ganz nah an der Zielgruppe in der Praxis. Ziel des gemeinnützigen Unternehmens ist es, Kinder sozial und emotional zu stärken. „Damit sie später mit sich und ihren Gefühlen, mit anderen Menschen und mit schwierigen Situationen gut umgehen können“, fasst Doreen Bohm zusammen.

Der entwicklungsfördernde Ansatz von Papilio ist recht einfach erklärt: Nicht nur die Defizite der Kinder stehen im Fokus, sondern vor allem das, was sie können und mitbringen. Diese Kompetenzen werden gefördert. Im Kita-Alltag funktioniert das unter anderem mit drei spielerischen Maßnahmen für Drei- bis Sechsjährige, die entwicklungspsychologisch aufeinander aufbauen.

1. Der Spielzeug­macht­-Ferien­-Tag

Das Spielzeug wendet sich in einem Brief an die Kinder: Es möchte sich ausruhen. Diesen Wunsch verstehen die Kinder. An einem Tag in der Woche wird das Spielzeug daher nicht angerührt. „Ziel ist, dass die Kinder ihre Bedürfnisse erkennen und Spielideen entwickeln“, erklärt Papilio-Trainerin Ellen Martin. Außerdem brechen die immer gleichen Gruppen auf, die ansonsten zusammen Türme bauen, mit Puppen oder Bällen spielen. „Die Kinder sollen andere Spielfreunde ansprechen und kennenlernen“, sagt Ellen Martin.

2. Paula und die Kistenkobolde

Die Geschichte, für die in Kooperation mit der Augsburger Puppenkiste die vier Kobolde entworfen wurden, bringt den Kindern den Umgang mit den Primärgefühlen Freude, Angst, Trauer und Ärger näher. „Die Kinder lernen: Bei mir ist das so, bei anderen ist das so – und ich weiß, was ich tun kann“, sagt Ellen Martin. Also: die eigenen Gefühle erkennen und regulieren lernen sowie Einfühlungsvermögen für andere entwickeln.

3. Das Meins­-deins-deins­-unser­-Spiel

Das Einhalten von Regeln wird in ein Spiel verpackt. „Kinder wollen ab einem bestimmten Alter gern die Bestimmer sein. Und sie wollen in den Wettbewerb treten“, erläutert Ellen Martin. Also werden die Kinder in Gruppen eingeteilt und überlegen sich Preise: Bällebad, Spielplatzbesuch oder das Vorlesen eines Märchens im Stuhlkreis zum Beispiel. Das Spiel geht so: Wir teilen beim Malen die Stifte. Oder: Wir lassen uns im Stuhlkreis ausreden. Die Gruppe, die das am besten macht, darf am Ende darüber bestimmen, welcher Preis eingelöst wird – und zwar für alle.

Schon die unter Dreijährigen profitieren im „Sonnenland“ von Papilio. Für die Jüngsten geht es um das Entdecken des eigenen Seins und darum, Bindungen einzugehen, damit sie früh emotionale Sicherheit gewinnen. „Gerade im U3-Bereich sind wir Leuchttürme und Orientierungspunkte für die Kinder“, weiß Erzieherin Anette Drewes dabei um ihre Vorbildfunktion. Also achtet sie wie das gesamte Kitateam auch auf Kleinigkeiten. „Wir erklären: Ich bringe jetzt nur das Taschentuch zum Mülleimer“, gibt sie ein Beispiel. Damit die Kinder wissen: Die Erzieherin ist da, auch wenn ich sie mal für einen Augenblick nicht sehe. „Es ist wichtig, die Kinder bei allen Dingen miteinzubeziehen.“ Dadurch werde der Grundstein für stabile Beziehungen im Leben gelegt.

Erzieherinnen haben auch an sich selbst Veränderungen festgestellt

Mit einfühlsamem, wohlwollendem Blick versuchen sie im brandenburgischen Wuthenow, auf das Verhalten der Kinder einzugehen. Ein lautes „Jetzt reicht’s aber!“ wird man dort nicht hören. „Wenn wir uns auf die Ebene der Kinder einlassen und ‚erraten‘, was gerade ihr Problem ist, fühlen sie sich verstanden und hören dann auch auf zu schreien oder zu weinen“, hat Anette Drewes während ihrer Fortbildung beobachtet. „Die Kinder wirken gleich viel entspannter – auch wenn die Zweijährigen das noch nicht äußern können.“

Doreen Bohm ist nach Abschluss der Präventionsfortbildungen angetan: „Wir sind uns mit Papilio darüber bewusster geworden, dass alles, was wir tun – also zum Beispiel unsere Haltung und wie wir kommunizieren –, eine Wirkung auf unser Gegenüber hat. Wie die Erzieherinnen und Erzieher mit den Kindern kommunizieren, wie die Kinder untereinander kommunizieren, wie sie Gefühle ansprechen und gemeinsam auf Regeln achten – da ist eine positive Entwicklung zu erkennen.“ Gleichwohl geht es auch im „Sonnenland“ nicht ohne Schubsen, Kratzen und Hauen zu. Schließlich gehört das zur kindlichen Entwicklung. „Aber die Kinder haben Strategien entwickelt, solche Situationen zu bewältigen“, sagt die Kitaleiterin.

