Mehr Bewegungsanreize für Kinder setzen

Vor allem Bewegung in den ersten Lebensjahren sei von großer Bedeutung für die körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sagt die Stiftung und weist darauf hin, dass der Mangel an körperlicher Aktivität bei Kindern zu einem ernsten Problem, nicht nur für die Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft zu werden droht.

Die Folgen reichen über fehlende körperliche Fitness, Haltungsschäden bis zur Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit der jungen Generation. Bezugnehmend auf ihren Kindergesundheitsbericht 2023 weist die Stiftung darauf hin, dass die Situation durch das Internet und die zunehmende Digitalisierung des Alltags eine geringere körperliche Aktivität verstärkt, da viele alltägliche und soziale Bedürfnisse digital erfüllt werden können.

Um Bewegung zu fördern, hat die Stiftung Kindergesundheit das Projekt „Tigerkids – Kindergarten aktiv“ entwickelt, das seit 2007 bundesweit im Einsatz ist. Im Rahmen des Programms erlernen die Kinder spielerisch das richtige Ernährungsverhalten. Gleichzeitig werden ihre Ausdauer und Koordination durch ein Bewegungsprogramm gefördert und ihnen Spaß an körperlichen Aktivitäten vermittelt. 

Zum Angebot „Tigerkids“

Wenn der Flur zum Begegnungsort wird

KURZ GESAGT!

_Angebot soll Familien animieren: erst mitmachen, dann zu Hause nachmachen

_Eltern kommen untereinander und mit Fachkräften ins Gespräch

_Pädagogische Inhalte werden nebenbei vermittelt

„Ich hab voll getroffen! Über meinen Bruder drüber!“, ruft Luis und geht stolz zu seiner Mama. „Toll gemacht“, lobt Angela Nowak ihren sechsjährigen Sohn, während sie ihre jüngeren Kinder Eliano (1) und Amaia-Joly (2) im Blick hat. Luis hat getroffen. Mit dem Stoffball in die Kiste. Ein bisschen wie beim Basketball.

Sportlich geht es hier in Mannheim den Nachmittag über zu. Abholzeit. Der Flur hat sich in eine kleine Oase für Bewegungs- und Geschicklichkeitsspiele verwandelt. Allzu viel Platz ist zwar nicht, aber sie lassen sich eben etwas einfallen in der Kita des Evangelischen Eltern-Kind-Zentrums Kieselgrund, um den Raum optimal zu nutzen. Amelie versucht, auf dem Deckel des präparierten Schuhkartons die passende Öffnung für einen kleinen Plüsch-Pompon zu finden. Mila stolziert auf einem Seil, das geschlängelt auf dem Boden liegt. Bünyamin jongliert beim Eierlaufen eine Kugel auf einem Löffel. David ertastet Gegenstände wie Bälle, Bausteine oder kleine Kuscheltiere in einem Wäschekorb. Die Brüder Yared und Elias balancieren in ihren Batman-Shirts über Bänke und springen anschließend auf eine Turnmatte. Und Luis wirft halt mit Stoffbällen. Mit dabei sind Erzieherinnen und Erzieher – und immer auch die Eltern.

Eltern können Spiele zu Hause nachmachen

„Die einzelnen Stationen sind darauf ausgelegt, dass die Eltern das zu Hause nachmachen können“, erklärt Karin Janke. „Es geht ja darum, dass sich Eltern und Kinder gemeinsam bewegen sollen. Ohne viel Aufwand.“ Die Erzieherin hat für diesen Tag die Spiele ausgesucht. Das Thema liegt ihr am Herzen. Da Karin Janke auch Übungsleiterin im örtlichen Turnverein ist, kennt sie sich damit bestens aus.

„Fluraktion“ nennen sie das in der Kita Kieselgrund, wenn Eltern und Kinder Zeit miteinander verbringen. Einmal im Monat ist das der Fall. Montags zur Abholzeit kommen die Eltern in den Flur und beschäftigen sich dort mit ihren Kindern. Mal bleiben sie nur ein paar Minuten, mal eineinhalb Stunden – je nachdem, wie viel Zeit und Lust sie haben. Die pädagogischen Fachkräfte bereiten dafür bestimmte Themen vor. Eltern und Kinder widmen sich dann zum Beispiel der gesunden Ernährung, sie machen gemeinsam kleine wissenschaftliche Experimente, lesen aus Büchern oder lassen sich an Tablets zeigen, wie Medien richtig und sinnvoll eingesetzt werden können.

Oder sie bewegen sich. „Manches erklären wir. Manches machen die Kinder von allein. Manches erklären die Kinder den Eltern“, fasst Karin Janke die Vorteile des Angebots zusammen. „Bewegung funktioniert unabhängig von der Nationalität immer gleich. Das kann die Sprache ersetzen.“

Für die Mannheimer Kita ist das ein wichtiger Aspekt. „Mit Sprache oder geschriebenen Worten erreichen wir die Eltern oft nicht“, weiß Kitaleiterin Claudia Hauschild. Sei es, weil sie kaum oder gar kein Deutsch verstehen oder weil sie aus bildungsfernen Schichten kommen. „Wir müssen also versuchen, wichtige Dinge in einer möglichst einfachen Form zu verpacken, um sie zu vermitteln“, sagt Hauschild. So war die Idee zu den Fluraktionen geboren.

Die Erzieherinnen und Erzieher sind davon begeistert. „Ich habe noch nie so fröhliche Eltern gesehen“, sagt Karin Janke. „Die Fluraktionen sind eine Bereicherung für die Eltern und für das Kollegium.“

Auch bei den Eltern sind diese besonderen Nachmittage ein Volltreffer. „Die Kita lässt sich immer etwas Neues einfallen, das finde ich super“, sagt Verena Barton. Sie ist ganz überrascht, wie gut ihre zweijährige Tochter Lima schon balancieren kann. „Das hat sie mir zu Hause noch nie gezeigt.“ Die Abwechslung bei den Fluraktionen kommt bei Nurcan Tanis gut an: „Ich sehe zu, dass ich dann da bin“, sagt sie. „Und man kommt mit anderen Eltern in Kontakt.“ Özlem Yorgun gefällt es ebenfalls, andere Eltern kennenzulernen: „Und die Kinder freuen sich, das ist das Wichtigste.“ Nikolina Vragolovic mag die „super Aktion. Es sind immer gute Ideen dabei, auf die ich von allein nicht kommen würde. Wir machen das dann auch zu Hause nach.“

Tipps für die Nutzung von Youtube und Co.

