KURZ GESAGT!
_Gesundheitszirkel schaffen eine Struktur, um Belastungen zu reflektieren
_Anleitung von außen nicht nötig (aber möglich)
_Wichtig: lösungsorientierte Herangehensweise
Manchmal ist die Lösung ganz einfach: Die Fachkräfte einer Kita in Schleswig-Holstein fühlten sich gestresst, weil sie nie in Ruhe Pause machen konnten. „Ständig herrschte überall Trubel“, berichtet Olivia Maloku, bei der Unfallkasse Nord zuständig für die Beratung und Begleitung von Projekten zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). „Sie konnten sich nirgendwo zurückziehen.“ In einem Gesundheitszirkel brachten die Beschäftigten das Problem auf den Punkt – und überlegten gemeinsam, was sich dagegen tun lässt. Das Ergebnis: Die Kita stellte einen Raum bereit, in dem das Team auch mal in Ruhe etwas essen oder Elterngespräche führen kann. „Das sorgte direkt für mehr Zufriedenheit“, sagt Olivia Maloku. Ihrer Meinung nach bieten Gesundheitszirkel eine gute Chance, sich gemeinsam im Team systematisch mit Belastungen im Arbeitsalltag auseinanderzusetzen – und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.
Oft beschäftigten sich Kitas erst mit dem Thema Gesundheit, wenn der Krankenstand hoch sei. „Nachhaltiger ist es, sich schon vorher Gedanken zu machen“, betont Olivia Maloku. Dazu gehört zu fragen: Was stresst bei der Arbeit? Was belastet? Was trägt zu mehr Zufriedenheit bei der Arbeit bei? Wichtig sei, sich darüber nicht nur nebenbei auf einer Teambesprechung auszutauschen. Sondern es gelte, explizit Strukturen zu schaffen.
Regelmäßig einen halben Tag zusammensetzen
Ideal ist ihrer Erfahrung nach, wenn sich in regelmäßigen Abständen ein kleiner Kreis von bis zu zwölf Personen zusammensetzt. Zwar richteten sich die Gesundheitszirkel in erster Linie an die Beschäftigten, also auch Hausmeister oder Küchenpersonal, erklärt die Referentin, doch könnten auch Eltern und Kinder einbezogen werden. In der Regel lasse sich so ein Workshop relativ unkompliziert selbst durchführen. Möglich sei aber auch, eine externe Moderation hinzuzuziehen. Unfallkassen und Berufsgenossenschaften bieten hierzu kostenfreie Beratung, Qualifizierungen und Informationsmaterial an.
Pro Gesundheitszirkel sollte etwa ein halber Tag eingeplant werden. Im ersten Schritt stehe es an zu klären, was die Beschäftigten als belastend empfinden: Häufig wird in Kitas der Lärmpegel genannt, auch die Zusammenarbeit mit Eltern wird oft als stressig erlebt, außerdem die körperliche Belastung. Alle Themen werden gesammelt. Im nächsten Schritt werden Schwerpunkte gesetzt. Die Referentin empfiehlt, sich auf zwei Schwerpunkte zu konzentrieren. „Wichtig ist, die Themen lösungsorientiert anzugehen.“ Dabei gilt es zu klären: Was ist möglich? Was lässt sich kurzfristig umsetzen? Und wofür braucht es einen längeren Atem?
Eine bewegte Pause von zehn Minuten während der Arbeitszeit zusammen mit den Kindern beispielsweise lasse sich schnell umsetzen, sagt Olivia Maloku. „Allerdings geht es darum, die Belastungen ganzheitlich in den Blick zu nehmen und die Verhältnisse zu verbessern.“ In einer Kita stresste die Beschäftigten zum Beispiel, dass die Eltern sie zwischen Tür und Angel in Gespräche verwickelten, wenn gerade keine Zeit dafür war. Die Einrichtung löste das Problem, indem sich eine Fachkraft am Nachmittag extra Zeit für Elterngespräche nahm. Andere Maßnahmen, wie bauliche Veränderungen erfordern langfristige Planungen. „Wichtig ist, immer klar festzulegen, wer was bis wann umsetzen kann“, betont Olivia Maloku. In den folgenden Gesundheitszirkeln gehe es darum, die Fortschritte zu überprüfen.
Und oft reduzierten schon sehr einfache Maßnahmen viel Stress, so die Gesundheitsexpertin. So habe sich eine Kita entschieden, nicht mehr für jeden Anlass wie Muttertag, Ostern oder Weihnachten kleine Geschenke für die Eltern zu basteln. Die Kinder stattdessen nach Herzenslust spielen zu lassen, tue allen gut. Ihr Fazit: „Manchmal ist weniger mehr.“