Die Erzieherinnen haben auch Veränderungen an sich selbst festgestellt: „Ich schaue genauer hin, wie ich die Kinder in ihrem Tun bestärken kann“, sagt Birgit Zabel. Statt des pauschalen „Das hast du toll gemacht“ erklärt sie den Kindern, was sie toll gemacht haben, und berücksichtigt dabei deren Entwicklungsstand. Hat die Sechsjährige das ganze Blatt ausgenutzt und beim Ausmalen darauf geachtet, nicht über die Linien zu malen? Das hast du gut gemacht! Hat der Dreijährige zum ersten Mal allein den Reißverschluss zugemacht? Du kannst stolz auf dich sein!

Zu guter Letzt hat sich auch das Verhalten der Erzieherinnen untereinander verändert. „Papilio verändert die eigene Einstellung zu Menschen. Wir haben mehr über uns selbst und über die Kollegen erfahren, das hat uns als Team zusammengeschweißt“, sagt Birgit Zabel. Und das, obwohl das Präventionsprogramm den Erzieherinnen viel abverlangt, wenn sie sich ihren Umgang mit den Kindern gegenseitig spiegeln müssen. „Dafür muss man offen sein“, weiß Papilio-Trainerin Ellen Martin, der das ehrliche Miteinander und der Zusammenhalt im „Sonnenland“ großen Respekt abnötigen. „Wenn die Erzieherinnen im Team pädagogisch und menschlich auf einer Wellenlänge liegen, funktioniert es auch mit den Kindern. Das habe ich hier sofort gespürt und erlebt.“

In der Kita „Sonnenland“ sind die Kinder deshalb meistens Freudibold. Aber sie haben auch gelernt, wie sie damit umgehen können, wenn der innere Zornibold in ihnen aufsteigt: Stopp – Gewalt ist keine Lösung!

 

ÜBER PAPILIO

Die Fortbildung mit „Papilio-3bis6“ umfasst acht Fortbildungstage, die sich über einen Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren erstrecken und die entweder als Inhouse-Schulung für das gesamte Kitateam oder in Form gemischter Kurse mit Teilnehmenden aus verschiedenen Kitas stattfinden. Kitas können gemäß Präventionsgesetz (§ 20a SGB V) eine Förderung ihrer Fortbildung bei einer Krankenkasse beantragen. BARMER und Techniker Krankenkasse übernehmen beispielsweise den Großteil der anfallenden Kosten. Auch für die Fortbildung mit dem Programm „Papilio-U3“, die etwa ein Jahr dauert, ist eine Förderung möglich.

Weitere Infos: www.papilio.de

 

Programme zur Gewaltprävention

Neben Papilio gibt es eine Reihe weiterer Programme zur
Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltprävention. Eine Auswahl:

 

  • „Kindergarten plus“, ein Projekt der Deutschen Liga für das Kind
    www.kindergartenplus.de
  • „Ich kann Probleme lösen (IKPL)“, ein Programm für Kitas im Rahmen des durch das Bundesfamilienministerium geföderten Projekts EFFEKT (Entwicklungs-Förderung in Familien: Eltern- und Kinder-Training)
    www.effekt-training.de/ikpl
  • „Faustlos“, ein Programm des Heidelberger Präventionszentrums (HPZ)
    www.h-p-z.de/faustlos-kindergarten

Agieren statt reagieren

Kinder dürfen ruhig mal traurig sein, mal aufgedreht – und auch mal aggressiv. Sie lernen so, sich selbst zu behaupten und Grenzen zu setzen. Das ist Teil ihrer Entwicklung. „Erst wenn sich das Verhalten eines Kindes über einen längeren Zeitraum oder in besonders starker Ausprägung vom Verhalten Gleichaltriger unterscheidet, kann man überlegen, von einer Verhaltensauffälligkeit zu sprechen“, sagt der Entwicklungspsychologe Herbert Scheithauer.

 

KURZ GESAGT!