Als multimedialer Ideengeber tritt Paul Heitmann auf den Plan. Der Erzieher, der berufsbegleitend Medienpädagogik studiert, hat dafür Laptop und Tablet im Flur aufgestellt. Bilder für Kids-Yoga oder Mini-Work-outs sind auf den Bildschirmen zu sehen. „Youtube ist nicht nur da, um zu konsumieren“, macht er deutlich, spricht die Eltern aktiv an und gibt ihnen Tipps: „Man kann es auch anders nutzen. Warum nicht mal Videos aufrufen, um zehn Minuten Sport zu machen?“

Im Flur herrscht derweil reges Treiben. Aber es ist eben nicht das übliche Kommen und Gehen der normalen Abholsituationen. Stattdessen bieten sich Gelegenheiten, die Mütter und Väter von einer neuen Seite kennenzulernen. Claudia Hauschild erzählt exemplarisch von einer Spieleaktion. Dabei sei eine Mutter regelrecht aufgeblüht, von der sie es gar nicht erwartet hätte: „Tatsächlich saß sie dann eineinhalb Stunden mit ihrem Kind da und hat Gesellschaftsspiele gespielt.“ Diese Art Exklusivzeit zwischen Eltern und Kindern wollen sie erreichen, „weil das im Alltag zu Hause oft verloren geht“, erläutert die Kitaleiterin.

Zudem erfahren die Fachkräfte in der lockeren Atmosphäre, wo bei den Familien der Schuh drückt. Ganz nebenbei bekommen sie mit, ob es finanzielle oder gesundheitliche Probleme gibt, wie die jungen, alleinerziehenden Mütter zurechtkommen oder wie sich die Großfamilien in ihren kleinen Wohnungen arrangieren. „Manchmal denke ich, dass wir zu viel erwarten von den Eltern. Als Team müssen wir uns oft in ihre Situation versetzen. Da ist das Thema eben nicht die Matschhose des Kindes, sondern wie sie die nächste Stromrechnung bezahlen sollen“, sagt Claudia Hauschild. „Aber: Wir können nicht alles für die Eltern richten und versuchen, sie nicht zu sehr aus der Verantwortung zu entlassen. Wir suchen einen Mittelweg.“

Klassische Elternabende haben ausgedient

Kreativität und Flexibilität sind auch bei anderen Aspekten der Elternarbeit gefragt. Beispielsweise hat die Kita Kieselgrund feste Bringzeiten abgeschafft. „Das hat uns die Nerven kaputtgemacht und den Eltern auch. Am Ende war man dann wütend aufeinander“, sagt Claudia Hauschild. Jetzt ist der Umgang wesentlich entspannter.

Auch die klassischen Elternabende, bei denen eine Erzieherin erzählt und die Eltern im Kreis sitzen und mehr oder weniger interessiert zuhören, haben ausgedient. Stattdessen haben sie zuletzt Eltern und Kinder zusammen eingeladen. Die Kinder zeigten ihren Eltern dann in den Gruppen, was sie gern spielen. „Das hatte einen ganz anderen Charakter, war fröhlich und lustig“, berichtet Claudia Hauschild und ergänzt: „Wir suchen weiter nach neuen Formaten.“ Demnächst wollen sie ausprobieren, an einem Elternabend mehrere Themen vorzustellen. „Wie eine Fluraktion im größeren Rahmen.“

Mehr Bewegung geht immer

Eigentlich sind Kinder von Geburt an in Bewegung. Sie wollen nicht still sitzen, sondern zappeln, krabbeln, hopsen, rennen, klettern und erkunden so ihre Welt. Diesen natürlichen Bewegungsdrang gilt es dauerhaft zu erhalten. Das ist zugleich einfach und schwierig. Einfach, weil Kinder schnell zu begeistern sind und Bewegungsangebote gern annehmen. Schwierig, weil in den Familien dem Thema weniger Bedeutung beigemessen und Kinder häufig ein bewegungsarmer Alltag vorgelebt wird. Kitas haben deshalb eine Schlüsselrolle. Hier ein paar Ideen, wie der Kita- Alltag ohne viel Aufwand noch bewegter wird.

Bewegte Rituale einführen

Zum Morgenkreis oder vor dem Essen: Wann immer es passt, machen ritualisierte Bewegungsspiele Spaß. Und die Großen machen natürlich mit!

Bewegungsgeschichten erzählen

Bewegungsgeschichten können ganz gezielt motorische Fähigkeiten schulen: Anschleichen auf den Zehenspitzen oder die Balance halten, wenn man so tut, als klettere man eine Leiter hinauf. Die pädagogische Fachkraft erzählt und leitet gleichzeitig die Bewegungen an. Ältere Kinder können die Geschichte weitererzählen. Nebeneffekt: Auch die Konzentrationsfähigkeit und Fantasie werden angeregt.

Seiltanz

Alles, was man braucht, sind Seile. Die Kinder legen die Seile in beliebiger Form aus. Als Kreise, Schlangen oder Achten. Dann balancieren sie (sock- oder barfuß) darauf. Jedes Kind darf auf jedem Seil tanzen.

Verrücktes Kartenspiel

Die Karten eines Kartenspiels (z. B. Uno) bekommen eine neue Bedeutung. Es wird normal gespielt, aber wenn bestimmte Karten abgelegt werden, muss das nachfolgende Kind eine bestimmte Bewegung ausführen – zum Beispiel dreimal Hampelmann machen oder auf einem Bein um den Spieltisch hopsen. Geht auch mit Würfelspielen.

Rasender Postbote

Die Kinder müssen „Briefe“ zu einem Ziel befördern, das ihnen angesagt wird, und zwar so schnell wie möglich. Alternative für mehr Platz: Es werden 20 durchnummerierte Umschläge und 20 Karten verteilt (oder auch verschiedene Farben). Die Kinder bringen die Karten zu den entsprechenden Umschlägen, tüten sie ein und transportieren sie zur „Postzentrale“ (immer nur ein Umschlag auf einmal).

Seifenblasen-Fangen

Nur für draußen! Ob große oder kleine Seifenblasen: Sie faszinieren. Feingefühl ist beim Pusten nötig, Bewegung entsteht beim Fangen, bei den Riesenseifenblasen auch beim Schwungholen mit den Stäben. Die Kinder mit der Seifenlösung nicht allein spielen lassen!

Ballspiele – auch ohne Ball

Wenn Ballspiele mit Fangen und Werfen aus räumlichen Gründen nicht machbar sind, eignen sich zumindest für drinnen Luftballons (es gibt dafür dünne Stoffhüllen, um sie stabiler zu machen) oder geknülltes Papier; mit leichten Schaumstoffbällen lassen sich auch Spiele im Sitzkreis realisieren.

Bewegungsparcours

Das geht auch auf kleinem Raum und mit Alltagsgegenständen. Kartons, Seile, Hocker, Tücher, Kissen und Decken: Darübersteigen, Durch- oder Drunterklettern, Balancieren sowie Werfen und Auffangen. Erfinden Sie mit den Kindern zusammen immer neue Aufgaben, wie der Parcours gemeistert werden muss.

