Mint geht digital: E-Book mit Praxistipps

Der erste Teil des E-Books „Mint geht digital“ der Stiftung Kinder forschen thematisiert die Relevanz des Erwerbs digitaler Kompetenzen. Es wird betont, wie wichtig es ist, dass sich Kinder schon im jungen Alter mit dem Gebrauch und der Funktion digitaler Geräte vertraut machen. Fragen wie folgende können in der frühen digitalen Bildung thematisiert werden:

  • Wie schalte ich ein Gerät an?
  • Was kann es aufnehmen?  
  • Kann man Bilder z.B. vergrößern?
  • Wofür dienen welche Knöpfe/Buttons/Schaltflächen?
  • Muss ich ein Kabel einstecken? Wenn ja, wo?

Der zweite Teil des E-Books „Mint geht digital“ enthält viele Praxisideen für die pädagogische Arbeit in Kita, Hort und Grundschule. Außerdem wird im E-Book immer wieder auch auf weiterführende Materialien oder Fortbildungsangebote der Stiftung forschen verwiesen, wie zum Beispiel auf das Bildungsangebot „Forschen mit Sprudelgas“, das sich schon für die Kita eignet. Hier werden Aspekte wie Dialog und sprachliche Bildung vertieft.

Das gesamte E-Book steht kostenlos zum Download bereit:

„Mint geht digital“ E-Book

Künstliche Intelligenz in der Kita

Nutzt man ChatGPT etwa zum Verfassen von Informationstexten, so sollte man die inhaltliche Korrektheit sorgsam überprüfen, resümiert Schmid (Professur für Angewandte Informatik/ Kognitive Systeme an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik, Universität Bamberg).

Denn anders als bei der Recherche über Suchmaschinen, wo man die Quelle der Information sehen kann, ist dies bei Texten von ChatGPT nicht der Fall. Es kann also durchaus sein, dass auch unseriöse Quellen von der KI zur Textgenerierung herangezogen wurden. Deshalb sollte ein von ChatGPT generierter Text – insbesondere, wenn es sich um Fachthemen handelt – immer kritisch inhaltlich überprüft werden.

Eine einfachere Hilfestellung kann ChatGPT beim Erstellen von simplen Gebrauchstexten bieten. Dafür ist ein klares Prompting – d.h. eine Aufgabenstellung an die KI mit möglichst konkreten Anweisungen – nötig. Hat man das Sprachmodell so mit allen notwendigen Informationen versorgt, kann es sehr gut einfache Texte generieren – etwa einen Elternbrief, Zusammenfassungen oder Dokumentationen.

Außerdem kann ChatGPT in der Kita dazu verwendet werden, vorhandene Texte in einfache Sprache umzuformulieren, sodass sie für die Kinder genutzt werden können. Möchte man zum Beispiel ein aktuelles Thema aus den Medien aufgreifen, so könnte man ChatGPT einen Zeitungsartikel kindgerecht umformulieren lassen und diesen als Grundlage nehmen.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von ChatGPT in Kitas ist die Übersetzung. Hat man in seiner Einrichtung Kinder, die eine andere Muttersprache sprechen, kann ChatGPT nicht nur Texte übersetzen und somit die Kommunikation erleichtern. Es kann auch genutzt werden, damit die Kinder an die deutsche Sprache herangeführt werden und sie nach und nach erlernen.

Zum ausführlichen Fachbeitrag: ChatGPT im Kontext der frühkindlichen Bildung

Digitale Medien als Bonus

Die Integration von digitalen Medien wie Tablets, Smartphones und Internet in die bestehenden Konzepte der frühkindlichen Bildungsarbeit ist unabdingbar. Denn Kinder haben das Recht auf ein gutes Aufwachsen und Bildung sowie auf Schutz und Partizipation in der digitalen Welt (vgl. UN-Kinderrechtskonvention, kinderrechte.digital). Schon 2017 hat die Kultusministerkonferenz die Kompetenzen in der digitalen Welt als vierte Kulturtechnik – neben Lesen, Schreiben und Rechnen – festgehalten und sieht sie als Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe. Ziel der frühen Medienförderung ist das medienkompetente, medienmündige Kind. Das bedeutet aber, dass Kinder selbstverständlich das Handwerkszeug benötigen, um diese Kompetenzen zu erwerben und eine reflektierte Haltung entwickeln zu können.

Frühzeitiges Erlernen der Fertigkeiten notwendig

Voraussetzung dafür ist, dass Kinder den praktischen Umgang mit informationstechnischen Geräten erlernen, die bereits heute ihren Alltag prägen. Sie müssen demnach lernen, wie diese Geräte verwendet werden, wie sie funktionieren. Sie erwerben so die Kompetenz, Medien zweckbestimmt und kreativ zu nutzen und damit eigene Werke zu erstellen.