_Ursachen für auffälliges Verhalten herausfinden

_Negatives Verhalten nicht durch Aufmerksamkeit verstärken

_Entwicklungsstand und Kontext sind wichtig

 

Auffälligkeit oder Temperament?

Doch auch in diesem Fall sollten Erzieherinnen und Erzieher noch zwei wichtige Aspekte bedenken. Erstens: Stimmt meine Wahrnehmung? Verhaltensauffälligkeiten würden gelegentlich mit Temperamentsunterschieden verwechselt, weiß Scheithauer. So könne etwa eine ruhige Erzieherin das Verhalten eines sehr lebhaften Kindes leicht als problematisch wahrnehmen. Zweitens: Auch Kinder derselben Altersgruppe können sehr unterschiedlich sein in ihren Wesenszügen und den Kompetenzen, die sie mitbringen. „Das muss keine Verhaltensauffälligkeit sein“, betont der Professor der Freien Universität Berlin. „Es kann sein, dass das eine Kind in seiner sozialen und emotionalen Entwicklung noch nicht so weit ist wie das andere.“

Erzieherinnen und Erzieher sollten versuchen, die Ursachen für das problematische Verhalten herauszufinden. In der Regel wissen sie, ob das Haustier gestorben ist, ein Brüderchen geboren wurde oder die Eltern gerade Streit haben. Das Risiko von auffälligem, aggressivem Verhalten ist vor diesem Hintergrund erhöht. Aber es sollte sich bald wieder einrenken.

Anders gelagert ist der Fall, wenn Kinder bereits aggressives Verhalten erlernt haben, etwa durch Modelle in der Familie oder in den Medien. „Ein Elternteil schreit häufig und setzt durch dieses aggressive Verhalten seine Ziele durch“, veranschaulicht Scheithauer exemplarisch. „Das Kind lernt: So erreiche ich, was ich will. Und so verhält es sich dann auch in der Kita.“ Was bei diesen Kindern helfen kann: in diesem Moment nicht auf das unangemessene Verhalten eingehen. Sonst lernt das Kind, dass es tatsächlich Aufmerksamkeit bekommt, wenn es schreit, tobt, Quatsch oder Krach macht – selbst wenn die Aufmerksamkeit aus Ermahnungen besteht. Das negative Verhalten wird somit noch verstärkt. Stattdessen sollten sich die Fachkräfte dem Kind dann zuwenden, wenn es sich nicht mehr unangemessen oder sogar positiv verhält: „Toll, Jochen, was du da mit Lego baust! Das sieht wirklich schön aus“, nennt Scheithauer ein Beispiel.

Überhaupt blühen Kinder regelrecht auf, wenn sie angemessen Lob erhalten. Haben Kinder positives, prosoziales Verhalten gezeigt, sollte das Kitapersonal ihnen das auch sagen. „Jochen, das hast du toll gemacht, dass du den Bauklotz abgegeben hast. Guck mal, wie Jacqueline sich freut, dass sie jetzt mitspielen kann“, veranschaulicht Scheithauer. „Auf längere Sicht habe ich dadurch viel dafür getan, dass sich seltener aggressives Verhalten zeigt.“

Zum Nachdenken und Nachfühlen anregen

Wird ein Kind gegenüber anderen aggressiv, hilft es, ihm die Auswirkungen seines Verhaltens zu verdeutlichen und es zum Nachdenken anzuregen. Scheithauer: „Jochen, wenn du ihr den Bauklotz wegnimmst: Was meinst du, wie Jacqueline sich dabei fühlt? Wie würdest du dich fühlen?“ Dafür müssen die Kinder in der Lage sein, ihr eigenes Verhalten regulieren und sich in andere hineinversetzen zu können. Eine Frage des Alters und des Entwicklungsstandes sowie des Kontextes.

Zum Kontext gehört auch, die Wahrnehmung und Bedürfnisse der Kinder einer Gruppe im Blick zu haben und auszutarieren. Ein sehr lebhaftes Kind in einer sehr ruhigen Gruppe oder zwei sehr lebhafte Kinder in derselben Gruppe – beides könnte problematisch werden. „Als Erzieherin muss ich sehr feinfühlig sein und die Kinder auf eine Ebene bringen“, sagt Scheithauer.