Bewegung organisieren

Familien bewegen

Die Bandbreite an Möglichkeiten ist groß. Zusammen mit dem Elternbeirat kann die Kita einen Infonachmittag veranstalten und mit den Familien Ideen entwickeln. Hier einige Vorschläge: Spendenlauf für eine größere Anschaffung, eine Challenge, zum Beispiel: „Mindestens die Hälfte der Kinder kommt diese Woche zu Fuß zur Kita“ oder wöchentliche Aushänge oder E-Mails mit niedrigschwelligen Bewegungsangeboten für zu Hause (etwa die obigen Spielideen).

Netzwerke knüpfen

In Ihrer Kita gibt es keinen Bewegungsraum? Kirchengemeinden und viele Vereine haben meistens einen größeren Multifunktionsraum oder vielleicht dürfen Sie die Schulsporthalle mitbenutzen. Nachfragen lohnt sich! Der Weg dorthin gehört gleich mit zum Training (und zur Verkehrserziehung). Über den örtlichen Sportverein oder die Volkshochschule kann man ausloten, wie eine Kooperation aussehen könnte. Und: Wie handhaben es andere Kitas?

Von bestehenden Programmen profitieren

Unfallkassen, Krankenkassen und die Landessportjugend haben Material und viel Wissen, das Sie abrufen können. Meistens sogar kostenlos.

Zehn Gründe, warum Kinder Bewegung brauchen

Bewegung

1. ist gesund für den gesamten Körper
2. aktiviert das Immunsystem
3. unterstützt die kognitive Entwicklung
4. ermöglicht es, den eigenen Körper kennenzulernen
5. stärkt die sozial-emotionale Entwicklung
6. macht den Raum und die Umwelt und deren Gesetzmäßigkeiten erfahrbar
7. sensibilisiert für Natur und Mitgeschöpfe
8. drückt Gefühle aus
9.   ist fundamental für die Persönlichkeitsentwicklung
10. stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit

Noch mehr Bewegungsideen, weitere Spiele, hilfreiche Links und ein geling-sicheres Rezept für Seifenblasen:
www.kinderkinder.dguv.de/bewegungsidee

„ Bewegung bedeutet Bildung“

KURZ GESAGT!

_ Zertifizierung bringt das Thema auf ein neues Level

_ Kinder lernen über Bewegung und Spielen

_ Die Bedeutung von Bewegung den Eltern zu vermitteln ist wichtig

Heute ist was los: Lina baut konzentriert mit den riesigen Bausteinen ein Flugzeug, Luisa schaukelt und wippt auf dem Schaumstoffring und die Jungs wetteifern, wer von ihnen am schnellsten die Rutsche hoch- und runterkommt. Malte hängt am Kletternetz und macht Faxen. Im Turnraum der Kita Argenthal bei Simmern in Rheinland-Pfalz gibt es Platz und Material für viel Bewegung. Klettern, hopsen, werfen, balancieren – alles ist möglich. Die Kinder können die meiste Zeit des Tages den Raum frei nutzen. „Das geht jetzt wieder“, freut sich Kitaleiterin Dajana Bartelmann-Henke. „Während Corona war hier auch ein Gruppenraum, da wir gezwungen waren, vom offenen Konzept in geschlossene Gruppen zu wechseln“, erklärt sie. „Das hat uns ziemlich eingeschränkt.“

Erst ein halbes Jahr vor den ersten Schließungen hatte sich das Team darauf verständigt, dem Thema Bewegung, das ohnehin schon immer präsent war, noch mehr Bedeutung zu geben: Warum sich nicht als Bewegungskita zertifizieren lassen? Die Idee brachte Sabine Baumgärtner, ehemalige Leiterin der Kita und jetzige pädagogische Leitung des Trägers Zweckverband Simmern, mit in die Runde. Überzeugungsarbeit leisten musste sie nicht: „Bewegung spielt hier schon immer eine Rolle. Eigentlich war es eine logische Konsequenz, der nächste Schritt“, erinnert sie sich.

Gut beraten und eng begleitet

Tatsächlich fällt auf, dass die Möblierung in den Gruppenräumen eher spärlich ist. Keine oder nur wenige Tische und Stühle. Viel Raum, viel Fläche, wenige Hindernisse und Stolperfallen. Über die breiten Flure sausen die Kinder auch mal mit Bobbycars.

Die Kita ist nicht neu, in den späten 1980ern gebaut, aber die Planer haben damals offenbar viel richtig gemacht. Das helle Gebäude liegt etwas abseits des Ortes an einem Wendehammer. Hier können die Kinder gefahrlos Rädchen fahren. Der Garten ist groß und die alten Bäume sind zum Klettern gut geeignet, genauso wie zahlreiche Spielgeräte, die es natürlich auch gibt. Auf Bäume klettern? „Ja klar. Wir sind doch immer dabei“, wundert sich Dajana Bartelmann-Henke über die Frage. „Kinder müssen sich ausprobieren. Wie sollen sie lernen, was sie sich zutrauen und was sie schaffen können, wenn wir sie von jeder erdenklichen Gefahr fernhalten?“ Aber, das gibt ihr Kollege Mathias Franz zu bedenken, man müsse das auch aushalten können. „Manche von uns können das weniger gut. Deshalb ist es wichtig, so etwas im Team anzusprechen und zu berücksichtigen.“ Das sei die Grundlage, auf der die Fachkräfte arbeiten müssen, damit sie aufgrund eigener Befindlichkeiten die Kinder in ihrer Bewegung nicht wieder einschränken.

Kitaleiterin Bartelmann-Henke bedauert es, dass in den Familien immer weniger auf Bewegung Wert gelegt werde. „Das hat auch was mit der Pandemie zu tun“, ist Mathias Franz überzeugt. Deshalb sei es umso wichtiger, in der Kita einen Fokus darauf zu setzen und beispielweise auch bei Wind und Wetter rauszugehen. Auch seien die Eltern durch die Einschränkungen der Pandemie unsicherer geworden, was sie ihren Kindern zutrauen könnten, hat Sabine Baumgärtner beobachtet. Deshalb sei Elternarbeit auch in puncto Bewegung wichtig. „Kitas sind Bildungseinrichtungen. Bildung heißt für viele Eltern aber eher ,Input‘ und nicht Bewegung.“ Dabei lernen Kinder in erster Linie über Bewegung, Forschen und Spielen. Bewegung bewirke ganz viel in der Hirnentwicklung. „Unsere Aufgabe ist es, darüber zu informieren“, sagt Mathias Franz. Ein Elternabend dazu stehe noch auf der Agenda. In den Entwicklungsgesprächen sei es jedoch immer Thema.