KURZ GESAGT!

_Medienbildung – auch digitale – ist ein Kinderrecht

_Kitas haben hier einen klaren Bildungsauftrag

_Bestehende Konzepte können digital sinnvoll ergänzt werden

Die Kindertageseinrichtungen sollten dabei als Chance zur begleitenden Medienerziehung gesehen werden. Sie sind der erste professionelle Bildungsort der Kinder zur Entwicklung von Kompetenzen für die digitale Welt – neben vielen weiteren Kompetenzen in anderen Bildungsbereichen – und als solchen sollten sich Kitas auch begreifen. Die Förderung von Medienkompetenz bei den Kindern beginnt – ganz ohne direkte Mediennutzung – bereits mit Gesprächen über deren Medienerlebnisse und -erfahrungen.

Digitale Medien gemeinsam mit den Kindern entdecken

Digitale Medien eignen sich etwa für die Portfolioarbeit mit den Kindern, um ihre Entwicklung partizipativ zu dokumentieren. Wird das Tablet im Alltag mit einem geeigneten Programm genutzt, lernen die Kinder dieses Medium zum einen als Arbeitsinstrument kennen und merken, dass Geräte für einen Zweck und eine bestimmte Zeit genutzt, danach aber auch wieder weggelegt werden. Zum anderen erfahren Kinder aber auch durch Absprachen mit den pädagogischen Fachkräften, dass sie das Recht am eigenen Bild haben und bei der Frage, was in ihrem persönlichen Portfolio dokumentiert werden soll, eine Stimme haben und mitbestimmen können. Dabei sind Datenschutzfragen im Team (mit dem Träger und eventuell auch mit den Eltern) vor der digitalen Portfolio-Arbeit abzuklären. In diesem Szenario wird Medienkompetenz „en passant“ vermittelt, ohne dass Kinder das Tablet selbst nutzen. Doch natürlich gibt es auch bereichernde Möglichkeiten, wie Kinder selbst aktiv werden und digitale Medien kreativ einsetzen.

Bei der Diskussion um digitale Medien in der Kita ist die Devise wichtig: Ersatz ist Quatsch! Es geht in der Kindertageseinrichtung darum, bestehende Konzepte und Angebote sinnvoll mit digitalen Elementen anzureichern. So kann der Entstehung einer digitalen Kluft entgegengewirkt werden. Denn Bildungschancengerechtigkeit brauchen wir auch in der digitalen Welt. Dafür ist eine Integration von digitalen Medien in Kindertagesstätten unbedingt erforderlich.

Denkbare Einsatzmöglichkeiten in der pädagogischen Arbeit mit den Kindern sind:

  • gemeinsames Forschen und Dokumentieren
  • (z. B. mit digitalem Mikroskop und Endoskop-Kamera und der App Book Creator oder BookTraps)
  • digitale Bilderbücher lesen (Tipps dazu auf lesenmit.app der Stiftung Lesen) und gemeinsam entwickeln (z. B. Kibunet)
  • Bilderbücher in mehreren Sprachen vorlesen / lesen lassen (z. B. Polylino)
  • Partizipation der Kinder bei der pädagogischen Dokumentation (z. B. Kitalino)
  • kreatives Gestalten mit Medien: gemeinsame Entwicklung von digitalen Bilderbüchern oder Fotogeschichten; gemeinsame Filmprojekte (Stop- Motion-Filme, Filme über die Kindertageseinrichtung oder ein Projekt); gemeinsame Hörspielproduktion

Analog vor digital?!

In der evangelischen Kita Oberlin in Berlin-Steglitz wird gematscht, gespielt, getobt, gebastelt und gern in Bücher aus der Kitabibliothek geschaut, die von den Kindern selbst verwaltet wird. Digitale Medien werden dort eingesetzt, wo es sinnvoll ist – etwa im Bilderbuchkino, bei dem die Kindergruppe gemeinsam ein Buch über den Beamer betrachtet, oder wenn die Fachkräfte auf Tablets etwas im Internet recherchieren. Kitaleiterin Silke Glückstein meint: „In der frühen Kindheit wird der Grundstein für die Medienmündigkeit gelegt. Gleichzeitig sind auch Greifen und Begreifen zentrale Erfahrungen der kindlichen Entwicklung. Das Buch ist ein altersgerechtes geeignetes Medium, das haptische Erfahrungen ermöglicht und etwa durch das Zeigen die Koordination von Hand und Auge fördert.“

Digitale Medienzeiten für Vier- bis Sechsjährige sollten sich nach der Empfehlung von Medienfachleuten auf höchstens eine halbe Stunde am Tag beschränken. Auch deshalb setzt sie in ihrer Kita auf analoge Bildungs- und Spielangebote. Silke Glückstein weiß, dass viele der Eltern die Medienzeiten ihrer Kinder bereits gut im Blick haben.