Das funktioniert über klare Regeln, die in der Kita aber nicht starr festgelegt sein, sondern für die Entwicklung genutzt werden sollten. Beispiel Bauklötze: Nicht alle können immer damit spielen. Jochen hätte zwar Lust darauf, wäre aber eigentlich nicht dran. „Jochen ist heute traurig. Wollen wir ihm nicht einen Bauklotz abgeben?“, beschreibt Scheithauer ein Szenario. Gesagt, getan. „Und dann erleben Kinder etwas total Schönes im zwischenmenschlichen Bereich.“

Die Kinder mit proaktivem Verhalten zu erreichen, ist für Herbert Scheithauer der Schlüssel für einen wertschätzenden Umgang miteinander: „Dann werde ich in Zukunft mit geringerer Wahrscheinlichkeit aggressives Verhalten erleben.“

 

Verhaltensauffälligkeiten

  • Verhaltensdefizit: Kinder sind sehr ruhig und emotional gehemmt. Sie haben beispielsweise Ängste, sind sehr schüchtern und ziehen sich zurück.
  • Verhaltensexzess: Kinder zeigen hyperaktives oder aggressives Verhalten in hoher Frequenz und sehr intensiv. Sie sind beispielsweise leicht ablenkbar oder impulsiv, sie schlagen und treten andere oder beschädigen Gegenstände.
  • Verhaltensstörung: Kinder zeigen konstant über einen langen Zeitraum ein Bündel negativer Verhaltensweisen. Sie sind beispielsweise sehr egoistisch, können sich nicht gut in andere hineinversetzen und sind unsensibel gegenüber Gefühlen anderer, ihnen fehlt es an Schuldbewusstsein, sie deuten das Verhalten anderer falsch und reagieren darauf mit Gewalt, sie drangsalieren andere oder quälen Tiere.

Bei einigen Kindern lässt sich mit erzieherischen Maßnahmen nichts mehr bewirken, sodass ein Kinder- und Jugendpsychologe hinzugezogen werden sollte. Ist ein Kind gegenüber anderen über einen längeren Zeitraum aggressiv und gewalttätig, sollte die Kita das Gespräch mit den Eltern suchen.

 

„Schutzkonzepte sind eine große Bereicherung“

Herr Professor Maywald, manche Fachkräfte und Kita-Weiterbildner*innen vermeiden das Wort Gewalt, wenn von Fehlverhalten gegenüber Kindern gesprochen wird und bevorzugen beispielsweise „verletzendes Verhalten“. Ihr Argument: Gewalt impliziert zum einen Absicht, zum anderen schreckt es ab. Ist das Thema wirklich noch so ein Tabu, dass man nicht offen darüber sprechen kann?

Ich würde mich nicht dafür aussprechen, hier sprachlich zu unterscheiden, denn dann kommen wir schnell in schwierige Diskussionen und man könnte sich dem Vorwurf aussetzen, dass unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden. Auch denke ich nicht, dass das Thema noch immer ein Tabu ist. Seit etwa zehn Jahren ist das überwunden, seit die schweren Missbrauchsfälle bekannt geworden sind. Solch schwere Fälle von Gewalt gegen Kinder sind glücklicherweise in Kitas selten. Aber es gibt andere häufige Formen, vor allem seelische Gewalt.

Eine Analyse von ca. 10.000 Datensätzen  aus Beobachtungsstudien im Projektnetz INTAKT ergab, dass etwa ein Viertel der Interaktionen zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern als verletzend oder ambivalent zu charakterisieren sind. Eine riesige Zahl. Aber wie kommt es dazu?

Soviel vorweg: Es sind nicht allein strukturelle Ursachen. Die NUBBEK-Studie von 2013  gibt einen interessanten Einblick. Man untersuchte den Einfluss der Strukturqualität auf die Prozessqualität – also inwiefern beeinflussen schlechte Rahmenbedingen – wie ungünstiger Personalschlüssel, schlechte Räumlichkeiten, zu große Gruppen – die Prozessqualität? Das Ergebnis: zu 30 Prozent. Zu 30 Prozent lassen sich Fehlverhalten und Gewalt auf strukturelle Mängel zurückführen. Der überwiegende Teil aber nicht. 30 Prozent sind nicht wenig und natürlich müssen wir an den Verbesserungen der Strukturen arbeiten, also, dass das System Kita angemessen finanziert wird usw. Aber es gibt eben noch eine Vielzahl anderer Dinge die eine Rolle spielen.

Welche Ursachen sehen Sie noch?

Individuelles Fehlverhalten erfolgt sehr häufig vor dem Hintergrund biografischer, negativer Erfahrungen. Was aber nicht bedeutet, dass Menschen, die beispielsweise belastende Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben, diese Erfahrungen an eigene Kinder und im beruflichen Kontext weitergeben müssen. Wenn jedoch diese negativen Erfahrungen nicht verarbeitet worden sind, sie nicht angesehen und eingeordnet wurden, dann gibt es ein Risiko der Wiederholung, auch über die Generationen hinweg.