Auch wenn Bewegung schon immer ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit war, hat die Entscheidung für den Erwerb des Qualitätssiegels den Blick nochmals geschärft. „Wir denken Bewegung jetzt viel stärker in allen Prozessen mit und sind uns dessen viel bewusster“, verdeutlicht der Pädagoge. Das habe dazu geführt, dass sich das Team fortwährend mit dem Thema auseinandersetzen müsse. Außerdem hat nun jede Gruppe, selbst die Krippenkinder, eine angeleitete Bewegungsstunde in der Woche. „Das ist noch mal ein Meilenstein. Die Kinder freuen sich total darauf und fragen gleich morgens: Haben wir heute Turntag?“

Auch wenn heute für die „Schukis“, wie in der Kita Argenthal die Vorschulkinder genannt werden, kein Turntag ist, so tummeln sich doch einige von ihnen noch immer in der Turnhalle. Aus Linas Flugzeug ist inzwischen eine Burg geworden, die Rutsche ist verlassen, stattdessen werfen sich die Kinder mit vielen weichen Bällen ab. Malte ist es etwas zu viel geworden, er hat sich ein Nest aus Riesenbauklötzen gebaut, in das er sich zurückgezogen hat und von wo aus er die anderen Kinder beobachtet. Was Lina und Luisa am tollsten im Turnraum finden? „Alles!“, rufen beide, bevor sie losflitzen, um die Bälle einzusammeln. Ihre Burg muss schließlich verteidigt werden.

TIPP

In den meisten Bundesländern gibt es Programme, oft in Zusammenarbeit mit den Landessportverbänden und Unfallkassen, die Kindertageseinrichtungen als bewegungsfreundlich auszeichnen. Dazu müssen diese bestimmte Kriterien erfüllen. Ziel ist die Förderung der ganzheitlichen kindlichen Entwicklung durch Bewegung und Spielen. Ist das für Ihre Kita interessant? Hier finden Sie Infos, an wen Sie sich in Ihrem Bundesland für Unterstützung wenden können:

www.kinderkinder.dguv.de/bewegungs-programme

 

Überall bewegt sich was

KURZ GESAGT!

_ Beim Forschen erschließen Kinder ganzheitlich ihre Umwelt

_ Fachkräfte können die kindliche Aufmerksamkeit lenken

_MINT-Grundwissen ist hilfreich, aber keine Voraussetzung

Luna entdeckt: Im Sand kommt sie mit dem Rädchen kaum vorwärts, aber auf dem gepflasterten Weg gelingt das mühelos. Die Kinder können mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln eine bestimmte Strecke abfahren. Die Testfahrt führt über unterschiedlichen Untergrund: Wiese, Sand, Kies, Beton. Wie schnell kommen die Mädchen und Jungen ans Ziel? Wo klappt es besser, wo schlechter? Woran mag es liegen? Gibt es ein Fahrzeug, mit dem es sich überall gut fahren lässt?

Denis und Noyan schaukeln, wobei der größere Junge den Kleinen anschubst. Dann wird gewechselt. Noyan schafft es kaum, der Schaukel einen ordentlichen Schwung zu geben. Liegt es nur an seiner Kraft? Oder am Gewicht des anderen? Könnte Noyan ein gleich schweres Kind anschaukeln oder Denis eine Erzieherin? Müsste er sich dazu mehr anstrengen als bei Noyan?

Sina, Marie und Mahmud sollen etwas aus dem obersten Stockwerk holen. Dazu steigen sie über 40 Treppenstufen empor (sie zählen die Stufen mit). Oben angekommen meint Sina: „Das war anstrengend!“ Die Kinder haben eine Strecke von vielleicht 20 Metern zurückgelegt. Warum fällt das sehr leicht, wenn man die gleiche Strecke in der Ebene geht? Wieso ist es anstrengender, einen steilen Abhang hinauf-zuklettern, als Stufen zu steigen? Welche Hilfsmittel haben Menschen erfunden, damit sie leichter nach oben kommen?

„Warum können sich Pflanzen nicht bewegen?“, will Casper wissen. Können sie nicht? Doch! Zwar können Pflanzen nicht laufen, aber natürlich ind auch sie in Bewegung. Das merkt man etwa, wenn man eine Sonnenblume beobachtet, die sich nach dem Licht dreht. Viele andere Pflanzen machen das ebenso. Wicken und Kletterbohnen winden sich um Stangen, Mimosen reagieren auf Berührung und die meisten Blumen schließen ihre Blüten bei Feuchtigkeit. Kressesamen wachsen so schnell, dass man fast dabei zusehen kann. Fällt den Kindern noch mehr ein?

Zeynep und Lola sind darin vertieft, mit Bausteinen einen möglichst hohen Turm zu bauen. Bald sind die rechteckigen Steine aufgebraucht und es gibt in der Kiste nur noch dreieckige und runde Klötze. Die Mädchen entwick eln viel Ehrgeiz, auch mit diesen ihren Turm weiter wachsen zu lassen, stellen aber fest, dass es viel schwieriger ist. Warum eigentlich? Wie ist der optimale Baustein geformt? Könnte man einen Turm nur mit runden Steinen bauen? Wie gelingt es draußen, wenn man nur Naturmaterial zur Verfügung hat?

Romy, Lucie und Oleg haben ein großes Buch an einen Stuhl gelehnt und lassen seit geraumer Zeit Murmeln und andere Gegenstände herunterrollen. Was rollt am besten? Was am weitesten? Macht es einen Unterschied, ob ich große oder kleine Murmeln nehme? Rollt auch ein Wattebausch? Ist die Murmel oder das Spielzeugauto schneller? Was, wenn das Buch nicht mehr an dem Stuhl lehnt, sondern in einem viel flacheren Winkel an einem Schuhkarton? Das sind nur einige Beispiele für Alltagssituationen, in denen die Fachkräfte den Forschergeist der Kinder herausfordern können.

Nachgefragt!

KinderKinder sprach mit Verónica Oelsner. Sie hat bei der Stiftung Haus der kleinen Forscher das Bildungsangebot „MINT ist überall“ mitentwickelt.

Wie können pädagogische Fachkräfte Situationen erkennen, die das Potenzial haben, naturwissenschaftliche Phänomene stärker in den Blick zu nehmen?


Vor allem durch das Beobachten, was ein Kind gerade interessiert, zum Beispiel was es wiederholt ausprobiert. Das kann die Fachkraft aufgreifen, den Dialog suchen und weitere Impulse geben. Darüber hinaus kann sie aufmerksam sein, was die Umgebung Spannendes zum Entdecken und Erforschen bietet, seien es Pfützen oder eine Baustelle.


Wie sinnvoll ist es, naturwissenschaftliches Grundwissen über gewisse Phänomene zu haben?


Das ist hilfreich, aber nicht immer unbedingt nötig. Es geht ja nicht darum, den Kindern Antworten zu geben, sondern sie bei der Auseinandersetzung mit einer Frage oder einem Problem zu unterstützen. Wichtiger, als die Ergebnisse im Voraus zu kennen, sind die eigene Lust und das Interesse, sich gemeinsam mit den Kindern damit zu beschäftigen sowie den Prozess durch anregende, strukturierende Impulse zu begleiten.

