Was lernen Kitafachkräfte auf den Fortbildungen der Stiftung Kinder forschen?
Es geht zentral um die Lernbegleitung: Wie kann die Fachkraft die Fragen der Kinder aufgreifen, wie das Interesse für ein bestimmtes Thema wecken, wie lassen sich Themen didaktisch gut strukturieren? Es ist sehr praxisnah, vermittelt aber auch Hintergrundwissen. Wir haben Selbstlernkurse, Webinare, Online-Workshops und auch Angebote in Präsenz wie regionale Fortbildungen und Fachtage
(www.stiftung-kinder-forschen.de).
Wie kann eine Fachkraft, die solche Fortbildungen gemacht hat, das Thema erfolgreich in ihr Team tragen? Wie gelingt der Transfer?
Das ist eine spannende Frage. Mir fallen einige Möglichkeiten ein: Bei der nächsten Teambesprechung könnte sie ganz praktisch zeigen, was sie gelernt hat, und damit das Interesse anderer wecken und auch den Ansatz der Lernbegleitung verständlich machen. Die Fachkraft könnte auch bei der nächsten Gelegenheit eine Kollegin in die eigene Gruppe einladen, sie also durchs „Tun“ begeistern und so Verbündete in der Einrichtung finden. Und es hilft auch immer, solche Prozesse zu dokumentieren, vielleicht Plakate mit Fotos zu erstellen und so auch Eltern zu zeigen, was man macht. Auch über kleine Aktionen etwa bei einem Forscherfest kann man das Interesse von anderen wecken und den Ansatz greifbar machen: Es geht bei unserem Ansatz nicht einfach ums Rechnenlernen, sondern vielmehr um das Fördern einer forschend-lernenden Haltung.
Funktioniert frühe MINT-Bildung in Zeiten von Personalmangel oder muss es doch bei einem gelegentlichen Experiment in der Forscherecke bleiben?
Ich bin überzeugt davon, dass das es trotzdem geht. Wenn wir MINT-Bildung nur als Forschen in der Forscherecke begreifen, ja, dann kann unter den aktuellen Bedingungen die Zeit dafür fehlen. Aber MINT ist mehr als nur Experimente machen. Gute MINT-Bildung begegnet uns in ganz alltäglichen Situationen. Es bedeutet, sich auf die Fragen der Kinder einzulassen und in einen Dialog zu treten. Es braucht ein Bewusstsein dafür, wo sich in kleinen, alltäglichen Situationen Gelegenheiten dazu bieten und was man fördern möchte.
MINT-Bildung ist demnach mehr als die reine fachliche Auseinandersetzung mit einem Phänomen.
Absolut! Mindestens genauso wichtig, wenn nicht wichtiger ist all das, was das Kind dazu befähigt, selbstständig zu lernen, gemeinsam mit anderen Wissen zu konstruieren. Fachkräfte können niederschwellig anfangen, es braucht vor allem diese Haltung und Bereitschaft, sich auf die Fragen der Kinder einzulassen und mit ihnen gemeinsam zu lernen. Darin liegt so viel Potenzial.
Die Fragen stellte Stefanie Richter