Auch nicht unwichtig als Ursache für Fehlverhalten und Gewalt ist die Situation im Team: Nimmt das Team auch auf Belastungen Einzelner Rücksicht? Sind die Mitglieder in der Lage zu sagen: „Ich übernehme jetzt mal, offensichtlich wird es hier gerade schwierig“? Ist es ein Klima, wo man solidarisch ist, wo Transparenz herrscht und offen kommuniziert wird und nicht etwa ein Klima des Misstrauens? Da spielt auch die Leitung eine große Rolle.

Ein dritter Punkt sind Ausbildung und Fortbildung. Bis vor wenigen Jahren hat das Thema in der Tat keine große Rolle in der Ausbildung gespielt. Pädagogische Fachkräfte, die schon länger im Beruf sind, haben zu institutionellem Kinderschutz und Fehlverhalten in ihrer Ausbildung kaum etwas gelernt. Seit einiger Zeit gibt es in dem Bereich vermehrt Fortbildungen, wir müssen da aber noch deutlich besser werden.

Es spielt auch eine Rolle, ob die Kita ein Schutzkonzept hat oder nicht. Es gibt bereits seit vielen Jahren die Forderung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs nach Schutzkonzepten für jede Einrichtung, für jede Kita. Damals ging vor allem um sexualisierte Gewalt. Aber heute fasst man das weiter, es geht um alle Formen von Gewalt gegen Kinder. Und seit Juni 2021 ist es sogar eine gesetzliche Vorgabe. Durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz gab es eine Änderung des Paragrafen 45 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII).

Kommt es durch eine pädagogische Fachkraft zu einem Fehlverhalten empfehlen Sie, die Person solle sich beim Kind entschuldigen. Wie sieht so eine Entschuldigung aus?

Eine Form der Wiedergutmachung ist bedeutsamer als die reine verbale Entschuldigung, die ja manchmal nur eine Floskel ist. Eine Fachkraft sollte sich bewusst machen, dass bei dem Kind ein Schaden entstanden ist, meistens ein seelischer Schaden. Und wenn ein Schaden entstanden ist, geht es nun einmal auch um Wiedergutmachung. Die Entschuldigung kann ein Teil dessen sein. Den Schaden zu erkennen gelingt nur, wenn die Fachkraft in der Lage ist, sich in das Kind hineinzuversetzen. Manchmal merkt die Fachkraft selbst sofort, dass sie etwas Unangemessenes gesagt oder getan hat und sie erschrickt sich darüber. Dann kann sie unmittelbar das Kind ansprechen und zugeben, dass das gerade nicht gut war und später in einer ruhigen Situation nochmal erklären, was da schief gelaufen ist. Merkt sie es nicht, sollte sie kollegial darauf angesprochen werden.

Wenn keine Einsicht zu erwarten ist, was dann?

Dann muss es Leitungsaufgabe sein, eine Klärung herbeizuführen. Die Leitung muss gegenüber den Beschäftigten sehr klar kommunizieren: „Solltet ihr kritische Situationen kollegial nicht schnell regeln können, dann muss ich davon wissen, das ist meine Aufgabe. Das ist kein Petzen. Ich bin verantwortlich für den Kinderschutz und auch für die Mitarbeiterfürsorge, damit niemand falsch beschuldigt oder im Team beschämt wird.“

In Einzelfällen kann es auch zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen. Das liegt unter anderem daran, dass rein rechtlich die Erwartung, die wir an pädagogische Fachkräfte haben, höher ist als die, die wir an Eltern haben. Bei Eltern liegt die Eingriffsschwelle bei Kindeswohlgefährdung, das heißt, wenn die Eltern im Falle einer Gefährdung nicht bereit sind, Hilfen anzunehmen, dann kann und muss auch gegen ihren Willen eigegriffen werden. Bei Fachkräften liegt diese Schwelle niedriger, nicht erst bei Kindeswohlgefährdung, sondern bei der Beeinträchtigung des Kindeswohls.

Die Leitung hat die Verpflichtung, alle Fälle von Beeinträchtigungen des Kindeswohls dem Träger zu melden, der wiederum eine Meldepflicht gegenüber der Aufsichtsbehörde, zumeist dem Landesjugendamt hat.

Was tun, wenn eine Kitaleitung Teil des Problems ist, entweder auf Hinweise aus dem Team nicht eingeht oder sogar selbst Kinder nicht empathisch behandelt? Welche Möglichkeiten hat ein Team?