Sie wollen noch mehr MINT im Alltag entdecken und noch mehr Rüstzeug bekommen, Kinder beim Forschen und Entdecken zu begleiten? Das Haus der kleinen Forscher bietet zahlreiche unterschiedliche Fortbildungsformate dazu an: www.hdkf.de/mint-ist-ueberall

Echt praktisch

Bewegungsförderung, Bewegungserziehung, Sport in der Kindertagesstätte: Ein Fachbeitrag mit sehr vielen praxisnahen Ergänzungen wie Öffnung der Kita, Überlegungen zur Sicherheit und methodischen Anregungen. https://kurzelinks.de/llnf

Der Basketballverein Alba Berlin wurde bundesweit bekannt durch die zahlreichen Videoclips, die während des Lockdowns viral gingen. Inzwischen gibt es sogar Online-Fortbildungen und eine Art Mediathek für Kitas zur Bewegungsförderung. https://kurzelinks.de/ehte

In der DGUV Information „Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen“. geht es zum einen um die veränderte Lebenswelt der Kinder, die Bewegung immer mehr in den Hintergrund zu drängen droht. Zum anderen finden sich in der Broschüre sehr viele Bewegungsideen. www.dguv.de

Die Akademie Aktionskreis Psychomotorik e. V. hat einen Podcast, in dem es in einigen Folgen auch um psychomotorische Angebote in der Kita geht. Reinhören lohnt sich: https://psychomotorik.com/aktuell/podcast/

Tipp: Die Landessportverbände sowie zahlreiche Krankenkassen bieten Kooperationen bzw. Programme und für Kitas an. Da diese regional unterschiedlich sind, lohnt sich eine Recherche, was bei Ihnen im Bundeland möglich ist. Hier ist eine Übersicht.

In der Broschüre „Bewungsförderung in Kita und Schule“, die von der KKH und dem Verein für Frühprävention e.V. „Fitness für Kids“ herausgegeben wurde, finden sich zahlreiche niederschwellige Bewegungsanregungen, Begrüßungs- bzw. Abschiedslieder und -spiele, Bewegungsgeschichten sowie Spiele, die die Rreaktionsschnelligkeit fördern. Hier als PDF runterladen.

Ebenfalls von der BZgA ist der Band „Bewegungsförderung im Kindergarten“, der eine kommentierte Medienübersicht bietet. Manche der Medien sind nicht mehr erhältlich, aber die Sammlung ist dennoch hilfreich.

Die BZgA schildert in dem Sonderheft „Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ Empfehlungen für eine Bewegungsförderung im Alltag. Sie sind Ergebnisse einer evidenzbasierten wissenschaftlichen Arbeit
und bieten Orientierung für künftige Umsetzungsmaßnahmen. Interessant, wenngleich nicht ganz einfach zu lesen. Hier gibt es das PDF.

Diese Spielesammlung der Sportjungen und Landessportbunds Berlin e.V. sowie der KIB Kinderin Bewegung gGmbH ist schon ein wenig älter, aber nicht in die Jahre gekommen. Mit einfachen Hilfsmitteln lassen sich zahlreiche Bewegungsanreize erzielen und unterschiedliche Förderschwerpunkte setzen. Wirklich gut! Das PDF ist nicht sonderlich gut, aber lesbar.

Das Niedersächsiche Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung hat ein themenheft mit dem Titel „Bewegung als Motor des Lernens“ veröffentlicht. Autorin ist Renate Zimmer. Das Themenheft zeigt die ganzheitliche Bedeutung der Bewegung für Kinder auf und gibt Hinweise zu didaktischen Aspekten, die Fachkräfte beachten sollten, wenn sie Bewegungsangebote für Kinder gestalten.

Bewegung und Sprache

 

 

Inwiefern hängen Bewegung und Sprachentwicklung zusammen?

Ein Kind redet, plappert, singt und erzählt ganz von allein
– genauso, wie es rennt, hüpft, über Gräben springt und
auf Mauern balanciert. Dennoch kann man die Entwicklung
von Sprache und Bewegung nicht einfach sich selbst überlassen
und davon ausgehen, dass das Kind sich „schon
irgendwie normal“ entwickeln wird. Zu viele Kinder gibt
es nämlich, deren Spracherwerb aus unterschiedlichen
Gründen nicht problemlos verläuft, die auch in der Motorik
Schwierigkeiten haben. Sprache und Motorik entwickeln
sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Es bedarf
also einer anregenden Umgebung, die sowohl Impulse für
die motorische Entwicklung als auch für die Unterstützung
des Spracherwerbs gibt und idealerweise beide Bildungsbereiche
miteinander verknüpft.


Wie können pädagogische Fachkräfte Bewegungsanlässe
zur Sprachförderung nutzen?

Ich greife einmal die Bereiche Wortschatz und Wortbedeutung
heraus:
Kinder erfahren in Bewegungsspielen, was „auf“, „unter“,
„hinter“ oder „vor“ dem Tisch bedeutet. Oder sie üben
sich in der Begriffsbildung: Was ist rund, was ist eckig,
hart, weich? Durch das Anfassen, Ertasten, Ergreifen und
Benennen werden taktil wahrgenommene Eigenschaften
der Objekte zu Begriffen. In Bewegungsspielsituationen
werden auch Begriffskategorien gebildet: Wie kann man
sich fortbewegen? Watscheln, schleichen, rennen, stolzieren
… So erweitern Bewegungserfahrungen den Wortschatz,
gleichzeitig lernen die Kinder, was die Begriffe bedeuten
und worin sie sich unterscheiden.

Gibt es bestimmte Bewegungsformen oder -spiele, die für die Sprachförderung besonders geeignet sind?

Sprechanlässe ergeben sich nahezu überall: beim gemeinsamen
Spielen, beim Bauen und Konstruieren, beim Aushandeln
von Rollen und Regeln. Es kommt vor allem darauf
an, dass die pädagogische Fachkraft ganz bewusst eine
sprachförderliche Haltung einnimmt, also zum Beispiel die
eigenen Handlungen, aber auch die der Kinder sprachlich
begleitet: „Ich nehme mir den großen Ball.“ „Du hast das
Tor ganz genau mit dem Ball getroffen.“ Oder indem sie die
Handlungsschritte sprachlich weiterführt: „Guck mal, dein
Luftballon fliegt hoch in die Luft – jetzt hast du ihn mit dem
Finger angetippt und er fliegt noch höher.“

Warum ist es für Kinder, die Deutsch als zweite Sprache erwerben, besonders wichtig, Bewegung einzubeziehen?