 

KURZ GESAGT!

  • Auch das Angucken von Bilderbüchern ist ein Schritt zur Medienmündigkeit
  • Abwägen: Kann das Bildungsziel nur durch digitale Medien erreicht werden?
  • Initiative „ECHT DABEI“ unterstützt Kitas mit
    Fortbildungen sowie Angeboten für Eltern und Kinder

 

Unterstützung durch Initiative „ECHT DABEI“

Es ist aber immer sinnvoll, sich zu diesen Themen durch Fachleute auf den aktuellen Stand bringen zu lassen. Dafür hat sich die Einrichtung Unterstützung durch die Initiative „ECHT DABEI“ geholt. Diese sieht neben den Chancen auch die Risiken der digitalen Mediennutzung, die, befördert durch die Pandemie, auch bei den Jüngsten stark gestiegen ist. Stephanie Stalter vom Projektbüro: „Wir möchten Orientierung geben und die Fachkräfte darin bestärken, bei der Entscheidung ‚analog versus digital‘ stärker abzuwägen.“ Sie plädiert dafür, dabei immer den Blick auf das Kind und seinen Entwicklungsstand zu haben.

Die Initiative bietet Kitas und Grundschulen eine Fortbildung für pädagogische Fachkräfte an. Denn oft gibt es auch in Bildungseinrichtungen mehr Fragen als Antworten zu diesem komplexen Thema. Das Team von Silke Glückstein wurde von einem „ECHT DABEI“-Coach an zwei Tagen geschult – dabei ging es etwa um Ressourcen und Fähigkeiten, die Kinder brauchen, um im digitalen Zeitalter gesund groß zu werden, und um den altersgerechten Umgang mit Medien.

Hilfreich für die Praxis waren die aufgezeigten Beispiele, wie die medienpädagogische Arbeit mit Kindern konkret gestaltet und die Eltern miteinbezogen werden können. „Außerdem kamen die Kinder in den Genuss eines spannenden Mitmachtheaters“, berichtet die Kitaleiterin. Zusätzlich stand ein Online-Elternabend auf dem Programm. All dies war für die Einrichtung dank der BKK-Förderung kostenlos.

Das Blättern und Schmökern in Bilderbüchern schult Fähigkeiten, die digitale Medien weniger gut bedienen.

Medienbildung geht auch analog

„ECHT DABEI“ ist ein bundesweites Präventionsprogramm, das von den Betriebskrankenkassen gefördert wird. Erste Anlaufstelle für die Fachkräfte ist das Servicebüro. Die zertifizierten, regional tätigen „ECHT DABEI“-Coaches gehen dann in die Einrichtungen vor Ort. Stalter erklärt, das Ziel sei keineswegs, digitale Medien aus den Kitas und Grundschulen zu verbannen, sondern neue Impulse dafür zu geben, das, was in Einrichtungen bereits zur Förderung der Medienmündigkeit getan wird, bewusster zu tun. „Wir sind kritisch-reflektiert“, fasst Stalter die Haltung zusammen. „Es geht uns um das Bildungs- oder Erziehungsziel, das erreicht werden soll. Die verschiedenen Medien sind dabei nur Hilfsmittel.“

Ob analog oder digital: Diese Einschätzung mit Blick auf den Entwicklungsstand der Kinder und die jeweilige Situation zu treffen, erfordert die Kernkompetenzen pädagogischer Fachkräfte. „Im Zweifel plädieren wir aber immer dafür, analogen Medien den Vorzug zu geben“, sagt die Projektleiterin und erklärt: „Medienbildung im Kindergarten kann vollständig analog erfolgen.“ Es gehöre schließlich deutlich mehr dazu, als ein Tablet bedienen zu können. Das Team der Kita Oberlin jedenfalls hat den Schwerpunkt auf analoge Medien gelegt und macht gute Erfahrungen damit.

 

 ECHT DABEI

… ist ein Präventions- und Bildungsprogramm. Es richtet sich an Kindertageseinrichtungen und (Grund-)Schulen und hat zum Ziel, Medienrisiken und -problematiken vorzubeugen und Medienmündigkeit zu fördern. Hand in Hand damit geht die Vermittlung von Kompetenzen zur Medienbildung.

www.echt-dabei.de, E-Mail: info@echt-dabei.de,
telefonisch erreichbar Di–Fr, 9–12 Uhr unter der Nummer 0761 15 61 02 32