Das ist in der Tat schwierig, vor allem weil die Leitung ja auch eine Machtposition gegenüber den Mitgliedern des Teams hat. Hinzu kommt oft, dass es eine Spaltung im Team gibt. Ein Teil hält zur Leitung und verteidigt ihr Vorgehen, ein anderer kann es kaum aushalten. Im Sinne einer guten Kollegialität sollte dann von Seiten des Teams die Leitung darauf angesprochen werden. Es ist gut, hier eine Sprecherin oder einen Sprecher zu benennen, damit deutlich wird, dass es keine individuelle Kritik ist. Ist die Leitung anderer Meinung, aber professionell, würde sie eine dritte Partei vorschlagen, die vermittelt, etwa eine Fachberatung. Ist die Leitung uneinsichtig und streitet alles ab, bleibt dem Team nichts übrig, als den Träger einzuschalten.

Nach Paragraf 9a Sozialgesetzbuch VIII ist jedes Bundesland verpflichtet, eine unabhängige Ombudsstelle einzurichten. Das ist für dieses Thema sehr wichtig. Auch wenn Eltern befürchten, eine Beschwerde direkt in der Kita würde zu einer Ungleichbehandlung ihres Kindes führen, unabhängig davon, ob das stimmt, auch für diese Fälle ist die Ombudsstelle da.

Wenn Eltern ein diffuses Gefühl haben, irgendetwas in der Kita könnte ihr Kind verunsichern – sollten sie es ansprechen?

Unbedingt. Ich bin ein großer Anhänger einer Beschwerdekultur. Schon bei der Aufnahme eines Kindes, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Eltern geht, sollte eine Kita das thematisieren. Es sollte zum Standard gehören, die Eltern dazu aufzufordern, es direkt anzusprechen, wenn ihnen irgendetwas nicht gefällt. Sei es, das Essen schmeckt nicht, sei es, die Eltern haben den Eindruck, eine Fachkraft benachteilige ihr Kind. Es ist sehr wichtig, das früh zu erfahren. Andersherum teilt die Kita den Eltern frühzeitig mit, wenn es Anlass zur Besorgnis gibt. Die Konsequenz ist so einfach: Ein zeitnah anberaumtes Elterngespräch.

Das würden sie zusammen mit einem Gewaltschutzkonzept jeder Kita empfehlen?

Beschwerdeverfahren sind Teil eines Schutzkonzepts. Beschwerdeverfahren auszuweisen ist schon seit über zehn Jahren eine juristische Verpflichtung. Das müsste eigentlich jede Kita ohnehin haben. Aber es gibt natürlich große Unterschiede in deren Qualität. Seit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz ist das Beschwerdeverfahren ein Bestandteil des Gewaltschutzkonzepts.

Muss verletzenden Verhalten gegenüber einem Kind in jedem Fall proaktiv den Eltern mitgeteilt werden? Bei körperlicher Gewalt besteht da wohl Konsens, aber bei verbalen Übergriffen? Rein menschlich wäre es ja verständlich, wenn man kleinere Vorfälle nicht zur Sprache bringt.

Das wäre verständlich aber höchst unprofessionell. Eltern haben das Recht, alles zu erfahren, was in der Kita von erheblicher Bedeutung für das Kind ist. Natürlich geht es dabei nicht um jede kurzfristige, vorübergehende Irritation, vielleicht, weil eine Fachkraft kurz laut geworden ist. Aber wenn diese Irritation anhält und einen Grad erreicht, dass das Kind auch über diese Situation hinaus leidet, dann haben die Eltern das Recht, noch am selben Tag zu erfahren, was vorgefallen ist. Natürlich verbunden mit einer aufrichtigen Entschuldigung und der Botschaft, dass alles dafür getan wird, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Das ist für die Eltern letztlich eine Beruhigung, auch wenn sie zunächst zu Recht verärgert sind.

Gibt es Situationen, in denen ein Kind vielleicht nicht ganz so sanft festgehalten werden darf, in denen eine Fachkraft auch mal deutliche Ansagen machen darf?

Natürlich dürfen Sie ein Kind festhalten, wenn es kindgerecht ist. Es ist sogar eine Verpflichtung ein Kind festzuhalten, wenn sie das Kind oder andere Kinder schützen müssen. Das kann auch gegen den Willen des Kindes geschehen. Wenn Sie etwa wissen, ein Krippenkind hat gestern und vorgestern andere Kinder gebissen, dann müssen sie davon ausgehen, dass es das heute und morgen auch tun wird. Dann müssen Sie etwas tun – es kann ein Fehlverhalten sein, nichts zu tun.