Bei Kindern, die nicht die deutsche Sprache sprechen, ist es für die pädagogische Fachkraft besonders wichtig, zunächst einmal einen Zugang zum Kind zu erhalten. Oft wirken nonverbale Spielanlässe, Spiele mit Material und interessanten Objekten als „Eisbrecher“. So fordert der Ball zunächst einmal zum Handeln auf, erst dann zum Sprechen: Man kann ihn rollen, werfen, fangen – Bewegungsverben werden im Handeln erfahren und geübt. Grammatikalische Regeln werden nebenbei aufgenommen und prägen sich ein: Ich werfe den Ball, du wirfst den Ball zurück, der Ball wird gerollt – aktive und passive Formen, Verbflexionen und Artikelgebrauch. So schwierig die deutsche Grammatik auch scheint, beim Spiel mit dem Ball wird sie fast „nebenbei“ erfahren.

Spielt Bewegung eigentlich auch eine Rolle für den Schriftspracherwerb?

Das Schreibenlernen ist eng verbunden mit feinmotorischen Prozessen, aber auch mit der Körperwahrnehmung und der Raumwahrnehmung. Die Bewegungen der Hand und der Finger müssen gesteuert und koordiniert werden, hierzu bedarf es einer differenzierten taktilen und kinästhetischen Wahrnehmung. Wahrnehmung und Bewegung sind also auch für den Schriftspracherwerb von Bedeutung.



Die Fragen stellte Holger Schmidt

Bewegungs-Programme für Kitas

Baden-Württemberg:

Kitas können sich über diese Angebote qualifizieren. Es gibt kein „offizielles“ Gütesiegel.

Kinderturnstiftung: bietet Fortbildungen gezielt für pädagogische Fachkräfte in Kitas an. https://www.kinderturnstiftung-bw.de/bewegter-kindergarten/

Bewegungspass: das regionale Netzwerk in vielen Kreisen in BW hat für pädagogische Fachkräfte ein innovatives Unterstützungsangebot mit Weiterbildungsmöglichkeiten entwickelt: https://www.bewegungspass-bw.de/kitas/

Bayern:

Über die Bayerische Sportjugend können Kindertageseinrichtungen Förderungen für unterschiedliche Projekte bekommen. Es gibt aber keine speziellen Zertifizierungen/Gütesiegel.

https://bsj.org/index.php?id=themen_projekte

Allerdings gibt es von der Universität Bayreuth die Kita-Check-App QueB, mit der man online herausfinden kann, ob die Voraussetzungen der Kita für einne möglichst bewegungsfreudigen Alltag geeignet sind: https://queb.eu/kca.html

Berlin:

In Berlin gibt es keine zentrale Zertifizierung. Einige Bezirke nennen „bewegungsfreundliche Kitas“. Ansprechpartner auf der bezirklichen Ebene gibt es über das Landesprogramm „Gute gesunde Kitas“ unter https://gute-gesunde-kitas-in-berlin.de

Brandenburg:

Die Brandenburgische Sportjugend verleiht gemeinsam mit dem Bildungsministerium geeigneten Kitas das Gütesiegel „Bewegungskita“.

https://sportjugend-bb.de/guetesiegel-bewegungskita/

Bremen:

In Bremen ist ebenfalls die Sportjugend für die Zertifizierung von „anerkannten Bewegungskindergärten“ zuständig, die Unfallkasse Bremen unterstützt das Projekt finanziell:

https://www.bremer-sportjugend.de/Themen/Bewegungskindergarten/Index.aspx

Hamburg:

In der Hansestadt gibt es sogar zwei Auszeichnungen, die Kindertageseinrichtungen erhalten können: „Bewegte Kita“ und“ Bewegungskita+“. Zuständig ist das Landessportamt, das mit dem Verband für Turnen und Freizeit und der Hamburger Sportjugend kooperiert.

https://www.hamburg.de/bewegte-kita/

https://www.hamburger-sportjugend.de/kita-schule/bewegungskita-plus

Hessen:

In Hessen können Einrichtungen das Qualitätssiegel „Hessischer Bewegungskindergarten“ bekommen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Partner sind dabei die Sportjugend Hessen und das Ministerium für Inneres und Sport.

https://www.sportjugend-hessen.de/kindergarten/qualitaetssiegel/

Zudem gibt es von der Unfallkasse Hessen Bildungsangebote zur Bewegungsförderung in Kitas, z. B. „Mehr Sicherheit durch Bewegung“.

https://www.ukh.de/seminare/seminar/mehr-sicherheit-durch-bewegung

Mecklenburg-Vorpommern:

Die Sportjugend M-V bietet diverse Fortbildungen für Fachkräfte an und unterstützt Einrichtungen dabei, lokale Kooperationen mit Sportvereinen zu schließen. Es gibt kein offizielles Gütesiegel.

https://www.sportjugend-mv.de/bewegungsfoerderung/uebersicht-kita-verein/

Niedersachsen:

In Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium, dem Landessportbund Niedersachsen, dem Niedersachsen Turnerbund und der AOK sind die Landesunfallkasse Niedersachsen und die Gemeinde-Unfallversicherungsverbände Hannover und Oldenburg seit 2005 an der Umsetzung des Bewegten Kindergartens beteiligt: Bewegter Kindergarten – Für mehr Bewegung im Kitaalltag (www.bewegter-kindergarten.de)

Das dreiteilige Programm zur Bewegungs-förderung in Kitas umfasst neben der Vergabe des „Markenzeichens Bewegungskita“ und der Förderung der Kooperation mit Sportvereinen vor Ort auch die Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte:

Nordrhein-Westfalen:

In NRW gibt es seit 1999 das Gütesiegel „Anerkannter Bewegungskindergarten“. Vergeben wird es von der Landessportjugend und dem Land. Eine der Voraussetzungen dafür ist die Kooperation mit einem örtlichen Sportverein.

https://www.sportjugend.nrw/unsere-themen/bewegungskindergarten-1

Rheinland-Pfalz:

Hier können Kitas das Qualitätssiegel „Bewegungskita Rheinland-Pfalz“ erhalten. Sie werden durch die Qualifizierungsphase begleitet durch den Verein „Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz e.V.“., dem auch die Unfallkasse RLP angehört.
https://www.bewegungskita-rlp.de/

Saarland:

Im Saarland gibt es ein Programm namens „Kindergarten Kids in Bewegung“, das die Bewegung der Kinder nachhaltig fördern will. Dazu sind Kooperationen mit örtlichen Vereinen wichtig. Unterstützt wird das Programm u.a. vom Landessportverband Saarland und der Unfallkasse Saar. Ein Qualitätssiegel ist nicht bekannt.

https://www.lsvs.de/sportwelten/breitensport/kindergarten-kids-in-bewegung

Sachsen:

Die Unfallkasse Sachsen bietet mit dem Projekt „Mach mit – werd Murmel-fit“ Kindertageseinrichtungen vielfältige Spiel- und Bewegungsideen für die tägliche Arbeit. Gekoppelt ist Murmel fit an den Besuch des gleichnamigen Seminars.
https://www.uksachsen.de/informationen-service/projekte/murmel-fit

Darüber hinaus können sich sächsische Kitas von der Unfallkasse als „Kita mit Herz“ auszeichnen lassen, wenn sie sich in besonderer Weise der Gesundheitsförderung widmen.

https://www.uksachsen.de/informationen-service/kita-mit-herz

Sachsen-Anhalt:

In Sachsen-Anhalt fördert die AOK das Programm „Bewegte Kita“, für das sich die Einrichtungen anmelden können.

https://www.deine-gesundheitswelt.de/sport-bewegung/bewegtekita

Zusammen mit der Unfallkasse Sachsen-Anhalt vergibt die Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. das Zertifikat „Gesunde Kita“, das auch den Bereich Bewegung berücksichtigt.