Ein anderes Beispiel: Es ist kalt. Das Kind möchte aber trotzdem in T-Shirt und Sandalen nach draußen. Es hat einerseits das Recht, nach Möglichkeit selbst zu entscheiden, was es anzieht. Es kann so die Erfahrung machen: „Oh, das ist mir zu kalt, ich ziehe lieber doch eine Jacke und Stiefel an.“ Andererseits haben Kinder das Recht auf Schutz ihrer Gesundheit und es kann unverantwortlich sein, das Kind so leicht bekleidet nach draußen zu lassen. Hier liegt jetzt die pädagogische Kunst, in diesem Einzelfall diese beiden Rechte gegeneinander abzuwägen.

Es ist ein häufiges Missverständnis den Kinderrechten gegenüber, dass Kinder alles alleine entscheiden und Erwachsene ihre Verantwortung abgeben, das ist absurd. Die UN-Kinderechtskonvention spricht den Erwachsenen durchaus eine Leitungs- und Führungsverantwortung zu – aber eben im Sinne der Kinderrechte. Und das ist die große pädagogische Herausforderung, hier zu unterscheiden.

Professor Maywald, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch!

 

 

Gewalt gegen Fachkräfte

Der Umgang mit Eltern kann schwierig sein. Was können Erzieherinnen und  Erzieher tun, damit es nicht zu heiklen Situationen kommt?

Volker Haupt: Eine gute Beziehung zu den Familien aufbauen, eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und einen offenen Austausch mit den Eltern pflegen. Das wären die Deeskalationsstrategien im Vorfeld. Es ist sinnvoll, solche Verhaltensregeln im gegenseitigen Umgang in einem Kita-Konzept oder Kita-Kodex festzulegen. In Aachen etwa sind diese Kommunikationsstandards im „Sicherheitskonzept Gewaltprävention“ verankert, sie sind somit auch für die städtischen Kitas bindend.

Warum kann es dennoch zu aggressivem Verhalten kommen?

Ihre Kinder sind das Wichtigste, was Eltern haben. Da spielen Emotionen stark mit rein. Deshalb ist die Gefahr groß, dass Eltern emotional reagieren oder auch mal ausfallend werden. Es ist in solchen Situationen oft hilfreich, ihnen zu spiegeln, was ich wahrnehme: „Ich merke, Sie sind aufgebracht. Was ist denn los?“

Wie sollte man mit aufgebrachten oder aggressiven Eltern reden?

Gewaltfreie Kommunikation, bejahendes Zuhören beispielsweise, ist eine gute Technik. Also: „Mhm … Ah ja … Erzählen Sie weiter! Das möchte ich mir kurz aufschreiben.“ Während Eltern dann ihren Frust loswerden, sollte man ruhig und sachlich bleiben: „Das habe ich verstanden.“ Wobei Verstehen nicht zwangsläufig bedeutet, dass man einverstanden sein muss. Aber man sollte das Anliegen der Eltern ernst nehmen.

Was, wenn das nicht funktioniert?

Manchmal muss man auch klare Kante zeigen: „Ich möchte nicht, dass Sie so mit mir reden.“ Und wenn das Elternteil weitermacht, muss ich Grenzen setzen und die Person auch mal aus dem Büro oder der Kita verweisen: „Das war’s jetzt, das Gespräch brechen wir an dieser Stelle ab. Wenn Sie mögen, können wir gern morgen
telefonieren.“

An wen können sich Kitas wenden, um Unterstützung im Umgang mit schwierigen oder gewaltbereiten Eltern zu erhalten?

Es gibt den Träger und dessen Führungskräfte, die der Kita den Rücken stärken sollten. Es gibt die kollegiale Beratung unter Kitaleitungen, die sich über das Vorgehen austauschen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich Fachkräfte ins Haus zu holen. Supervisionen zum Beispiel gehören bei vielen Trägern zum Standard. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei oder dem Jugendamt ist möglich. Häufig geht Gewalt – also aggressives Verhalten der Eltern – mit Kindeswohlgefährdung einher, dann arbeitet man ohnehin mit dem Jugendamt zusammen.

Lässt sich im Vorfeld erkennen, dass eine Situation kippen kann?

Haupt: Man erkennt es an der Kommunikation. Das kann die Körpersprache sein, wenn sich Eltern anders durch die Kita bewegen als sonst. Oder wenn Eltern nicht mehr kommunizieren und man sich wundert, warum der Austausch nicht mehr stattfindet. Vorboten können auch sein, dass Eltern die Kita meiden oder schnippische Bemerkungen machen. Das deutet auf Unzufriedenheit hin. Man tut gut daran, diese Dinge unmittelbar anzusprechen oder Gesprächstermine anzubieten. Manchmal erzählen auch die Kinder etwas von zu Hause, das einen stutzig macht. Auch das sollte man ansprechen: „Wir sind verwundert: Ihr Kind hat das und das erzählt.“

Was sind denn typische Situationen, die eskalieren können?

In meinen Seminaren erarbeite ich mit den pädagogischen Fachkräften die Trigger der Eltern. Was könnte die Eltern an eurer Kita ärgern? Und umgekehrt: Was ärgert euch an den Eltern? Der Perspektivwechsel ist spannend. Trigger sind oft fehlende Informationen. Also: Wenn ein Kind hingefallen ist, aber augenscheinlich nichts Schlimmes passiert ist und das Kita-Personal die Info nicht an die Eltern weitergegeben hat. Abends bemerken die Eltern dann einen Kratzer, eine Beule oder einen blauen Fleck. Sie sind dann – zu Recht – sauer und fragen: Warum informieren Sie uns nicht, dass etwas passiert ist?

Wie oft kommt eigentlich aggressives Verhalten seitens der Eltern vor?

Wir haben in Aachen ein „Sicherheitskonzept Gewaltprävention“ für unsere 5.600 Beschäftigten der Stadtverwaltung erarbeitet. Man muss klar sagen: Aggressives Verhalten in Kitas ist die Ausnahme, das Aufkommen solcher Situationen ist verschwindend gering.

Deshalb hat bisher in Kitas noch kein Deeskalationstraining stattgefunden, was sich aber ändern soll, wenn es die pandemische Lage wieder zulässt. In den Seminaren, die ich für das Bildungswerk Aachen durchführe, habe ich die Selbstverteidigung komplett rausgenommen. Da lohnt es sich eher, in Richtung Kommunikation und Beziehungsarbeit zu schauen: Wie gehe ich auf Familien zu? Wie begrüße und verabschiede ich jemanden? Wie setze ich gelassen Grenzen?

Echt praktisch

Mit Vorschulkindern können Sie mithilfe der „Gefühlsuhr“über Emotionen sprechen. Sie ist Teil eines Projekts zumThema „Glück“, das die DGUV für Grundschulkinder entworfen hat: www.dguv-lug.de, Webcode: lug1003515

In ihrem Blog www.kindheiterleben.de gibt die Kindheitspädagogin Kathrin Hohmann Tipps und Anregungen, wie man Kinder feinfühlig durch Wut und Aggressionen begleitet. Denn Wut tut gut. Kinder können und sollen lernen, dass dieses Gefühl in Ordnung ist. Genauso sollen sie aber auch wissen, woher die Wut kommt und wie sie sie kanalisieren können.

Kindgerechte, kreative Ideen zum Umgang mit Wut liefert Fit4Future, ein Präventionsprogramm der DAK: www.kurzelinks.de/fit4future

Die Kindheitspädagogin und Dozentin Lea Wedewarth hat eine hörenswerte Podcastreihe zum Themenkomplex „Gewalt durch pädagogische Fachkräfte verhindern“ veröffentlicht (Episoden 15 bis 18). Die Episode 75 nimmt sich dieses Themas aus wissenschaftlicher Sicht an: www.kurzelinks.de/podcast-gewalt

Die Reckahner Reflexionen definieren die Grundlagen und eine Ethik guter pädagogischer Beziehungen. Wer sie noch nicht kennt, findet sie hier – flankiert von Material und Anregungen für die Kita-Praxis:
www.paedagogische-beziehungen.eu

Ein lesenswerter Fachartikel von Barbara Leitner auf den Seiten des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (Nifbe) zum Thema: Gewalt von Fachkräften gewaltfrei verhindern:
https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=931:gewalt-von-fachkraeften-gewaltfrei-verhindern

Der Begriff „Gewalt gegen Kinder“ – Kinderschutz in institutionellen Arrangements
https://studlib.de/6696/sozial/begriff_gewalt_kinder

Was ist Gewalt gegen Kinder? | Wichtige Fragen & Antworten von UNICEF: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/gewalt-gegen-kinder-beenden/was-ist-gewalt-fragen-und-antworten

Buchtipps:

„Verletzendes Verhalten in der Kita“ – von Astrid Boll und Regina Remsperger-Kehm – hier eine Buchvorstellung: https://paedagogische-beziehungen.eu/buch-verletzendes-verhalten-in-der-kita/

Gewalt durch Fachkräfte verhindern – die Kita als sicherer Ort für Kinder“ –  von Jörg Maywald