Schleswig-Holstein:

Kitas können hier das Gütesiegel „Anerkannter Bewegungskindergarten“ erhalten, das von der Sportjugend Schleswig-Holstein verliehen wird.

https://www.sportjugend-sh.de/kinder-und-jugendsport/kinder-in-bewegung/qualitaetssiegel-fuer-bewegungskitas/

Thüringen:

Der Landessportbund Thüringen verleiht gemeinsam mit der Thüringer Sportjugend sowie in Zusammenarbeit mit der Unfallkasse Thüringen und weiteren Partnern das Qualitätssiegel „Bewegungsfreundliche Kita“.

https://www.thueringen-sport.de/unsere-themen/kinder-und-jugendsport/bewegungsfreundlicher-kindergarten/

Stand: 17.04.2023

Noch mehr Spielideen für richtig viel Bewegung

Bewegung en passant

Grooooße Bilder malen

Wer sagt, dass Bilder immer nur DIN A4-Größe haben müssen? An geeigneten Wänden großflächige Papierbahnen (z.B. Tapete) anbringen und die Kinder mit weit ausholenden Bewegungen darauf zeichnen und malen lassen, auch ganz oben, wohin man nur auf Zehenspitzen gelangt.

Einkaufen gehen           

Die Kinder bekommen eine „Einkaufsliste“ und besorgen im Haus selbstständig das Material, das zum Basteln (oder eine andere Aktion) benötigt wird. Dafür müssen sie vermutlich mehrmals gehen.

Ab nach draußen

Ob Spaziergang zum Wochenmarkt mit einer Handvoll Kinder oder Ausflug in den Wald: Gerade wenn ihr kein Außengelände habt, nutzt jede erdenkliche Gelegenheit, mit den Kindern vor die Tür zu gehen. Die Bewegung in der Natur (ganz ohne Anleitung) bietet Kindern wichtige Lernerfahrungen. Bewegungsmuffeln macht auch ein längerer Spaziergang Spaß, wenn es für sie eine Aufgabe gibt. Schneckenhäuser, hübsche Steine und andere Naturmaterialien für ein großes Naturmanadala zu sammeln kann durchaus motivieren. Am Schluss wird das vergängliche Kunstwerk fotografiert und von den Eltern bestaunt.

Noch mehr Ideen im Internet, zum Beispiel hier:

Bewegungslieder:

https://sprachspielspass.de/kategorie/bewegungslieder

Für U3-Kinder:

https://www.herder.de/kk/praxisimpulse/lieder/bewegungslieder/

https://www.labbe.de/Kinderlieder/Singen-und-Spielen/

Ballspiele im Kreis

https://www.baddeldaddel.de/magazin/ballspiele-fuer-kinder-6-abwechslungsreiche-ideen/

Seifenblasen-Lösung selber machen – mit diesem Rezept klappt´s

  • 1 Liter kaltes, destilliertes Wasser
  • 50 ml grünes Fairy Ultra Spülmittel  (mit anderem Spülmittel klappt es nicht).
  • etwa 1/2 Teelöffel Guarkernmehl (gibt es online oder in Läden mit Kosmetikzubehör zum Selbermachen)
  • 1/2 Teelöffel Backpulver oder Natron
  • ein wenig einfachen (!) Tapetenkleister – wirklich nur ein, zwei Messerspitzen voll
Seifenblasen

Zuerst mischst du das Wasser mit den Pulvern, bis die sich gründlich gelöst haben. Dann gibst du vorsichtig die Seifenlösung hinein und rührst sanft, so dass es nicht übermäßig schäumt. Das wars auch schon. Die Lösung am besten über Nacht noch mal stehen lassen, bevor du sie verwendest.

Übrigens: Am besten gelingen Seifenblasen, wenn es nicht zu sonnig und nicht zu trocken ist.

Broschüren und andere Angebote der Unfallkassen zum Themenkomplex „Kinder und Bewegung“

Kindergarten in Bewegung
Broschüre der UK RLP – PDF

Auf kleinen Füßen die Welt erobern
Broschüre der UK RLP und dem Verein zur Bewegungsförderung und Psychomotorik, Landau e. V. – PDF

Bewegte Kinder – schlaue Köpfe
Broschüre der UK RLP – PDF

Portal mit vielen Ideen zur Bewegungsförderung
eigentlich für den Schulsport, aber vieles ist auch in Kitas anwendbar (UK RLP)

Webseite mit den wichtigsten Ressourcen zu Bewegung, die die UK RLP im Angebot hat.

Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen durch Bewegung
Broschüre der UK NRW – PDF

Artikel „Bewegungsförderung“ im Portal Sichere Kita (UK NRW)

100 kleine Spielideen
Broschüre der UK Sachsen – PDF

Die Bewegungsbaustelle
Broschüre der UK Berlin – PDF

Gesund und munter in der Kita
Broschüre der UK Berlin – PDF

Bewegungsangebote in Kindertageseinrichtungen – Übungsvorschläge und sichere Gerätenutzung
Broschüre der Unfallkasse Hessen

Außengelände von Kindertageseinrichtungen sicher gestalten
Ein Leitfaden für Planende, Bauverantwortliche und pädagogisches Fachpersonal
Broschüre der Unfallkasse Hessen

DGUV- Informationsbroschüren

DGUV Information 202-02: Außenspielflächen und Spielplatzgeräte

DGUV Information 202-093: Die Jüngsten in Kindertageseinrichtungen sicher bilden und betreuen

DGUV Information 202-062: Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen

DGUV Information 202-081: Trampoline in Kindertageseinrichtungen und Schulen

DGUV Information 202-072: Seilgärten in Kindertageseinrichtungen und Schulen

DGUV Information 202-018: Klettern in Kindertageseinrichtungen und Schulen

DGUV Information 202-074: Mit Kindern im Wald

Aktualisiert: Empfehlungen für Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter

Viele spätere Verhaltensweisen werden bereits im Kleinkindalter erlernt und verfestigt. Deshalb ist es wichtig, Familien dabei zu unterstützen, dabei kompetent zu entscheiden, was dem langfristigen Wohlbefinden des Kindes dient. Pädagogische Fachkräfte haben dabei eine spannende und nicht zu unterschätzende Rolle, denn sie können neben der Familie  als Vorbild fungieren, außerdem fragen Eltern in der Kita auch um Rat.

Die neuen Handlungsempfehlungen in aller Kürze lauten:

Kleinkinder sollen ihre Mahlzeiten in einem regelmäßigen Rhythmus bekommen. Sie sollen an den Mahlzeiten der Familie teilnehmen und so oft wie möglich gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern essen. Die Beachtung der Hunger- und Sättigungssignale des Kindes trägt zur Entwicklung eines gesundheitsfördernden Essverhaltens bei. Die empfohlene Kleinkindernährung enthält reichlich pflanzliche Lebensmittel und tierische Lebensmittel in mäßigem Umfang. Kleinkinder sollen sich auf vielfältige Weise bewegen. Eltern sollen Bewegungserfahrungen aktiv unterstützen. Bildschirmmedien sind für Kleinkinder nicht empfehlenswert.

Quelle: mit Material von springermedizin.de

Kinder, bewegt euch

Die Fachkräfte hatten ein Angebot der Unfallkasse Nord angenommen, für ein halbes Jahr an einem bewegungspädago­gischen Fortbildungsprojekt teilzunehmen, in dessen Rahmen das Material – orientiert nach Hengstenberg und Pikler – ausgeliehen werden konnte. Geschultes Personal hat die Kita außer­dem über den gesamten Projektzeitraum inten­siv betreut und stand bei Fragen immer hilfreich zur Seite.

 

KURZ GESAGT!

_Bewegungsangebote nach Hengstenberg und Pikler schulen neben Gleichgewicht und Moto­rik auch Fantasie und Selbstbewusstsein

_Viele positive Effekte in allen Altersstufen

_Fachkräfte beobachten, begleiten und bestärken – leiten jedoch kaum an

 

Nur ein Karton pro Tag durfte ausgepackt werden, um die Kinder nicht zu überfordern. Denn was da zum Vorschein kam, war immer verlockend und hatte einen großen Aufforderungscharak­ter. „Nachdem wir uns mit dem Mate­rial vertraut gemacht hatten, fand für zwei Erzieherinnen die erste von drei Schulungen statt“, erzählt Kitaleiterin Gabriela Heiden. Obwohl die ersten Schulungen noch digital abgehalten wurden, kamen praktische Übungen nicht zu kurz. Die Kolleginnen wiederum gaben ihr neues Wissen ans Team weiter.

Und dann kamen die Kinder. „Barfuß, niedrig beginnend, viel Geduld und Zurückhaltung – das waren die Tipps, die uns mit auf den Weg gege­ben wurden“, erinnert sich Gabriela Heiden. Nach einigen Umräumaktionen war im neuen „Bau­ und Turnzimmer“ auch ausreichend viel Platz geschaffen, um das tolle Material täglich nutzen zu können. Nach etwa sechs Wochen bekamen auch die Eltern bei einem Elternabend Gelegenheit, auf den Balancierstangen, Hühner­leitern, Rutsch­- und Kippelbrettern ihr Gleich­gewicht zu testen. Die Pädagogin schmunzelt: „Barfuß klettern und balancieren – das ist für uns Erwachsene sicher nicht alltäglich.“

Keine Vorgaben an die Kinder

Anfänglich nutzten die Kinder das Bewegungs­material ausschließlich zur Verbesserung der grobmotorischen Fähigkeiten; es wurde viel gerutscht und neue Kletteroptionen ausprobiert. Die Kinder kletterten, turnten, balancierten mit offenen und geschlossenen Augen. Jedes Kind in seinem Tempo mit selbst gewählten Heraus­forderungen. Vorgaben durch Erwachsene gab es in der Regel nicht.

Später errichteten die Kinder Bewegungsland­schaften. „Sie spielen etwa, dass der Boden Lava ist und nicht berührt werden darf“, führt Heiden aus. Oftmals zeigte ein Kind etwas und die anderen Kinder versuchten es anschließend ebenfalls. Die älteren Kinder nutzten das Mate­rial auch viel für Rollenspiele, sie bauten damit Häuser oder Ställe für Spielzeugtiere. Die unter Dreijährigen dagegen verwendeten das Material meist in ihrer Ursprungsform. Für diese Alters­gruppe bauten die pädagogischen Fachkräfte etwas auf oder gestalteten gemeinsam mit ihnen eine Bewegungslandschaft. Eine Fachkraft blieb über den gesamten Zeitraum mit im Zimmer. Bei den Einjährigen ließ sich sehr gut beobachten, wie hoch konzentriert sie bei der Erkundung des Materials waren, verschiedene Möglichkeiten beim Überwinden von Hindernissen ausprobier­ten und dabei sehr bedacht und genau handel­ten (beispielsweise Umgreifen der Hände). Die Kitaleiterin: „Dies unterstützt sie enorm in ihrer Motorik und Selbsteinschätzung.“

Rolle der pädagogischen Fachkräfte: begleiten und bestärken

Klar, dass es für die Nutzung der Geräte auch Regeln geben muss, damit nichts passiert: nur barfuß, nicht drängeln und schubsen, nur das tun, was man sich allein zutraut, und immer noch einmal die Erwachsenen den sicheren Aufbau des Parcours prüfen lassen. Die Fach­kräfte erinnern die Kinder immer wieder daran – und die Kinder sich gegenseitig. Der selbst­ständige Umgang mit dem Material zeigt sich auch in einem erhöhten Selbstwertgefühl. „Die Kinder kommen stolz zu uns und möchten uns gebaute Objekte zeigen oder was sie schon können oder sich zutrauen“, erzählt Gabriela Heiden. Ihre Beobachtung ist, dass die Kinder sich sehr gut selbst einschätzen können und instinktiv wissen, was sie eigenständig bewerk­stelligen können. Die Rolle der pädagogischen Fachkräfte beschränkt sich darauf, die Kleinen moralisch zu unterstützen, ihnen Zuspruch und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu geben. „Wir greifen in der Regel nicht aktiv ein“, betont die Pädagogin. Obwohl das Projekt eigentlich zeit­lich auf ein halbes Jahr befristet war, hat sich die Kita Schatzmoor aufgrund der rundum posi­tiven Beobachtungen dazu entschieden, das Material dauerhaft zu behalten. Im Bau­ und Turn zimmer wird also weiterhin balanciert.

 

Das Kinderhaus Schatzmoor ist eine Montessori­pädagogische Kindertagesstätte und liegt in Süderbrarup bei Flensburg. Die Kita betreut insgesamt 46 Kinder von einem bis sechs Jahren in drei Gruppen.